SailGPLos Gallos siegen erneut, Team Germany ist raus aus dem Minus

Tatjana Pokorny

 · 09.06.2025

Hier prescht die SailGP-Flotte an Tag zwei in erheblich mehr Winden als beim flauen "Waschküchen-Auftakt" in New York über den Kurs.
Foto: Andrew Baker for SailGP
Sein Minimalziel hat das Germany SailGP Team in New York erreicht: Vor dem Punktstand des deutschen Rennstalls ist in der Tabelle der SailGP-Saisonmeisterschaft das Minus getilgt. Das Strafpunktgewitter von Sydney ist ausgeglichen. Die Deutschen liegen nun zur Liga-Halbzeit mit null Punkten auf Platz elf. Warum im kapriziösen Big-Apple-Revier nicht noch etwas mehr drin war…

Das erste der sechs Fleetraces in New York hatte im Team Germany und bei den Fans Hoffnungen geweckt. Beim sechsten Event der fünften SailGP-Saison in New York schafften es Steuermann Erik Kosegarten-Heil und sein Team zum Auftakt in fordernden flauen Winden bei unangenehmer Strömung als Vierte ins Ziel. Die Mannschaft war zum Kräftemessen im Big Apple aufgekreuzt, um sich endlich von den letzten noch verbliebenen Minuspunkten zu befreien, die sie beim Strafpunktgewitter Anfang Februar im Dutzend kassiert hatte.

Zwei New Yorker SailGP-Renntage, zwei Welten

Anfangs sah es so aus, als könne mehr als das gelingen. Dann aber gab es heftige Dämpfer fürs deutsche Team in New Yorker Waschküche. Mit Platz zehn vor Red Bull Italy und den zuhause ohne Fortune agierenden Amerikanern erreichte der deutsche Rennstall im wechselhaften Revier das Minimalziel.

In der Tabelle liegt das Germany SailGP Team jetzt auf Platz elf vor den Liga-Schlusslichtern aus den USA, die ebenfalls Strafpunkte wettzumachen hatten – wenn auch vier Zähler weniger als das schwergewichtige Dutzend, das im Februar in Sydney auf Team Germany niedergeprasselt war.

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Im Big Apple hatten nicht nur die deutschen Segler zunächst mit extrem schwachen Winden und Foiling-Herausforderungen an Tag eins zu kämpfen. An Tag zwei ließen heftigen Böen und starke Strömung das eine oder andere Team schlecht aussehen. Am besten kamen im Revier nahe der Gourverneursinsel in der Upper New York Bay die Spanier an mit den krass unterschiedlichen Segelwelten an den beiden Renntagen zurecht. Hier geht es zu den Ergebnissen von New York.

Spanien übernimmt die Tabellenführung

Spaniens 49er-Olympiasieger Diego Botin, Florian Trittel und ihr Team gewannen nach dem Triumph in San Francisco zum zweiten Mal in Folge. Los Gallos übernahmen zur Saisonhalbzeit die Tabellenführung. Im Triple-Finale verwiesen die Titelverteidiger Neuseelands Black Foils um Steuermann Peter Burling und Frankreichs “Les Bleus” mit Quentin Delapierre auf die Plätze zwei und drei.

Dabei hatten die am Ende so konzentriert und sauber segelnden Spanier das Finale nur knapp erreicht. Sie hatten sich im Duell mit Team Mubadala Brasilien um den dritten Finalplatz nur gerade so eben gegen die stark agierende SailGP-Newcomerin Martine Grael durchsetzen können. Viele Fans hätten es gerne anders gesehen, denn mit der zweimaligen 49erFX-Olympiasiegerin Martine Grael hätte erstmals in Geschichte der Formel 1 des Segelsports ein Team mit einer Frau am Steuer ein Finale erreicht.

Martine Grael – von sehr erfahrenen Akteuren wie America’s-Cup-Steuermann Paul Goodison oder auch dem neuseeländischen Flight Controller Andy Maloney unterstützt – freute sich aber auch über Platz vier für ihr Team, sagte: “Das ist ein solides Ergebnis, dass wir gerne für die Saisonwertung mitnehmen.” Von solchen Erfolgen konnte das deutsche Team zumindest in New York nur träumen. Lennart Briesenick, neben Jacopo Plazzi Marzotto einer von zwei Coaches im Germany SailGP Team, zog deutlich Bilanz.

Wir können mit unserem Endergebnis nicht zufrieden sein.“ Lennart Briesenick

Zwar gelangen Erik Kosegarten-Heil und seiner Crew Glanzpunkte wie im ersten Rennen. Doch die Bilanz fiel am Ende mit den Rängen 4, 7, 12, 9, 6 und 10 zu durchwachsen aus, beinhaltete zu viele Dämpfer in Folge von eigenen Fehlern. Lennart Briesenick sagte am Pfingstsonntagabend in New York: „Am ersten Tag sah es ganz gut aus, heute war es enttäuschend von den Ergebnissen her. Vor allem haben uns einzelne Manöverfehler zurückgeworfen. “

Team Germany auf der Suche nach Konstanz

Erik Kosegarten-Heil versuchte, sich mit der mageren Punktausbeute zu arrangieren, sagte: „Es hätte schlechter kommen, aber auch besser sein können.“ Der 35 Jahre alte zweimalige Olympia-Dritte hatte sich einen deutlicheren Aufwärtstrend für sein Team erhofft. Mit Blick auf Rang zehn im Schlussrennen sagte er im Interview mit ZDF-Reporter Nils Kaben: „Ja, das hatten wir uns besser vorgestellt. Wir würden gerne konstanter vorne sein.” Das gelang seinem Team auf den am Finaltag überpowerten F50-Katamaranen nicht.

Das sechste und letzte Rennen war dafür nur ein Beispiel: Team Germany war mit unglücklichem Timing schon am Start ins Hintertreffen geraten. Erik Kosegarten-Heil erklärte das Problem: „Da waren wir sehr nah an der Linie, mussten ziemlich viel Zeit ‘verbrennen’. Dadurch wurde das Feld zusammengeschoben und man hatte wenig Chancen mit viel Speed über die Linie zu gehen.“ In der typischen Liga-Spracheausgedrückt: Schwarz-Rot-Gold war beim Start nicht in der “Front Row”, nicht in der ersten Reihe positioniert und wurde mit dem Start nach hinten “ausgespuckt”.

Sein Team habe danach zwar „wieder gut aufgeholt“, aber am Ende „ein bisschen den Winddreher verpasst“. So fiel Team Germany auf dem Weg ins Ziel wieder zurück. In der Analyse fand Erik Kosegarten-Heil dafür klare Worte: „Wir haben Phasen, in denen es gut funktioniert. Heute war es wieder eine Phase, wo es für uns eher schwierig war, abzuwägen, wann man einen sicheren Stil über den Kurs fährt und wann man anfängt, etwas taktisch aggressiver zu fahren. Ich glaube, wir haben den Transfer ein bisschen verpasst.”

Die Hausaufgaben bis zum nächsten Event

Im Wettstreit mit teilweise erheblich erfahrenerer Konkurrenz blieb der deutsche Steuermann aber optimistisch, sagte: „Wir kommen immer besser rein. Wir müssen jetzt unsere Hausaufgaben machen.“ Er verließ New York noch am Sonntagabend mit Ziel Gardasee, wo Training und Arbeit am Setup für die Software auf dem Programm stehen. Die nächste Chance zum Vorrücken bietet sich Erik Kosegarten-Heil und seinem Team mit dem siebten SailGP-Event am 19. und 20. Juli im britischen Portsmouth, bevor am 16. und 17. August die SailGP-Deutschland-Premiere in Sassnitz steigt. Hier geht es zum Ticketverkauf fürs Heimevent.

Die SailGP-Ligatabelle zeigt es: Zur Halbzeit haben die Spanier die Führung mit 46 Punkten vor den vorerst entthronten australischen Bonds Flying Roos (46 Punkte) und Peter Burlings Team New Zealand (44 Punkte) übernommen. Burling wurde in New York zum besten Fahrer an diesem Wochenende gewählt, weil die Kiwis die besten Starts hinlegten. Die Startline passierten sie durchschnittlich nur 1,03 Sekunden nach dem Signal .

Das Team Emirates GBR beeindruckte mit den kürzesten Strecken – durchschnittlich 6,7 Kilometer. Das australische Team Bonds Flying Roos kam mit 60 km/h auf die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit, auf die das flaue Treiben an Tag eins nicht ohne Auswirkungen blieb. Die höchste durchschnittliche Flugzeit erzielte jedoch Martine Graels Team Mubadala Brazil mit perfekten 100 Prozent, während Neuseeland mit 84 Stundenkilometern die höchste Geschwindigkeit des Tages erreichte.

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