SailGPNeue deutsche Welle – starker Cádiz-Auftakt trotz Schlussdämpfer

Tatjana Pokorny

 · 04.10.2025

Spaniens Segelfans sorgen für eine imposante Kulisse in Cádiz.
Foto: Charlie Raymond Kent for SailGP
Gelungene Starts, gute Rennen, starke Ergebnisse: Team Germany hat das vorletzte SailGP-Event der Saison im andalusischen Cádiz überzeugend eröffnet, auch wenn es im letzten der vier Samstag-Rennen noch einen Dämpfer gab. Reichlich Federn mussten einige Favoriten lassen, während das dänische Team Rockwool Racing am Sonntag nach hervorragenden Leistungen als Spitzenreiter in Tag zwei starten wird.

Der erste der beiden Renntage beim DP World Spain Sail Grand Prix in Cádiz steckte voller Überraschungen. Die drei Top-Teams der Liga aus Australien, Großbritannien und Neuseeland sowie die viertplatzierten Spanie hatten sich für das vorletzte Event der fünften SailGP-Saison viel vorgenommen. Für sie geht es um die besten Ausgangspositionen für das große Finale Ende November in Abu Dhabi, wo nur die besten drei Teams den Zwei-Millionen-Dollar-Showdown erreichen.

Auftaktdämpfer für die Favoriten

Gleich im ersten Cádiz-Rennen kamen die australischen Tabellenführer der Bonds Flying Roos aber nicht über Rang neun hinaus. Die neuseeländischen Liga-Zweiten erreichten die Ziellinie erst als Elfte. Und die Spanier, für die es als Tabellen-Vierte beim Heimspiel um so viel geht, gar erst als Letzte.

Während sich die Neuseeländer und die Spanier mit den Rängen zwei und drei in Lauf zwei wieder erholten, fingen sich Tom Slingsbys Australier als Elfte ein weiteres schwaches Resultat ein, bevor sie den Tag mit einem Rennsieg und einem fünften Rang als Gesamtfünfte nach vier Läufen so eben noch retteten. Mannschaft des Tages waren die Dänen, die als Achte im ersten Lauf noch unauffällig blieben, es dann aber mit den Rängen zwei Rennsiegen und einem zweiten Rang krachen ließen.

Nicolai Sehsted und sein Team Rockwool Racing führten das Cádiz-Klassement am Samstagabend mit 32 Punkten und einem Zähler Vorsprung vor Team Emirates GBR (31 Punkte) an. Mit schon deutlichem Abstand folgten Peter Burlings Black Foils (22 Punkte). Überzeugt hat an diesem Samstag erneut auch das Germany SailGP Team. Steuermann Erik Kosegarten-Heil gelangen starke Starts, bei denen er mehrfach die Lücke im guten Timing suchte – und fand. “Die Starts waren episch heute, aber ich habe das Gefühl, dass wir immer noch reichlich Baustellen auf dem Kurs haben”, sagte er nach den Rennen.

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Nächste Finalchance für das Germany SailGP Team

In Leichtwind-Viererkonstellation ersegelten Erik Kosegarten-Heil, Stuart Bithell, James Wierzbowski und Anna Barth mit den großen Segelflügeln die Ränge 4, 4 und 3. Erst das vierte Rennen kickte Schwarz-Rot-Gold nach einer Serie von Penalties aus den Top-Drei. Doch startet der deutsche Rennstall bei 22 Punkten gleichauf mit den Kiwis von Platz vier aus mit allen Chancen auf einen weiteren Finaleinzug in die Cádiz-Entscheidungen am Sonntag. Hier geht es zu den Zwischenständen nach den vier Läufen am Samstag.

Zu den Penalties im vierten Samstag-Rennen sagte Strategin Anna Barth, die als Grinderin und Vorsegel-Trimmerin gefordert war, im Interview mit dem ZDF: “Wir hatten eigentlich, glaube ich, über den Tag hinweg die besten Starts der Flotte. Was einen auch immer gut positioniert für den Rest des Weges, um die erste Tonne rum… Da kamen wir auch im letzten Rennen erst einmal richtig gut an. Dann hatten wir eben die Franzosen in der Boundary – und eigentlich ist es trotzdem noch fragwürdig, ob das wirklich ein Penalty war.”

Anna Barths Interpretation: “Eigentlich haben wir vor denen angefangen zu manövrieren und nach meinem Empfinden auch genug Platz gelassen. Letztendlich war es aber (Red.: in den Augen der Schiedsrichter) so, dass wir denen nicht genügend Raum gegeben haben, um der Boundary auszuweichen und nicht schnell genug Manöver gefahren sind. Dann müssen wir uns eben hinter sie zurückfallen lassen. Sie sind aber von den Foils gefallen. Und das war für uns das K.o., das war sehr hart.”

Die unterschiedlichen Auswirkungen von SailGP-Penalties

Warum auch zuvor schon kassierte Penalties für das Germany SailGP Team weniger ins Gewicht gefallen waren als die im letzten Rennen? Anna Barth erklärte es: “Wir hatten in zwei Rennen vorher auch schon Penalties. Weil wir einem Boot in Lee von uns nicht ausgewichen sind. Die sind dann aber nach der Halse vor uns rausgekommen. Da war der Penalty direkt weg. Mit den Franzosen war es ganz anders. Das hat uns das Rennen gekostet.”

Erik Kosegarten-Heil schilderte später die fast verzweifelten Bemühungen seines, sich entsprechend des Penalty-Reglements hinter die von den Foils gefallenen Franzosen zurückfallen zu lassen. “Wir sind immer hin- und her-, hin- und hergereacht. Das war wirklich schmerzhaft.”

Hätten wir das Rennen gut beendet, wären wir jetzt Erste auf dem Leaderboard.” Anna Barth

Weil aber die ersten drei Rennen so gut gelaufen waren, hatte der Dämpfer mit dem zwölften und letzten Rang im vierten Rennen keine ganz dramatischen Folgen. “So sitzen wir jetzt auf dem vierten Platz. Das ist auch schon ziemlich gut. Wir sind sehr happy”, schloss Anna Barth ihre Blitzanalyse ab.

Den gelungenen ersten drei Rennen führte auch die in Kiel lebende Hamburgerin auf die selbstbewussten Starts zurück: “Ich glaube, die Starts waren auf jeden Fall ein Schlüssel. Wir haben ein, zwei Male sogar in der ersten Halse ein bisschen was verschenkt… Wir segeln hier auf dem offenen Atlantik. Hier kommt ein bisschen Wellengang rein. Da sind die Manöver und gerade die Foiling-Manöver ziemlich schwierig.”

Die Herausforderungen der Atlantikwelle

Zwei foilende Wenden nahe der windarmen Stadtmauern waren für Team Germany in vorherigen Rennen nicht gut gelaufen. “Gerade an der unteren Leetonne, wenn man da rechts herum gefahren ist, ist man auf die Stadtmauern zugefahren. Da war immer relativ wenig Wind. Da war eine foilende Wende ziemlich schwer. Das haben wir zweimal nicht hinbekommen. Und das hat uns ein paar Plätze gekostet…”

Anna Barth zeigt die Unterschiede auf: “Es ist schwieriger, das Boot in der Welle konstant zu fliegen. Es ist nicht so einfach wie bei ganz flachem Wasser das Boot schön gerade in der Luft zu halten. Und das ist ja das, was wir brauchen, um möglichst schnell zu sein”, sagte die gelernte 49erFX-Steuerfrau bei der Live-Übertragung im ZDF. Die Formel sei einfach: “Je weniger vom Boot im Wasser ist, je schneller fahren wir. Mit den Wellen ist das schwieriger zu bewerkstelligen.”

Insgesamt habe die Mannschaft die Herausforderungen am ersten Tag des Cádiz-SailGP “sehr gut gemanagt”, so Anna Barth. Das sehe man auch an den Ergebnissen. Ihr selbst hat das Segeln an diesem Tag der flauen Winde viel abverlangt: “Es war wirklich anstrengend heute. Mir macht die Rolle vorne beim Grinden aber auch viel Spaß. Ich trimme dann auch noch das Vorsegel. Da geht ziemlich viel Kapazität von mir rein. Das ist eine andere Rolle. ich bin dann nicht mehr so strategisch involviert, dafür aber physisch und technisch, was das Boot angeht.”

Das deutsche Motto für Sonntag: “All in!”

Das Fazit des Kieler SailGP-Grinders Jonathan Knottnerus-Meyer ging noch weiter: “Wir haben in Genf gezeigt, dass wir bei diesen leichten Bedingungen ziemlich gut unterwegs sein können. Heute bestätigen wir das und hoffen, dass wir das weiterführen können.” Das Motto für den Sonntag gab Anna Barth auch schon vor: “All in!”

Ein anderes Thema waren und bleiben auch in Cádiz die Transfers auf dem SailGP-Markt. Hier dreht sich der Personalkarussell zunehmend schneller. “Es liegt auch daran, dass wir im Moment häufig noch Ein-Jahres-Verträge haben”, sagte Jonathan Knottnerus-Meyer im Interview mit Alexander Ruda.

Weiter sagte der von Beginn an seit zwei Jahren für Team Germany segelnde Grinder: “Aber ich denke, das wird sich spätestens zum Saisonende wird sich das auch ändern, weil die Teamchefs auch merken, oh, die Leute sind weg, wenn sie nur einen Ein-Jahres-Vertrag haben, und werden dann von einem anderen Team weggekauft…” Dem zunehmend auftretenden Phänomen können längerfristige Verträge entgegenwirken.

Alte Bekannte in neuen Teamfarben

Damit werde sich, so Jonathan Knottnerus-Meyer, der SailGP “auf jeden Fall in eine sehr professionelle Richtung entwickeln”. Es seien darüber hinaus beeindruckend “höhere Summen” im Spiel, so der Kieler. Das gilt sicher auch im neuen schwedische Team Artemis gelten, mit dem Nathan Outteridge sein Comeback in Saison sechs angehen wird. Die neue Saison wird mit dem Orcale Perth Sail Grand Prix bereits am 17. und 18. Januar beginnen. Dann werden in vielen Teams alte Bekannte in neuen Farben zu sehen sein.

Von Dänen-Zauber über britische Risikominimierung bis zu “epischen Starts” der Deutschen – die Reaktionen der Steuerleute nach den ersten vier Cádiz-Rennen am Samstagabend:

REPLAY! Der erste der beiden Renntage beim DP World Spain Sail Grand Prix in Cádiz in der Wiederholung:

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