Ausgerechnet Starkwind-Meister Tom Slingsby und seine australischen Bonds Flying Roos krönten sich am ersten der beiden Renntage bei der SailGP-Premiere auf dem Genfersee zu den Comeback-Königen. Zweimal in drei Rennen gelang es dem dreimaligen SailGP-Rekordsieger und seiner wie in allen Teams auf nur zwei Mitstreiter reduzierten Crew, das Feld aus hinteren Positionen bis ins Ziel noch wieder aufzurollen. Einmal überholten sie acht Boote auf nur einem Kursabschnitt.
Mit den Rängen 4, 1 und 3 katapultierten sich die Grün-Gelben bis zum Renntagende an die Spitze des Klassements. Mit 25 Punkten führte das Slingsby-Team zur Halbzeit beim Schweizer Debüt vor Team Emirates GBR (23 Punkte) und den stolzen Schweizer Gastgebern (18 Punkte): Sébastien Schneiter und seine Eidgenossen kämpften sich in den von Emirates-GBR-Fahrer Dylan Fletcher als “Straßenkampf” bezeichneten Rennen mit den Rängen 5, 2 und 8 zur Freude der heimischen Fans am Genfersee in Halbzeit eins auf Platz drei.
Das Germany SailGP Team ging anfangs ohne viel Fortune in die Samstag-Rennen. Mit den Rängen 9, 7 und 5 gab es aber für die Halbzeit-Achten einen positiven Aufwärtstrend zu verzeichnen. Anders herum lief es bei Peter Burlings Black Foils. Die Kiwis führen die Saisonmeisterschaft nach zehn von zwölf Events an, mussten aber erleben, wie es für sie am Samstag auf dem Genfersee mit den Rängen 1, 5 und 11 bergab ging.
Der erfahrene SailGP-Steuermann Nathan Outteridge, der nach seiner Familienauszeit in der kommenden Saison mit dem schwedischen Team Artemis Racing wieder in den SailGP-Ring steigt, hatte es vor dem ersten Startschuss in der Schweiz gesagt: “Ich denke, es kann hier große Überraschungen geben.” Das hatte der Australier vor allem mit Blick auf die sehr leichten Winde gesagt, für die der Genfersee bekannt ist.
Die sanften Winde kamen nun als Extremtestbühne für die neuen Foils im SailGP gerade recht: In krasser Minimalkonstellation bestritten die zwölf Teams ihre drei Läufe an Tag ein mit nur drei Seglern. Dabei konnten die Foiler auch in einer Handvoll Knoten schon abheben. Das gelang natürlich nicht immer und auch nicht immer dauerhaft, doch hat man die SailGP-Akteure selten so einig und so begeistert eine technische Weiterentwicklung so loben hören.
Die neuen Leichtwind-T-Foils und Ruder überzeugten. Im Team Emirates GBR sagte der erfahrene Flight Controller Luke Parkinson: “Die Teams kommen zunehmen gut zurecht mit den neuen Foils.” Die Briten erreichten bei nur 8 km/h Windgeschwindigkeit (4,3 Knoten) eine Bootsgeschwindigkeit von 63,32 km/h. Steuermann Fletcher sagte: “Wir sind echt glücklich, dass wir diese neuen Foils haben.” Auch der französische Pilot Quentin Delapierre stimmte ein: “Ich bin super überrascht vom Lift, den die neuen Foils erzeugen. Das ist aus meiner Sicht eine echt gute Verbesserung für die Flotte.”
Es ist absolut unglaublich, wie wir in dem wenigen Wind umherfoilen konnten – großartige Action.” Dylan Fletcher
Die gute Kunde bestätigte auch Erik Kosegarten-Heil für den deutschen Rennstall. Im Gespräch mit dem ZDF bezeichnete er die Leichtwind-Foils als “cool” und sagte: “Wir foilen auf jeden Fall früher. Wir haben auf jeden Fall sehr viel Action auf dem Boot. Und das finden wir natürlich gut. Das finden aber auch die Zuschauer gut. Deswegen sind wir den Foils gegenüber positiv eingestellt.”
Den deutschen Renntag kommentierte Erik Kosegarten-Heil differenziert: “Ich glaube, wir sind extrem zufrieden mit den Starts. Wir hatten super Starts. Wir hatten im ersten Rennen einfach das mega Megaproblem, von den Foils zu fallen. Im dritten Rennen habe wir es dann einmal geschafft, möglichst lange auf den Foils zu bleiben. Und das entscheidet das Rennen.”
In zwei der drei Rennen war das deutsche Team in Top-Positionen um die erste Marke gegangen, dann aber von den Foils gefallen. “Wenn wir diese Halsen stehen, machen wir zwei Top-Drei-Platzierungen mehr”, gab Steuermann Kosegarten-Heil die Idealvorstellung für den zweiten und schon entscheidenden Renntag vor. Am Sonntag erwartet SailGP-Flotte kaum mehr Wind als am Samstag. Weshalb Schwarz-Rot-Gold noch am Samstagabend die Bilder der Manöver aller Boote studierte, um Verbesserung zu erreichen.
Geändert hat die Wettfahrleitung für den Finaltag die Startzeit: Beim Debüt auf dem Genfersee geht es bereits um 14 Uhr los. Entsprechend 90 Minuten früher als ursprünglich geplant, wird auch das ZDF seine Übertragung hier starten. Hintergrund der Entscheidung ist, dass im Schweizer SailGP-Revier am späteren Nachmittag Gewitter erwartet werden.
In flauen Winden schlägt sein Herz schneller als im Sturm: Tom Slingsby erzählt spannend über die Erfahrungen an Tag eins der SailGP-Süßwasserpremiere in sehr leichten Winden. Dazu Kommentare von Erik Kosegarten Heil, dem begeisterten Lokalmatador Sébastien Schneiter und den anderen Steuerleuten. Wie viele neue Herausforderungen für sein Team Red Bull Italy in diesem Tag steckten, erzählt sympathisch Doppel-Olympiasieger Ruggero Tita: