SailGPVettels Team strauchelt, Neuseeländer greifen nach 2 Millionen US-Dollar

Max Gasser

 · 24.06.2024

Die Flotte unter Führung des Emirates Great Britain SailGP Teams vor dem Canada SailGP Team und dem USA SailGP Team passiert am zweiten Renntag des Mubadala New York Sail Grand Prix in New York, USA, das One World Trade Center und die Skyline von New York City
Foto: Bob Martin for SailGP
Der Neuseeländer Peter Burling hat den zweiten Renntag beim SailGP in New York dominiert und den fünften Saisonsieg eingefahren. Das deutsche Team hatte vor der Freiheitsstatue Probleme, in Fahrt zu kommen, während das Heim-Event für Taylor Canfields US-Segler zum Desaster wurde

Mit den Kiwis steht der erste Finalist der vierten SailGP-Saison fest. Am Olympia-Goldmedaillengewinner und zweifachen America’s-Cup-Sieger Peter Burling und seinem eingespielten Team war insbesondere in den Wettfahrten am Sonntag kaum ein Vorbeikommen.

Die von ihm tags zuvor betonte Wichtigkeit der Starts zeigte sich in allen Rennen. Im Finale gelang ihm gar ein Start-Ziel-Sieg vor Kanada und Großbritannien. „Ich bin sehr stolz auf das Team. Wir wissen, dass jetzt nur noch das letzte Rennen wirklich zählt“, sagte der 33-Jährige.

Das Grand Final wird in drei Wochen in San Francisco mit den Top-3 der Tabelle im Winner-takes-it-all-Modus ausgefahren. Die zuvor ersegelten Saisonpunkte werden annulliert, der Sieger eines einzigen Rennens erhält zwei Millionen US-Dollar Preisgeld. In den vorangegangenen Saisons waren es stets die Australier, die vor der Golden Gate Bridge die Nerven bewahrten. Zwar ist das Team um Steuermann Tom Slingsby noch nicht endgültig für das Finalrennen qualifiziert, machte am Big Apple allerdings einen wichtigen Schritt in diese Richtung.

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SailGP: 2-Millionen-Dollar-Duell zwischen Slingsby und Burling?

Dabei sah es bis zum letzten Rennen nicht wirklich nach einem erfolgreichen Wochenende für sie aus. Doch mit einem fabelhaften Sieg im letzten Rennen katapultierte man sich noch auf Rang vier in New York. Im Gesamtklassement zieht das Team damit wieder an Spanien vorbei und klettert auf Platz zwei. „Wir wollten im Hinblick auf San Francisco etwas Momentum aufbauen, was uns nicht wirklich gelungen ist“, kommentierte Slingsby. Dennoch reise man aufgrund vergangener Erfolgserlebnisse selbstbewusst an die Westküste.

Um tatsächlich im letzten Rennen der drei besten Teams antreten zu dürfen, muss auch in den regulären Event-Rennen beim letzten Auftritt der Saison zuvor eine gute Leistung auf den Kurs gebracht werden. Gleiches gilt für Diego Botins Spanier, die derzeit mit zwei Punkten Rückstand auf dem dritten Platz liegen. Insbesondere Frankreich (5 Punkte Rückstand) und Kanada (9 Punkte Rückstand) lauern dahinter und haben noch gute Chancen auf eine Startberechtigung im 2-Millionen-Dollar-Finale.

Deutschlands Foiling-Experten taten sich in den anspruchsvollen Bedingungen auf dem Hudson River derweil an beiden Tagen schwer und hatten Mühe, guten Speed zu finden. In der Tabelle liegt das Germany SailGP Team nach dem vorletzten Event der Saison weiterhin vor der Schweiz auf dem neunten Platz. Steuermann Erik Heil resümierte: „Die Marginal-Foiling-Bedingungen sind immer noch die größte Herausforderung für uns. Die Starts waren nicht überragend, aber okay. Dadurch, dass wir ein bisschen langsamer sind und immer etwas später auf die Foils kommen, haben wir über die Rennen hinweg immer verloren. Das ist dann schwierig zu verteidigen.“

Punktstrafe: Sebastian Vettels SailGP-Team bereits vor dem ersten Start im Hintertreffen

Der Event hatte für das Team von Thomas Riedel und Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel bereits denkbar schlecht begonnen. Im Practice Race am Freitag verschuldete man unglücklich eine Berührung mit dem australischen Team. Das führte nicht nur zu Punktabzug im Saison-Ranking, sondern auch für den Event in New York. Man startete also bereits mit vier Punkten im Minus.

Am ersten offiziellen Wettfahrttag wurden die zehn Teams dann mit überaus anspruchsvollen Bedingungen konfrontiert. Gewitterzellen brachten zunächst Böen mit bis rund 20 Knoten Windgeschwindigkeit und dann schon im zweiten Rennen zunehmend Flaute, sodass kein drittes Tagesrennen durchgeführt werden konnte. „Es lief nicht gut, und wir sind nicht zufrieden“, lautete das ernüchternde Fazit des zweimaligen Bronzemedaillengewinners Erik Heil nach den Plätzen acht und neun.

Bei zumindest etwas konstanteren Foiling-Bedingungen am unteren Windlimit lief es am Sonntag deutlich besser, wenngleich sich das nicht vollends in den Ergebnissen zeigte. Nach Rang sieben im ersten Tagesrennen war man in der zweiten Wettfahrt des Tages auf dem besten Weg, eine Platzierung unter den besten fünf ins Ziel zu bringen. Vor der letzten Runde fiel dann allerdings die Entscheidung gegen ein zusätzliches Manöver und für die benachteiligte Seite des Gates. Das kostete wertvolle Meter, und man überquerte die Ziellinie vor Governor’s Island lediglich auf dem achten Platz. Von dort aus hatten rund 8.000 Zuschauer das Spektakel vor der wohl beeindruckendsten Kulisse im SailGP verfolgt.

Ab kommender Saison: erstes südamerikanisches Team in der Formel 1 der Meere

„Wir sind dennoch erst mal zufrieden“, sagte Heil zurück an Land. „Es war gut, dass diese Bedingungen noch mal kamen, denn wir müssen ja besser werden darin.“ Als einziges Team nutzten die Newcomer im direkten Anschluss an den Zieleinlauf prompt die Gelegenheit für weitere Trainingsschläge, bevor der Kurs vom Event-Finale beansprucht wurde.

Verbesserungspotenzial wäre dabei zumindest bei den US-Amerikanern ebenfalls ausreichend vorhanden gewesen. Vor der Skyline von New York setzte sich die Negativserie mit einem vollkommen aussichtslosen zehnten Platz fort. Die größten Highlights bot Steuermann Taylor Canfield derweil mit reichlich Sticheleien gegen Kanadas Phil Robertson auf der Pressekonferenz am Freitag. Jener war sich nicht zu schade zurückzuschießen und beendete den Event mit Platz zwei, zudem weit vor dem Heimteam.

Aufgrund fehlender finanzieller Selbstständigkeit durch Investoren ist sein Team für die kommende Saison allerdings noch nicht gesichert. Die Ankündigung des ersten südamerikanischen Teams zur kommenden Saison setzt die Kanadier, genauso wie Spanien, Frankreich und Neuseeland, noch stärker unter Druck. Sie sind die letzten verbleibenden Teams, die durch die Liga finanziert werden.

Das neue Team kommt aus Brasilien und soll von Anfang an auf eigenen Beinen stehen. Die staatliche Aktiengesellschaft Mubadala aus den Vereinigten Arabischen Emiraten steht hinter dem Projekt. Brasilien zählt zu den erfolgreichsten Segelnationen im olympischen Bereich, an leistungsstarken Athleten dürfte es also nicht scheitern. Bisher sind keine Namen offiziell bekannt, aber neben Größen wie Robert Scheidt scheint auch die Rückkehr der ehemaligen Team-Germany-Strategin Kahena Kunze nach den Olympischen Spielen möglich. Auch 49er-FX-Steuerfrau Martine Grael, mit der Kunze zweimal in Folge olympisches Gold gewann, dürfte eine Kandidatin sei.


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