Zehneinhalb Tage Training – davon drei im Simulator in Belfast und siebeneinhalb auf dem Wasser – müssen Erik Heil und dem Germany SailGP Team zum Einstand genügen. Am Freitag startet ab 23 Uhr deutscher Zeit zum ersten Mal in der Geschichte der international führenden Profiliga SailGP ein Team unter deutscher Flagge in die rasanten Rennen auf F50-Katamaranen. Der zweimalige olympische Bronzemedaillen-Gewinner und 49er-Vizeweltmeister Erik Heil führt die Mannschaft in die Rennen.
Wir müssen und wollen unsere Lernkurve schnellstmöglich nach oben biegen” (Erik Heil)
Der gebürtige Berliner vom Norddeutschen Regatta Verein hat lange um diesen Einstieg gekämpft, für den sich jetzt ein starkes Team formiert hat. Rennstallbesitzer Thomas Riedel und der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel stehen als aktive Manager neben Geschäftsführer Tim Krieglstein und seinem Team hinter der Segelmannschaft, die am 16. und 17. Juni erstmals an der Startlinie einer SailGP-Regatta aufkreuzen wird. Das deutsche Team macht sich keine Illusionen darüber, dass der Einstieg eine Riesenherausforderung bedeutet. Erik Heil sagt: “Wir müssen und wollen uns zu Beginn vor allem auf uns konzentrieren und unsere Lernkurve schnellstmöglich nach oben biegen.”
Ein wichtiger Erfolgsmotor im Germany SailGP Team ist Co-Rennstallbesitzer Sebastian Vettel. Der viermalige Formel-1-Weltmeister sagt: „Ich freue mich sehr darauf, mit einer hochtalentierten Gruppe motivierter junger Segelathleten für den Erfolg zu arbeiten. Es gibt schon lange Parallelen zwischen der Formel 1 und dem SailGP, wo die Boote faszinierende Geschwindigkeiten erreichen und Hightech-Beherrschung eine entscheidende Rolle spielt. Hier möchte ich mit meiner Erfahrung zum Fortschritt des Teams beitragen.“
Für den Einstieg hat Erik Heil erfahrene SailGP-Kräfte an seiner Seite: Olympiasieger und 49er-Weltmeister Stuart Bithell ist als Wing-Trimmer für das Germany SailGP Team im Einsatz. Der 36-Jährige aus Poole war bereits für die Briten und die Schweizer im SailGP-Einsatz. Heil und Bithell kennen sich aus der olympischen Segelwelt gut, standen im japanischen Enoshima bei den Olympischen Spielen gemeinsam auf dem Podium, als der Brite über Gold jubelte und Heil seine zweite Bronzemedaille in Folge gewann.
Nun wollen sie gemeinsam angreifen. Der Australier James Wierzbowski, der im SailGP schon für China und Neuseeland segelte, übernimmt als Flight Controler die Verantwortung für die “Flugqualität” des deutschen F50. Als Strategin blickt die Deutsch-Brasilianerin Kahena Kunze wie Erik Heil ihrer SailGP-Premiere entgegen.
Den Pool für die Grinder bilden zum Einstand der neuseeländische Ruder-Olympiasieger Joe Sullivan, der schon das Emirates Team New Zealand zu zwei America’s-Cup-Siegen gepowert hat, sowie der Amerikaner Dan Morris, der im SailGP schon für Jimmy Spithill und das US-Team gekurbelt hat. Als junges Talent ist Jonathan Knottnerus-Meyer vom Kieler Yacht-Club Mitglied im Start-Aufgebot des Germany SailGP Teams.
Wir treten gegen die besten Segler der Welt in den schnellsten Booten der Welt auf sehr kurzen Kursen an” (Erik Heil)
Der gebürtige Berliner Erik Heil, der auf dem Tegeler See das Segeln lernte und heute einen Hof bei Strande bewirtschaftet, hat das Team mit dem Management zusammengestellt. Heil strebt dem Abschluss seines Medizinstudiums entgegen und war olympisch mit Vorschoter Thomas Plößel lange die Nummer eins im deutschen Skiffsegeln. Beim Aufschlagen seines neuen Karrierekapitels im SailGP weiß Erik Heil, dass seiner Crew eine fordernde Feuertaufe bevorsteht.
Der 33-Jährige aus Strande bei Kiel sagt: “Wir sind sehr realistisch. Wir treten gegen die besten Segler der Welt in den schnellsten Booten der Welt auf sehr kurzen Kursen an. Erfahrenere Teams kommen auf Hunderte Segeltage auf den F50-Booten. Unser erstes Training gegen Konkurrenten findet am Tag vor der Veranstaltung statt. Wir arbeiten hart dafür, schnell große Schritte zu machen, müssen uns aber zunächst vor allem auf uns selbst konzentrieren.”
Heil war schon in seiner olympischen Karriere bekannt für sein extrem hohes Adaptionsvermögen und seine Agilität. Beide Qualitäten sind im SailGP stark gefordert.
Der fünfmalige America’s-Cup-Gewinner und SailGP-CEO Russell Coutts hat die Chancen für das deutsche Team als “langfristig sehr gut” beschrieben. Rennstallbesitzer Thomas Riedel sieht es ähnlich: “Erfolg ist nichts, das sich auf Weltniveau in ein paar Rennen erzielen lässt. Aber wir glauben daran, dass wir ein Team haben, das den Erfolg langfristig erreichen kann.” In anderen Worten: Das Germany SailGP Team backt zum Auftakt bescheidene Brötchen, will in den so oft furiosen und keinesfalls gefahrlosen kurzen Rennen heil über den Kurs kommen und für den Aufstieg in der Superliga des Segelsports lernen.
Im SailGP freut man sich über den Neuzugang aus Deutschland. In einem Pressestatement hieß es: “Wir haben bereits bekannt gegeben, dass Deutschland als neueste Nation in die Liga eintritt. Wenn wir uns ein Land für die nächste Partnerschaft hätten aussuchen können, dann wäre es Deutschland gewesen. Der Einfluss von Formel-1-Champion Sebastian Vettel auf dieses Team ist enorm und wird unser Wachstum bei den Rennsportfans unterstützen. Wir machen große Fortschritte bei diesem Publikum, und es gibt mehrere spannende Möglichkeiten, ein Event in Deutschland zu veranstalten – hoffentlich in Saison 5.”