SailGPTeam Germany zeigt nach unglücklichem Bruch viel Potenzial

Tatjana Pokorny

 · 24.09.2023

Hier ging es im Dreikampf in Richtung Ziellinie
Foto: Ricardo Pinto for SailGP
Es war ein bewegtes und bewegendes Wochenende für das Germany SailGP Team im italienischen Golf von Tarent. Ein gebrochenes Foil des deutschen F50-Rennkatamarans belastete Steuermann Erik Heil und seine Crew dreimal mit der maximalen Punktzahl. Am Finaltag aber beeindruckte die Mannschaft bei ihrem erst vierten Start mit zwei Top-Fünf-Platzierungen

Es geht weiter aufwärts für Sebastian Vettels und Thomas Riedels neuen Segelrennstall: Das Germany SailGP Team hat bei der erst vierten Regatta seit dem Einstieg in die Profiliga SailGP im Juni an diesem Sonntag erstmals zwei Top-Fünf-Ränge eingefahren. Dass es im italienischen Golf von Tarent im Wettstreit mit den Segelgroßmächten am Ende trotzdem nur zum neunten und letzten Platz reichte, war dem Foil-Bruch vom Vortag geschuldet.

Ein Frühstart und starke Leistungen in flauen Winden

Am Samstag war im ersten Rennen des italienischen SailGP-Gipfels ein Board des deutschen Rennkatamarans gebrochen. Dadurch kam das Team erst als letztes ins Ziel und verpasste die beiden folgenden Läufe. Diesen nicht selbst verschuldeten Rückstand konnte die Mannschaft am Sonntag trotz guter Leistungen nicht mehr ausgleichen. Nach ersten Untersuchungen ist nicht ausgeschlossen, dass die Führung für das Foil bereits angeschlagen war, als das Germany SailGP Team ins erste Rennen ging. Eine intensive Datenanalyse zur genauen Ermittlung der Bruch-Ursache läuft mit den Liga-Experten.

Die Wende kam für Team Germany am zweiten Tag in Tarent: Steuermann Erik Heil, Strategin Kahena Kunze, Flügeltrimmer Stuart Bithell, Flight Controller James Wierzbowski, der Kieler Grinder Jonathan Knottnerus-Meyer und weitere Crew-Mitglieder machten sichtlich Druck bei den Starts. In Rennen vier so viel, dass sie wie vier weitere Teams als knappe Frühstarter identifiziert wurden. Im Ziel reichte es nach starker Leistung in flauen Winden trotzdem zum guten fünften Rang.

Die Führung im letzten Rennen hätten wir schon sehr gerne nach Hause gebracht” (Erik Heil)

Im letzten Fleetrace ging das Germany SailGP Team zwischenzeitlich sogar über eine längere Phase in Führung. Dann aber brachten es sich selbst um den ganz großen Wurf, als es am Tor gegen den Trend im Feld die falsche Seite für die Tonnenrundung wählte. Hier wollten die Entscheider auf dem deutschen F50 nicht in die Abwinde der Konkurrenz geraten und suchten ihre Chance. Doch die Kursseite erwies sich als nicht gewinnbringend. Dass außerdem mehrfache heftige Winddreher von mehr als 50 Grad im “Glücksspiel” waren, erkannten sie beim abendlichen Debriefing anhand der aufbereiteten Daten noch klarer als auf dem Kurs.

Der zweimalige Olympia-Dritte Erik Heil zog deshalb trotz sichtbarem Aufwärtstrend und einigen beeindruckenden Leistungen eine gemischte Bilanz: “Die Führung im letzten Rennen hätten wir schon sehr gerne nach Hause gebracht. Da haben wir uns selbst zurückgesegelt. Wir liegen aber insgesamt weit über dem, was wir für unsere erste SailGP-Saison zu diesem Zeitpunkt erwartet haben.” Dass Russell Coutts ihm im Gespräch attestierte, dass Team Germany schon reif für Top-Fünf-Plätze erscheine, deckte sich mit den gezeigten Leistungen.

Erneuter SailGP-Balsam für Sir Ben Ainslie

Gewonnen hat den italienischen SailGP-Gipfel wie schon die Regatta zuvor in Saint-Tropez Sir Ben Ainslies Team Emirates GBR vor den dreimaligen Saisonsiegern aus Australien um Tom Slingsby. Insbesondere für Ben Ainslie bedeutete der zweite SailGP-Sieg in Folge Balsam nach der Klatsche, die sich sein America’s-Cup-Team Ineos Britannia gerade bei der ersten Vorregatta zum 37. America’s Cup in Vilanova i la Geltrú eingefangen hat. Da wurden die Briten nur Sechste und Letzte.

Auf Platz drei segelte beim Rockwool Italy Sail Grand Prix in Tarent das United States SailGP Team. Dabei konnte das Triple-Finale in den sterbenden Winden nicht beendet werden – es galten die Platzierungen nach den fünf Fleetraces.

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Australien führt die Saisonwertung an

In der mit insgesamt fünf Millionen US-Dollar dotierten Saisonmeisterschaft, an deren Ende die Sieger eine Million US-Dollar gewinnen, liegt Australien (35 Punkte) vor Spanien und Großbritannien (beide 29 Punkte). Die fünfte von zwölf Regatten der vierten SailGP-Saison 2023/2024 wird am 14. und 15. Oktober im spanischen Cadiz ausgetragen.

Mal einen Massenfrühstart im SailGP gesehen? Hier geht es zu den Höhepunkten vom Finaltag in Italien:

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