SailGPTeam Germany im Strafpunkthagel, Australien dominiert

Tatjana Pokorny

 · 08.02.2025

Hier jagen das Germany SailGP Team und die Gegner um eine Marke.
Foto: Jon Buckle for SailGP
Team Germany ist bei der dritten Regatta der fünften SailGP-Saison in Sydney so hart bestraft worden wie nie zuvor eine Mannschaft in der Geschichte der Superliga des Segelsports. Den Strafpunktsturm hatten drei verschiedene Vorfälle im letzten Vorab-Training am Freitag ausgelöst. Auf dem Wasser gaben am Samstag die Top-Favoriten aus Australien den Ton an.

Minus 32 Punkte für die SailGP-Regatta in Sydney! Und weitere mindestens zwölf Minuspunkte für die Saisonwertung – die Höhe stand auch am Samstag noch nicht sicher fest. So hart wurde noch nie ein Team in der SailGP-Geschichte bestraft. Diese Bürde hat nun das Germany SailGP Team am Sonntag und auch bei den kommenden SailGP-Regatten abzutragen.

SailGP-Rekorde, die niemand will

In Sydney wird die Crew um Erik Heil auch bei guten Leistungen nur schwerlich über den letzten Platz hinauskommen können. Im Meisterschaftsklassement greifen die Saison-Minuspunkte erst im Anschluss an den Sydney-Gipfel. Hier lagen die Deutschen vor der dritten von 14 Regatten der fünften SailGP-Saison mit insgesamt sechs Punkten auf Platz neun im Kräftemessen mit zwölf Teams.

Was zu diesem Strafhagel für den deutschen Rennstall geführt hat? Alle drei bestraften Vorfälle hatten sich bereits am Freitag im Training ereignet. Ein erster Zwischenfall mit leichterem Kontakt zwischen den Deutschen und Red Bull Italien hatte im ersten Trainingsrennen die erste Bestrafung mit zwölf Minuspunkten fürs Event und acht Minuspunkten für die Saison zur Folge. Dabei war der deutsche F50-Katamaran ins Heck der Azzurri gefahren.

Drakonische Strafen mit Langzeitwirkung

Im dritten Trainingsrennen der Flotte war das ausweichpflichtige deutsche Team mit Mubadala Brazil kollidiert. Die ebenfalls bestraften Brasilianer fuhren mittig zwischen den beiden Rümpfen ins Heck der Deutschen. Unter anderem brach dabei ihr Bugspriet. Diese Kollision führte zu weiteren zwölf Event-Minuspunkten und acht Saison-Minuspunkten für Team Germany.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Beide Kollisionen waren von der Jury als “Major Damages” (große Schäden) bewertet und daher so hart bestraft worden. Am Ende dieses schwarzen Freitags für Team Germany im Sydney Harbour wurde noch der Flügel des deutschen Katamarans beim Verlassen der Regattabahn beschädigt. Die Jury sah darin eine Regelverletzung und verhängte weitere Minuspunkte, über deren Höhe es zunächst auch von Veranstalterseite unterschiedliche Angaben gab.

Die belastende Gesamtbilanz aus Sicht der deutschen Mannschaft: 32 Minuspunkte für die Regatta am Wochenende und – nach jüngsten Angaben der SailGP-Organisatoren – mindestens ein Dutzend Minuspunkte für die Saison. Für das Germany SailGP Team brachten die harten Urteile gleich zwei “Rekorde”, die keiner will: Die Mannschaft hat die meisten Strafpunkte kassiert, die je an einem SailGP-Tag gegen ein Team ausgesprochen wurden. Dazu die größte Gesamtstrafe, die je für Trainingsvorfälle festgelegt wurde.

Im SailGP-Minus: Team Germany muss kämpfen

Dass Erik Heil und sein Team sich unter dieser Last nicht wegduckten, nicht einbrachen, zeigten sie am Samstag in insgesamt vier Läufen nach forderndem Auftakt mit guten Aktionen und zwei guten Rennen, in denen es teilweise bis auf Rang zwei hochging. Am Ende standen die Einzelergebnisse 10, 11, 6 und 7..

Aufgrund der zwar inzwischen auf 22 Minuspunkte geschrumpften hohen Vorbelastung blieb den Deutschen aber zur Halbzeit nur der elfte und letzte Platz im Zwischenklassement. Das ZDF zeigt die Samstag-Rennen in Sydney hier in voller Länge. Auch am Sonntag ist die in deutscher Sprache kommentierte Rennreportage ab 10 Uhr wieder bei ZDF zu sehen.

Es war ein harter Tag für uns gestern.” Erik Heil

Die Zielsetzung für sein Team unter den neuen fordernden Umständen nannte Erik Heil am ersten Renntag: “Wir versuchen, wieder auf die Beine zu kommen und die Zeit so gut zu nutzen, wie wir können. Es ist heute wieder ziemlich patchy, also wieder recht aufregend. Das sieht man vermutlich bei den Fernsehbildern. Da geht es für alle auf dem Rennkurs ziemlich hoch her. Wir versuchen einfach, das Boot bestmöglich über den Rennkurs zu bringen.”

Die dominante Kraft in Syndey waren am ersten der beiden Renntage im KPMG Australia SailGP die Heimfavoriten. Tom Slingsby und seine “Flying Roos” machten dort dort weiter, wo sie mit ihrem Sieg in Auckland im Januar aufgehört hatten. Team Australien führt die Flotte nach einem überlegen bestrittenen Tag und den Einzelrängen 3, 2, 1 und 1 mit 37 Punkten vor Team Emirates GBR (32 Punkte) mit Steuermann Dylan Fletcher und dem französischen Comeback-Team um Quentin Delapierre (27 Punkte) an.

“Les Bleus” beeindruckten bei ihrem Comeback nach langer Pause bei ihrem ersten Einsatz auf den neuen T-Foils mit Konstanz und den Rängen 4, 3, 8 und 2. In der Herausfordererrunde zum America’s Cup als erstes Team ausgeschieden, konnten Delapierre und seine Mitstreiter dennoch in der Cup-Welt von Barcelona sehr viel wertvolle Erfahrung im Umgang mit den America’s-Cup-Foilern sammeln, die jetzt auch im SailGP hilft.

Starke Franzosen, US-Team bestraft

Zum gelungenen Wiedereinstieg der Franzosen nach zwei verpassten SailGP-Regatten, weil das französische Boot noch nicht bereit war, sagte Quentin Delapierre: “Es war toll, wieder hier in Sydney zu sein. Natürlich wollten wir diese Saison früher beginnen, aber unseren ersten Grand Prix in Sydney bei solchen Bedingungen zu erleben, ist einfach außergewöhnlich. Es ist unglaublich, wieder zu segeln – und das mit den neuen T-Foils. Es war das erste Mal für uns, mit einem völlig anderen Bootshandling. Wir mussten uns sehr anpassen."

Elf internationale Teams kämpften am Samstag in böigen und unbeständigen Bedingungen in den ersten vier von sieben Rennen bis zum Finale um die maximale Punktausbeute. Nicht am Start war das amerikanische SailGP Team, dessen Boot nach der Kenterung im Schlepp am Vortag an diesem Wochenende nicht mehr einsatzbereit ist. Eine Anhörung bestätigte am Samstag die Strafe von acht Saisonpunkten gemäß Regel 57, die Teams für vermeidbare Schäden an ihren eigenen F50-Foilern zur Verantwortung zieht.

Den ersten Rennsieg im Sydney Harbour hatten sich am Samstag Sebastian Schneiter und das Schweizer SailGP Team geholt, in dem mit Arnaud Psarofaghis und Bryan Mettraux – Bruder der besten Vendée-Globe-Skipperin Justine Mettraux – auch einige Erfahrung aus der Alinghi-Herausforderung zum 37. America’s Cup mitsegelt. Die Eidgenossen lagen nach den ersten vier Läufen nur einen Punkt hinter den Franzosen auf Platz vier.

SailGP in Sydney: “Horror-Start” für die Kiwis

Einen “Horror-Start” in den Sydney-Grand-Prix bescheinigte die neuseeländische Tageszeitung New Zealand Herald den co-favorisierten Kiwis. Und hielt fest: “Es ist sehr lange her, dass die Black Foils derart nicht konkurrenzfähig waren.” Aus neuseeländischer Sicht ergaben die Ränge 8, 7, 11 und 11 einen Tag zu Vergessen. Peter Burling nannte “zu viele Fehler” als einen Grund dafür.

Ein heftiger Nosedive und technische Probleme waren weitere Hürden. Sein Team habe danach einen Teil des Flghtcontrol-Systems verloren. Man wachse als Gruppe noch zusammen, wies Peter Burling auch auf die Crew-Wechsel zu dieser Saison hin. Flightcontroller Andy Maloney beispielsweise war ins neue brasilianische Team gewechselt.

Für den erfahrenen Neuseeländer war als junges Talent Landsmann Leo Takahashi in die Mannschaft gekommen, der weiter eine steile Lernkurve im Team der America’s-Cup-Dominatoren absolviert, die im SailGP gerade eine schwere Phase durchmachen.

REPLAY! Hier geht es es zur originalen englischsprachigen Live-Übertragung:

Meistgelesen in der Rubrik Regatta