Das Personalkarussell im SailGP dreht sich immer schneller. Nun steht auch das Germany SailGP Team vor bereits angekündigten Wechseln. Flügeltrimmer Stuart Bithell, der seit dem deutschen Einstieg in die Segel-Formel 1 an der Seite von Erik Kosegarten-Heil um den deutschen Aufstieg kämpft, folgt dem Lockruf aus der Heimat. Der 49er-Olympiasieger von 2021 wechselt ins britische Team, wird dort künftig an der Seite seines olympischen Gold-Steuermanns Dylan Fletcher um Punkte für Team Emirates GBR kämpfen.
Bei den Olympischen Spielen hatten Dylan Fletcher und Stu Bithell im Thriller-Finale von Enoshima ihre heutigen SailGP-Konkurrenten Peter Burling und Blair Tuke sowie Erik Kosegarten-Heil mit Thomas Plößel auf die Silber- und Bronze-Ränge verwiesen. Stu Bithell zählt zu den SailGP-Athleten der ersten Stunde, hat vier von fünf SailGP-Saisons bestritten. Er hatte schon in Saison eins für die Briten gewirkt, bevor er sich eine Auszeit für seine olympischen Ambitionen nahm. Zur dritten Saison kam Bithells Comeback im Schweizer Team, bevor er in den vergangenen beiden Jahren für Team Germany wirkte.
Die Briten vermeldeten die Rückkehr des 39-Jährigen als “Wiedervereinigung”. Stu Bithell selbst sagte: „Ich bin total begeistert, dem Team beizutreten. Es wird etwas Besonderes sein, wieder mit Dylan und Hannah zu segeln, nachdem ich bei den Olympischen Spielen mit ihnen als Teamkollegen im Einsatz war.” Zu seinen künftigen Ambitionen mit dem “Heimteam” sagte Bithell kurz: “Mit dem Gewinnen weitermachen.”
Der Brite weiß, dass er bei seiner neuen Aufgabe im gerade erst in Abu Dhabi zur Saisonmeisterschaft gestürmten Top-Team vor großen Herausforderung steht. Bithell sagte: „Ich ersetze mit ‘Goobs’ (Red.: Iain Jensen) einen großartigen Segler. Ich weiß, dass ich nach dem Gewinn der Meisterschaft in der letzten Saison in große Fußstapfen trete. Aber ich lebe für den Druck und kann es kaum erwarten, mich der Herausforderung zu stellen.“ Mit seinem Gold-Vorschoter hat Stu Bithell seit dem Olympia-Sieg 2021 nicht mehr in einem Boot gearbeitet.
Sir Ben Ainslie, mit vier Goldmedaillen erfolgreichster Segler der Olympia-Geschichte, CEO und Miteigentümer von Emirates GBR, sagte: „Zunächst einmal wünschen wir Iain Jensen alles Gute für seine Rückkehr nach Australien, wo er nun für sein Land antreten wird. Wir alle verstehen und unterstützen seinen Wunsch, wieder für sein Land anzutreten. Iain war viele Jahre lang ein unglaubliches Mitglied unseres Teams, aber wir haben mit Stuart Bithell einen geeigneten Ersatz gefunden, zumal er Dylan aus ihrer gemeinsamen Zeit als Wettkämpfer und Racer sehr gut kennt.”
Für das Germany SailGP Team bringt Bithells Wechsel ins Team Emirates GBR zunächst eine Unterbrechung der zuletzt mit wachsenden Erfolgen aufgebauten und umgesetzten Teamdynamik. Mit Erik Kosegarten-Heil und dem deutschen Rennstall hat Stuart Bithell erfolgreich für den Aufstieg in der Super-Liga gekämpft. In diesem Jahr gelang dem Germany SailGP-Team der historisch erste Event-Sieg auf dem Genfersee. Nun geht es für das Team von Unternehmer Thomas Riedel, dem viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel und weiteren Anteilseignern ohne Bithell in die Zukunft.
Team Germany hat aber längst auf den Wechsel reagiert und bereits einen neuen Flügeltrimmer verpflichtet, dessen Namen das Team jedoch erst am Donnerstag offiziell bekanntgeben will. Klar ist schon, dass es sich um einen erfahrenen SailGP-Akteur handelt. Und dieser Personalwechsel ist nicht der einzige für Schwarz-Rot-Gold. Bereits bekannt ist, dass Jonathan Knottnerus-Meyer das Team auf eigenen Wunsch verlässt, um sich auf seine Medizinkarriere an Land zu konzentrieren. Darüber hatte YACHT online bereits berichtet.
Ebenfalls bekannt ist, dass Grinder Felix van den Hövel zum Jahresende aus dem aktiven Segelteam ausscheidet. Ein knappes Jahr nach seinem ersten Renneinsatz im Februar 2024 übernimmt der bayerische Bootsbauer andere Aufgaben in der Mannschaft. Zuletzt zeigte Felix van den Hövel sein Talent zunehmend oft als TV-Co-Kommentator bei Fernsehauftritten und auch bei den ZDF-Übertragungen. Ihn erfüllt die Arbeit für “das coolste Team der Liga” in verschiedensten Bereichen.
Linov Scheel aus Kiel hat seine ersten Einsätze für das Germany SailGP Team in der gerade beendeten Saison schon erlebt. Der Wirtschaftspsychologe kam in dieser Saison als Grinder ins Team, hatte seinen ersten Einsatz in Saint-Tropez, wo Team Germany mit Platz vier einer der starken Auftritte in der zweiten Saisonhälfte gelungen war. “Das erste Mal hat mega Spaß gemacht, war aber auch mega hart”, hatte der 49er-Segler die Essenz seiner Premiere zusammengefasst.
Ebenso Teil des Segelteams ist Grinder Julian Hampe. Der Hamburger mit Hang zum Crossfit-Sport arbeitet seit 2024 im dreiköpfigen Shore Team des deutschen Rennstalls, überzeugt aber auch mit seinem Segelkönnen. Einst zwei Jahre für Team New Zealand im Einsatz, wirkt der Tech- und Segelprofi längst für in verschiedenen Bereichen für die Mannschaft, die weitere Neuzugänge angekündigt hat, diese aber erst am 11. Dezember bekanntgeben wird.
Die sechste SailGP-Saison beginnt bereits am 17. und 18. Januar mit dem Oracle Perth Sail Grand Prix an der australischen Westküste. Segler und Fans dürfen mit einem Nach-Silvester-Knaller rechnen, denn das Segelrevier von Perth und Fremantle ist als Starkwind-Bühne bekannt. Womit die 13 zur neuen Saison aufkreuzenden Teams sich darauf einzustellen haben, dass es direkt heftig zur Sache geht, wenn denn der berühmt-berüchtigte “Fremantle Doctor” weht.
Antreten werden zur neuen Saison nicht mehr zwölf, sondern dreizehn Teams. Das schwedische Team Artemis Racing zieht mit CEO und Olympiasieger Iain Percy, Comeback-Fahrer Nathan Outteridge und einer mit SailGP-Top-Akteuren gespickten Crew in die neue Saison ein. Die Blau-Gelben dürften aus dem Stand zu den Co-Favoriten im Kampf um die Saisonmeisterschaft zählen.
“Ich bin super aufgeregt, wieder im Union Jack zu segeln”, sagte Stu Bithell zu seinem Wechsel vom Germany SailGP Team by Deutsche Bank ins Team Emirates GBR. Hier das aktuelle Interview dazu: