Die Karten scheinen vor der fünften Regatta der fünften SailGP-Saison verteilt: Die Favoriten aus Großbritannien, Australien, Neuseeland und Titelverteidiger Spanien besetzen nach dem ersten Saison-Drittel diee vorderen Plätze im des Klassements.
Im Mittelfeld drängeln sich nach vier von 13 Events das gerade in Los Angeles siegreiche Northstar SailGP Team Kanada, das furiose, aber noch unbeständig agierende französische Team, Sébastian Schneiters aufstrebende Schweizer und die italienischen Aufsteiger um Nacra-17-Doppel-Olympiasieger Ruggero Tita aus Italien.
Im hinteren Drittel haben Dänen, Amerikaner, Brasilianer und Deutsche zu kämpfen, wollen aber ebenfalls nach oben und haben in unterschiedlicher Intensität auch schon das Vermögen dafür zeigen können. Alle vier Teams haben ihre aktuelle Position im Liga-Unterhaus auch schwergewichtigen Saisonstrafpunkten zu verdanken, die sie in Folge von selbst verursachten Kollisionen und Kenterungen kassierten.
Die Dänen, in dieser Saison schon einmal Vierte in Sydney, haben am vergangenen Wochenende in Los Angeles ihren F50-Foiler bei einer zu engen Tonnenrundung gecrasht. Die enttäuschende Kunde zwei Tage vor dem vorausliegenden Gipfel unter der Golden Gate Bridge: Team Rockwool Dänemark wird auch das Rennwochenende in San Francisco verpassen, weil das Boot in der nur sechstägigen Pause zwischen den beiden US-amerikanischen Events nicht rechtzeitg repariert werden kann.
Das Germany SailGP Team dagegen wird am Samstag hungrig an der Startlinie aufkreuzen. Aktuell hängt die rote Schlusslicht-Laterne im Heck des deutschen Rennkatamarns. An Erik Heil und seiner Crew hatten die SailGP-Richter mit 32 Event- und daraus resultierenden zwölf Saisonstrafpunkten das härteste Exempel statuiert.
Vor Regatta fünf ist das GER-Saisonkonto immer noch mit minus zwei Zählern belastet. Andererseits hatte das deutsche Team mit Platz sieben in Los Angeles, dabei ein zweiter Rang zum Abschluss, auch einige schöne Glanzpunkte setzen können. Wie es dem deutschen Team in seiner erst zweiten SailGP-Saison vor den noch ausstehenden neun Events geht, zu denen auch die Deutschland-Premiere in Sassnitz am 16. und 17. August zählt (zum Ticketverkauf hier), sagt CEO Tim Krieglstein im aktuellen Interview:
Wir haben uns seit Saisonbeginn sportlich weiterentwickelt und bewegen uns mittlerweile Richtung Mittelfeld, teilweise sogar ins vordere Mittelfeld. Das spiegelt sich im aktuellen Saison-Ranking nicht vollständig wider, insbesondere durch die harten Strafen beim Event in Sydney. Dennoch zeigt unsere Lernkurve, dass wir bereits in der Lage sind, phasenweise mit den besten Teams mitzuhalten – wenn alles optimal zusammenläuft. Allerdings fehlt uns noch die Konstanz, um dieses Niveau kontinuierlich abzurufen. In dieser Liga werden kleine Fehler sofort bestraft, das ist Teil der Herausforderung.
Die größte Herausforderung ist mit Abstand die stark begrenzte Trainingszeit auf den Booten. Unser Team muss noch weiter zusammenwachsen und das Boot besser beherrschen. Da die Boote entweder im Wettkampf oder in Containern auf dem Weg zum nächsten Austragungsort sind, gibt es kaum Möglichkeiten für zusätzliches Training.
Weltweit existieren nur diese zwölf Boote. Der Simulator bietet aktuell noch nicht die Qualität, die für ein effektives Training nötig wäre. Hinzu kommt, dass wir gegen Teams antreten, die bereits eine bestehende Infrastruktur und viel Erfahrung aus dem America’s Cup mitbringen – insbesondere im Bereich Datenanalyse. Genau das bauen wir gerade erst auf.
Was uns optimistisch stimmt, ist die hohe Lernfähigkeit unseres Teams. Das gesamte Feld ist seit unserem Einstieg stärker geworden, und trotzdem gelingt es uns, die Lücke nach oben weiter zu schließen. Gleichzeitig fehlt uns noch die Erfahrung, als professionelles Segelteam über längere Zeit auf höchstem Niveau zu arbeiten. Hier sind die etablierten Teams klar im Vorteil. Sportlich müssen wir insbesondere an unseren Starts und den taktischen Entscheidungen bis zum ersten Wendegate arbeiten, um mehr Konstanz in unsere Rennen zu bringen.
Wir sind in unserer ersten Saison sehr stark gestartet. Gerade durch die aktive Unterstützung von Sebastian Vettel konnten wir eine große Reichweite erzielen. Die Deutsche Bank ist ein starker Partner seit Anbeginn und unterstützt finanziell, mit ihrem Netzwerk und in der Kommunikation sowie bei gemeinsamen Projekte vor allem im Nachhaltigkeitsbereich.
Uns hilft es sehr, dass ein so glaubwürdiger Partner sein Engagement mit uns in dieser Saison verdreifacht hat. Natürlich – und das ist kein Geheimnis – ist der Betrieb des Teams teuer und wir machen noch Verluste, die aktuell von den Eigentümern aufgefangen werden. Auch wenn das Budget im Vergleich zu anderen Rennsport-Formaten klein ist und es ein Budget-Cap von 10 Millionen US-Dollar gibt, ist das eine der großen Aufgaben.
Wir haben vielversprechende Gespräche trotz der schlechten Stimmung in der deutschen Wirtschaft und sind zuversichtlich. Warum? Global ist der SailGP auf einem rasanten Wachstumskurs , auch weil wir in Deutschland mit dem ZDF als Broadcaster viele Menschen erreichen. In diesem Jahr wird es auch ein Rennen in Deutschland geben und uns helfen weitere Partner anzuziehen. Im Vergleich zu anderen Teams müssen wir uns nicht verstecken. Großbritannien, Frankreich und Brasilien sind profitabel. Von anderen wissen wir es nicht genau. Wichtiger aber ist, dass die Liga vor dem Break Even steht!
Für uns ist die SailGP-Liga besonders attraktiv, weil sie den Segelsport neu definiert und einem breiten Publikum zugänglich macht. Durch den innovativen Rennmodus, der moderne Visualisierung mit packender Live-Action kombiniert, entsteht eine einzigartige Mischung aus Spitzensport und Zuschauerfreundlichkeit.
Während traditionelle Segelwettbewerbe oft schwer verständlich sind, setzt SailGP gezielt auf Technologie, um den Sport greifbarer zu machen. Echtzeit-Daten und grafische Overlays sorgen für ein immersives Erlebnis – sowohl am Bildschirm als auch live vor Ort. Die Rennen nahe der Küste bieten den Fans ein einzigartiges, mitreißendes Spektakel.
Besonders spannend ist für uns der technologische Fortschritt, den SailGP vorantreibt. Künstliche Intelligenz hilft dabei, Renndaten anschaulicher aufzubereiten und komplexe Regeln verständlich zu machen, wodurch der Rennverlauf noch besser nachvollziehbar wird.
Darüber hinaus schätzen wir den klaren Fokus auf Nachhaltigkeit. SailGP setzt neue Maßstäbe, indem umweltfreundliche Technologien integriert und nachhaltige Lösungen für den Sport entwickelt werden. In einer Zeit, in der Sport über den Wettkampf hinaus Verantwortung tragen sollte, ist es für uns essenziell, Teil einer Liga mit einer zukunftsorientierten Vision zu sein.
Mittelfristig wollen wir ins Mittelfeld aufschließen, die Bekanntheit durch das Rennen in Deutschland und die Partnerschaft mit dem ZDF deutlich vorantreiben sowie die Finanzierungslücke schließen. Langfristig geht es natürlich darum, aufs Podium zu kommen und eine Bewegung füs Foiling in Deutschland zu wecken!
Am Wochenende (22./23. März) geht es in San Francisco zur Sache. Das ZDF wird die Rennen jeweils am Samstag und am Sonntag ab 22.30 Uhr live im Streaming übertragen. Kommentator ist an beiden Tagen Nils Kaben. Hier geht es zum Rückblick auf die Höhepunkte vom letzten Event in Los Angeles:
Der Klassiker! Diese ZDF-Dokumentation stellte das Germany SailGP Team zu Saisonbeginn vor – sie bleibt ein sehr guter Überblick – und gibt intensive Einblicke in die Arbeit des deutschen Teams: