SailGPHartes Wochenende, versöhnlicher Abschluss für Team Germany

Tatjana Pokorny

 · 09.02.2025

Hier wird das deutsche Team von den Schweizern und den neuseeländischen "Black Foils" gejagt.
Foto: Jon Buckle for SailGP
Die Nachwirkungen der SailGP-Regatta von Sydney und dem dort erlittenen Strafhagel werden das Germany SailGP Team in seiner zweiten Liga-Saison noch eine Weile beschäftigen. Sportlich konnten Erik Heil und seine Crew das Rennwochenende im Sydney Harbour positiv abschließen. Die bis zum Finale führenden Australier dagegen verpassten den Heimsieg.

Hinter Erik Heil und seiner Crew liegt das wohl härteste SailGP-Wochenende in der Geschichte des noch jungen Rennstalls von Thomas Riedel und dem viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel. In Folge von drei Vorfällen mit zwei Kollisionen beim Vorab-Training am vergangenen Freitag hatte das Germany SailGP Team 32 Strafpunkte für die dritte SailGP-Regatta kassiert. Dazu noch zwölf schmerzhafte Strafpunkte für die laufende Saison.

SailGP: überhöhtes Strafmaß?

Das drakonische Gesamtstrafmaß ist in seinem Ausmaß einmalig, bedeutete einen nie dagewesenen “Rekord” für Team Germany im SailGP. Das Strafpunktgewitter hat nicht nur die Chancen auf eine gute Platzierung in Sydney zunichte gemacht, wo die Deutschen unter zwölf Teams Elfte wurden. Es wird die deutschen Mannschaft auch im weiteren Verlauf der Saison belasten. Hier der Bericht dazu vom Vortag.

Das Strafmaß ist hart, extrem hart und schwer hinzunehmen.” Erik Heil

Erik Heil weiß: “Dieses Strafmaß bedeutet nicht nur, dass man beim Event hinten liegt. Es bedeutet auch, dass man bei unserem Level vier bis fünf Events ‘verliert’. Ich kann verstehen, dass man Kollisionen nicht haben will. Auch, weil die Liga noch nicht genug Ersatzteile hat um sicherzustellen, dass die Show trotz Bruch weitergehen kann. Aber dass es in dem Ausmaß deine Saison beeinflusst, das ist einfach zu krass.”

Erik Heil reflektierte dabei auch die Vielschichtigkeit der Strafe: “Ich meine, das kostet ja schon Geld für uns. Das kostet Punkte fürs Event. Dass es dann noch so stark Punkte für die Saison wegnimmt, das ist einfach extrem. Das sind ja im Prinzip zehn Prozent aller Punkte im Jahr. Das ist ein bisschen doll.” Hier geht es zur Saisonwertung und den Zwischenständen.

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Martine Grael ärgert sich übers Jury-Urteil

Alleine für die Trainingskollision zwischen dem deutschen und dem brasilianischen Team hatte das Germany SailGP Team eine Strafe von zwölf Minuspunkten fürs Event und acht Minuspunkte für die Saisonwertung kassiert. Aber auch die Brasilianer waren mit acht Event-Minuspunkten und vier Saison-Minuspunkten bestraft worden. Die Jury war offensichtlich der Auffassung, dass die Brasilianer mehr hätten tun können, um die Kollision mit Bruchfolgen zu vermeiden.

Steuerfrau Martine Grael teilte diese Auffassung nicht. Als Erik Heil und sein Wingtrimmer Stuart Bithell das brasilianische Team nach dem Vorfall aufsuchten um sich zu entschuldigen, ärgerte sich Martine Grael immer noch über die Jury-Bestrafung ihrer Mannschaft: “Warum bekommen wir die Punkte, wenn sie es vermasselt haben? Wenn wir sie gesehen hätten, wären wir natürlich… (ausgewichen).”

Erik Heil fragte bei Martine Grael nach: “Ihr habt uns nicht gesehen, richtig?” Martine Grael antwortete: “Nein, wir haben Euch nicht gesehen. Und ganz ehrlich, ich glaube, ich habe einen ziemlich guten Job bei dem Versuch gemacht, die Boote nicht kollidieren zu lassen, weißt du? Als ich euch Jungs gesehen habe, seid ihr schon fast in meinem Segel gewesen. Da gab es nichts, was ich hätte tun können.” Die Segler waren unter sich einiger als mit den Entscheidungen der Jury.

Abschreckung zum Schutz der SailGP-Foiler

Zu Erik Heil sagte Martine Grael: “Ich habe mein Bestes versucht. Aber es gab keine Möglichkeit für uns zum Abfallen. Wir hätten euren Bug voll getroffen. Das war der früheste Zeitpunkt, zu dem ich euch gesehen habe. Ich denke, das ist nicht fair.”

Harte Strafen sind im SailGP in Folge von Kollisionen mit Bruch grundsätzlich nicht ungewöhnlich. Auch andere Teams wurden schon abgestraft. Wenn auch keines jemals so hart wie die Deutschen an diesem Wochenende. Die in Veranstalterverantwortung betriebenen F50-Foiler sollen mit dieser Maßnahme geschützt, zu risikoreiche Manöver eingedämmt werden.

Keine Risikofreude, sondern ein Bedienfehler lag vor, als der US-Katamaran ebenfalls bereits am Freitag im Schlepp gekentert war. Auch die Amerikaner wurden für ihren einen, dafür besonders schweren Fauxpax mehrfach bestraft: Die zwölf Minuspunkte fürs Event kamen aber nicht zu Tragen, weil der US-Foiler nicht so schnell repariert werden konnte und die Crew um Taylor Canfield zum Zuschauen gezwungen war.

Germany SailGP Team: angeschlagen, aber kampfstark

Dazu kamen für das United States SailGP Team acht Saisonstrafpunkte – ebenso viele wie die Deutschen allein für ihre leichtere Kollision mit den Italienern ohne große Schäden kassiert hatten. Auch diesen Vorfall hatte die Jury als “Major Damage” eingestuft. Mit den reinen Rennergebnissen auf dem Wasser hätte das GER-Team in Sydney ohne die 32 Minuspunkte Platz neun unter zwölf Teams errungen. So blieb Platz elf. Das Schlusslicht bildeten die Amerikaner ohne Ergebnisse auf dem Wasser.

Dass Erik Heil und sein angeschlagenes, aber kampfstarkes Team mit Rang drei im siebten und letzten Fleetrace in der Bilderbucharena des Sydney Harbours am Ende ein sehr versöhnlicher Abschluss gelang, tat allen gut. Nach drei von 14 Events der fünften SailGP-Saison hat das Germany SailGP Team als Tabellen-Schlusslichter aber fortan einen steilen Berg zu erklimmen. Hier geht es zur ZDF-Sendung vom Finaltag der Sydney-Regatta – Kristin Recke kommentiert.

Erik Heil sagte zu den weiteren Saisonaussichten: “Wir haben vielleicht nicht mehr so viele Gesamtwertungschancen, doch der mentale Blickwechsel könnte Renngewinne und Spitzenresultate ins Visier nehmen.“ In anderen Worten: Wenn es in diesem Jahr mit einer guten Platzierung in der Saisonmeisterschaft schon so schwer wird, so will der deutsche Rennstall in seiner erst zweiten SailGP-Saison doch mindestens Glanzlichter setzen und vielleicht auch einzelne Rennen gewinnen.

Briten obenauf in Down Under

Obenauf in Down Under war Sir Ben Ainslies Team Emirates GBR. Nach sieben Rennen bis zum Finale noch mit respektvollem Abstand hinter Australiens Top-Favoriten um den dreimaligen SailGP-Rekordsieger Tom Slingsby Zweite, spielten die Briten ihre im im America’s Cup gesammelte Erfahrung im Finale sauber aus. Hier geht es zu den Ergebnissen für den KPMG Australia SailGP in Sydney.

Während Ainslie seine Mannschaft von außen aufmerksam beobachtete, stahlen Steuermann Dylan Fletcher, Strategin und Doppel-Olympiasiegerin Hanna Mills und das britische Team den Australiern die Schau. Platz zwei sicherte sich das kanadische Team um Fahrer Giles Scott vor den Grün-Gelben, die nach einem Penalty erst als Dritte ins Ziel kamen.

Ben Ainslie äußerte sich an Land entsprechend begeistert: “Was für ein beeindruckendes Rennen! Ich bin so stolz auf sie. Dylan hat es brillant gemacht. Er ist Weltklasse und deswegen wollten wir, dass er in dieses Spiel einsteigt. Er hat ein Top-Team um sich herum. Beeindruckend ist, wie schnell er sich in diese Gruppe eingefügt hat.” Beim dritten Einsatz als SailGP-Steuermann für Emirates GBR in dieser Saison gelang Dylan Fletcher im dritten Finale in Folge der erste Sieg.

Rekordsieger Slingsby gratuliert fair

Tom Slingsby zog den Hut vor seinen britischen Bezwingern, sagte: “Ich hätte den Penalty nicht bekommen sollen. Er kam auch wirklich spät. Aber das ist nicht der Grund, weshalb wir nicht gewonnen haben. Dafür will ich die Umpires nicht verantwortlich machen. Wir haben im Finale nicht gut gesegelt.”

In Richtung Sieger sagte Slingsby: “Wirklich, die Briten sind auf der ersten Kreuz sehr gut auf uns gewendet. Ihr Timing war perfekt. Wir sind als Team dieses Wochenende so gut gesegelt und haben viel, worauf wir stolz sein können. Es tut mir leid für die Fans. Ich glaube, alles dachten, dass wir es im Sack haben. Aber es ging nicht ganz nach unseren Wünschen. Das ist Sport.”

Und das sagten die Skipper nach dem SailGP-Finale in Sydney:

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