SailGPWer erreicht das 2-Millionen-Dollar-Finale? Frankreich schockt Spanien mit Wow-Starts

Tatjana Pokorny

 · 14.07.2024

Quentin Delapierre und Team Frankreich ließen am ersten der beiden SailGP-Finaltage in San Francisco mit brillanten Starts keinen Zweifel daran, dass sie ihren Traum vom Finaleinzug wahr machen wollen
Foto: Samo Vidic for SailGP
Fast erinnert der Showdown beim SailGP-Finale in San Francisco ans Halbfinale der Fußball-EM: Auch da war Frankreich im Duell mit Spanien mit 1:0 in Führung gegangen. Am Ende aber zogen die Spanier mit 2:1 ins Finale ein. Doch wie wird das Sonntagsfinale der Segelsport-Weltliga ausgehen? Nach brillanten Starts an Tag eins stehen die Franzosen mit einem Bein im 2-Millionen-US-Dollar Finale gegen Neuseeland und Australien. Oder können sich die Spanier in der Nacht zum Montag berappeln und zurückschlagen?

Quentin Delapierre und seine Les Bleus haben den finalen Gipfel der vierten SailGP-Saison imposant eröffnet: Nach drei herausragenden Starts, einem Rennsieg und zwei dritten Rängen führen Frankreichs SailGP-Asse das Klassement beim Showdown in San Francisco vor Dänemark und Kanada an. Für die Franzosen geht es im prominenten US-Revier um nichts weniger als einen Platz im Zwei-Millionen-US-Dollar-Finale, für das Neuseeland bereits sicher und die Australier ohne dramatische Aussetzer so gut wie qualifiziert sind.

Das SailGP-Duell um den dritten Finalplatz

Um den dritten Finalplatz aber tobt ein packendes Duell. Mit den besten Aussichten waren Diego Botin und seine Spanier als Saison-Dritte vor dem Showdown in die Arena von San Francisco eingezogen. Nach zwölf Events hatten Los Gallos im Saisonklassement fünf Punkte Vorsprung vor den Franzosen. Das sah nach einem guten Polster aus. Doch nun haben es Steuermann Quentin Delapierre und sein Team zwischen Alcatraz und Golden Gate Bridge krachen lassen. Mit drei brillanten Starts haben sie sogar die Event-Führung nach den ersten drei von fünf Fleetraces bis zum großen Finale am späten Sonntagabend übernommen.

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Dabei ließen Quentin Delapierre und sein Team – vom Steuermann über die Crew bis zu den Coaches die Repräsentanten des französischen Orient Express Racing Teams – die Auswirkungen ihres Intensiv-Trainings im America’s Cup erkennen. Auch wenn im America’s Cup auf foilenden Einrumpfyachten und nicht auf Katamaranen wie den SailGP-F50-Geschossen gesegelt wird: Timing, Positionierung, Selbstbewusstsein und die Abstimmung an Bord waren bei den Franzosen am Samstag beeindruckend.

Frankreich brilliert, Spanien patzt

Gleichzeitig patzten die Spanier heftig, brachten sich mit extrem schwachen Starts um ihre so gute Ausgangsposition und fanden sich nach dem ersten der beiden Finaltage im San-Francisco-Klassement plötzlich nur auf Platz sieben wieder. Übersetzt aufs Saisonklassement bedeuteten die Ergebnisse am Sonntagmorgen vor den letzten beiden Fleetraces bis zur Entscheidung, dass die Franzosen nach Neuseeland und Australien ins Finale einziehen würden. Zwei weitere Fleetraces bleiben Spanien in der Nacht zum Montag, um das Blatt doch noch zu ihren Gunsten zu wenden.

Sind wir bereit für morgen? Auf jeden Fall! Es ist noch nicht vorbei” (Quentin Delapierre)

Quentin Delapierre zog nach dem ersten der beiden SailGP-Finaltage hoffnungsfroh Zwischenbilanz: “Der erste Plan war, uns auf uns selbst zu konzentrieren – einfach zu versuchen, Erster zu sein, und uns in die Starts zu stürzen. Sind wir bereit für morgen? Auf jeden Fall! Es ist noch nicht vorbei. Die Spanier sind unglaubliche Athleten, die nicht leicht zu schlagen sind. Wir müssen uns also auf die beiden Rennen morgen konzentrieren und geduldig sein, um zu versuchen, am Ende fünf Punkte zwischen sie und uns zu bringen.” Die überragenden Leistungen der Franzosen beeindruckten umso mehr, als dass Les Bleus aufgrund technischer Probleme mit ihrem F50-Foiler nicht am Freitagstraining vor dem Showdown hatten teilnehmen können.

Viele Beobachter fragten sich angesichts der verpatzten Zauder- und Zweite-Reihe-Starts der Spanier, ob der Druck für Diego Botin und seine Los Gallos in San Francisco womöglich zu groß für die junge spanische Mannschaft sei. Nach sehr schwachen Starts konnten die Spanier zwar in den Rennen wieder einiges an Boden gutmachen, kamen aber mit den Rängen 7, 6 und 5 zunächst nicht über Platz sieben im San-Francisco-Klassement hinaus. Der würde im Abgleich zu den herausragend agierenden Franzosen nicht zum Einzug ins Triple-Finale der Saisonbesten reichen.

Ein Rennsieg für Tom Slingsbys Flying Roos

Zwei Rennen bleiben den Spaniern in der Nacht von Sonntag auf Montag, um den Franzosen das Finalticket noch zu entreißen. Da werden Erinnerungen wach ans Halbfinale der Fußball-EM, wo im Halbfinale Frankreich zunächst mit 1:0 in Führung gehen konnte, bevor Spanien die Partie 2:1 gewann und ins Finale einzog, dass am selben Sonntag wie das große SailGP-Finale ausgetragen wird. Spaniens Taktiker und Grinder Joan Cardona sagte: “Wir haben wirklich gute Arbeit geleistet, das Boot über den Kurs zu bringen. Wir haben nur offensichtlich Fehler bei den Starts gemacht, also müssen wir morgen einfach einen Weg über die Startlinie finden.”

Uns liegen die druckvollen Bedingungen in San Francisco” (Tom Slingsby)

Mit drei verschiedenen Siegern in jedem der drei Rennen an SailGP-Tag eins zwischen Golden Gate Bridge und Alcatraz zeigte die Weltliga ihre Vielfalt: Auf Frankreichs Sieg im ersten Rennen folgte eine Meisterleistung des dreimaligen Saisonmeisters Tom Slingsby und seinen Flying Roos. Da machten Australier schon einmal deutlich, warum die Flying Roos im Revier von San Francisco noch nie geschlagen wurden. Mit dem Sieg in Fleetrace 2 kam Australien dem morgigen Zwei-Millionen-Dollar-Finale einen großen Schritt näher. “Uns liegen die druckvollen Bedingungen hier in San Francisco”, hatte der SailGP-Rekordsieger bereits vor dem ersten Start gesagt und seinen Worten Taten folgen lassen.

Beeindruckt haben auch die Dänen: Das Rockwool Team Denmark lag beim 13., letzten und wichtigsten SailGP-Gipfel der vierten Saison nach den ersten drei Fleetraces zunächst hinter Frankreich und den Impact-League-Siegern vom Team Emirates GBR auf Rang drei, kann das Saisonfinale aber nicht mehr erreichen.

SailGP-Macher kündigen Trainingscamps an

Keinen optimalen Tag erwischte das Germany SailGP Team um Fahrer Erik Heil. Beim Abschluss der Premierensaison der jüngsten Liga-Neuzugänger agierte das deutsche Team vor allem in den Starts unglücklich. Zwar konnte das deutsche Team von Sebastian Vettel und Thomas Riedel anschließend auf dem Kurs immer wieder Boden gutmachen und teilweise bis ins Mittelfeld der 10-Boote-Eliteflotte vorstoßen, doch kam bei seinem ersten Regattaeinsatz mit den kleinsten Segelflügeln in druckvollen Bedingungen nicht gut über die Startlinie. Als Achte nach drei von fünf Fleetraces konnten Erik Heil und sein Team jedoch die Schweizer und die Amerikaner beim Kräftemessen in San Francisco zunächst hinter sich lassen.

Gute Nachrichten gab es sowohl für das Germany SailGP Team als auch die Amerikaner und die Dänen. Diese drei Teams dürfen im August am ersten von zwei Trainingscamps auf den F50-Foilern teilnehmen, die von der Liga an diesem Wochenende angekündigt wurden. Das dreiwöchige Intensiv-Training vor Bermuda soll den weniger erfahrenen Teams helfen, ihren Rückstand zu den erfahrenen Liga-Giganten zu verkleinern.

Das Germany SailGP Team kommt als jüngster Liga-Neuzugang am Ende der ersten Saison auf nur rund 60 Tage Einsatz auf den Katamaranen. Liga-Schwergewichte wie die Australier dagegen kämen auf bis zu 700 Tage, erklärte Erik Heil. “Und dabei bleiben sie ja nicht stehen”, sagte der zweimalige olympische Bronzemedaillengewinner im 49er zur fordernden Aufholjagd seiner Mannschaft. Ein weiteres SailGP-Trainingscamp mit allen Liga-Teams ist für Oktober vor Dubai geplant, wo anschließend auch ein Event der fünften Saison ausgetragen wird.

Gut möglich ist, dass alle Teams im Rahmen ihrer Fortbildung über Nacht in San Francisco zunächst die brillanten Starts der Franzosen studiert haben, um die eigenen zu optimieren. Hier sind die formidablen Moves der Les Bleus in den Höhepunkten des Tages zu sehen:

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