SailGPNeues Jahr, neue T-Foils – Team Germany vor Auckland gefordert

Tatjana Pokorny

 · 13.01.2025

Peter Burlings "Black Foils" haben am Montag mit den neuen T-Foils im Heimatrevier trainiert.
Foto: Bob Martin for SailGP
Im Automobilrennsport würde man sagen: Auckland ist ein gutes Pflaster für Erik Heil. Hier ist der Steuermann des Germany SailGP Teams vor fünf Jahren mit 49er-Vorschoter Thomas Plößel zu WM-Silber gesegelt. Nur Olympiasieger und America’s-Cup-Dominator Peter Burling konnten sie im Finalkrimi nicht ganz bändigen. Jetzt treffen Heil und Burling wieder in der City of Sails aufeinander.

Während bei der Vendée Globe an diesem Montag die Vorbereitungen für Charlie Dalins Siegerparty auf Hochtouren laufen, bereiten sich die SailGP-Teams auf der anderen Seite der Erde auf ihre erste Regatta im neuen Jahr vor. Am 18. und 19. Januar ist Aucklands berühmtes America’s-Cup-Revier die Bühne für den zweiten Gipfel der fünften SailGP-Saison.

Neue Titan-T-Foils für den SailGP

Erstmals in der Geschichte der Formel 1 des Segelsports werden zwölf (!) Teams gefordert sein, denn auch die Franzosen sind nach Fertigstellung ihres Bootes wieder mit von der Partie. Auch Erik Heil und das Germany SailGP Team sind bereit für den Jahresauftakt und die Feuertaufe mit den neuen T-Foils, die zum ersten Mal bei einer SailGP-Regatta eingesetzt werden.

Nach fast zwei Jahren intensiver Tests führt die Liga die mit Spannung erwarteten neuen Hochgeschwindigkeits-Titanfoils für ihre internationale F50-Flotte ein. Fünf der zwölf Nationalteams haben die neuen Foils während einer actiongeladenen Trainingseinheit am Montag bereits getestet. Die T-Foils werden am kommenden Wochenende in Auckland zum ersten Mal als Teil der Highspeed-Konfiguration im Rennsport eingesetzt.

Die Innovation soll für höhere Geschwindigkeiten und einen noch engeren Wettbewerb sorgen. Erik Heil und sein Team hatten bislang bei einem Training in Dubai wenige Stunden Gelegenheit, mit den neuen T-Foils in leichten Winden zu segeln. Der zweimalige Olympia-Dritte aus Strande bei Kiel sagt: “Ich bin noch recht neutral, was die neuen Foils angeht. Die alten Foils waren ein bisschen witziger zu fahren, fühlten sich mehr an wie ein Gokart. Jetzt fährt man eher wie so mit einem Bus: Es ist alles schneller, weil es wie auf Schienen läuft, weil du nicht mehr seitlich wegrutschst.”

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T- statt L-Foils für noch mehr Speed

Vor allem auf Vorwindgängen sei das von Belang, so Erik Heil. Der 35-Jährige Profi erklärt: “Ich glaube, es wird vor dem Wind sehr interessant. Auf Vorwandkursen kann man bei falschen Einstellungen schnell nicht mehr so viele Meter nach Lee machen. Auf der Kreuz wird es einfach nur besser, denke ich. Da hat man bessere Winkel zum Wind. Wir fahren wahrscheinlich eher so 30- bis 40-Grad-Winkel zum Wind.”

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Andy Maloney, Flight Controller im Mubadala Brazil SailGP Teams um die brasilianische Doppel-Olympiasiegerin und Steuerfrau Martine Grael, beschrieb die Trainingseinheit am Montag in Böen von bis zu 50 Stundenkilometern als Ritt auf Messers Schneide: „Es waren ziemlich verrückte Bedingungen für unseren ersten Tag auf den T-Foils. Der Wind war hier in Auckland sehr böig und unbeständig - es war eine echte Feuertaufe für alle Teams da draußen. Ein wirklich guter erster Tag, aber die Lernkurve ist definitiv steil.“

Bisher wurden die T-Foils nur eingeschränkt und nicht im Wettkampf erprobt. In erster Linie durch das Canada SailGP Team, das eine Reihe von Tests während der Entwicklungsphase in der vierten SailGP-Saison durchgeführt hatte. Im Training erreichte das kanadische Team um den dabei eingesetzten Steuermann Phil Robertson eine Höchstgeschwindigkeit von 101,98 Stundenkilometern. Damit hatte das Test-Team schon den bestehenden Liga-Geschwindigkeitsrekord von 99,94 Stundenkilometern übertroffen, den das France SailGP Team in Saint-Tropez in der dritten Saison aufgestellt hatte.

Neue Machtverhältnisse im SailGP möglich?

Die T-Foils haben die bisherigen „L-Foils“ ersetzt, die seit der Gründung des SailGP im Jahr 2019 verwendet wurden. Die aus gefrästem Titan und Karbon hergestellten Hochgeschwindigkeits-T-Foils haben einige dünnere Abschnitte als die aktuellen L-Foils, was den Widerstand bei hohen Geschwindigkeiten reduziert. Beim Training am Montag mit mehreren Booten war Neuseeland mit einer Geschwindigkeit von 97,2 Stundenkilometern das schnellste Team.

Wir sind auch nicht ohne Selbstbewusstsein unterwegs.” Erik Heil

Da alle Teams mit identischen F50-Katamaranen um die Beherrschung der neuen Technologie ringen, könnten die T-Foils die Käfte- und Machtverhältnisse in der Flotte verändern. Damit hätten auch neuere Teams die Möglichkeit, schneller zu erfahreneren Crews aufzuschließen. Erik Heil blickte dabei realistisch auf die Möglichkeiten einiger Konkurrenten: “Die America’s-Cup-Teams werden aufgrund ihrer Erfahrung weiter Vorteile haben. Wir arbeiten aber hart, da ranzukommen.”

Die “Black Foils” sind Tabellenführer und Top-Favoriten

Das Kräftemessen bei der zweiten Regatta der Rolex SailGP 2025 Saisonmeisterschaft beginnt an diesem Wochenende in der “City of Sails”. Neuseelands “Black Foils” gehen mit ihrem Skipper und Steuermann Peter Burling nach einem souveränen Sieg beim Saisonauftakt in Dubai als Tabellenerste ins Heimspiel. Das Germany SailGP Team hatte beim Saisonauftakt in Dubai einen ersten umjubelten Rennsieg erzielen können, die Regatta mit drei Punkten auf Platz neun beendet.

Mehr als 25.000 Fans werden im SailGP-Stadion in Auckland oder auf dem Wasser erwartet. Andy Maloney sagte, die Fans könnten sich auf eine unglaubliche Show gefasst machen: „Ich hoffe auf windige Bedingungen, ähnlich wie heute. Wenn das der Fall ist, werden wir die Boote schneller fahren sehen als je zuvor. Es wird ziemlich unglaublich.”

Achtung, Zeitverschiebung! Das ZDF zeigt die Rennen in Auckland am 19. und 20. Januar jeweils ab 8 Uhr morgens zeitversetzt im Online-Streaming.

Die Zukunft der F50-Katamarane ist schon da! Gefertigt aus Titan statt Kohlefaser, sollen die neuen T-Foils die ohnehin schon rasenden Boote bei weniger Abdrift noch schneller machen:

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