Tatjana Pokorny
· 25.02.2024
255 Tage hat es vom ersten SailGP-Rennen bis zum ersten Sieg in der Formel 1 des Segelsports gedauert. Jetzt hat das Germany SailGP Team von Sebastian Vettel und Thomas Riedel erstmals ein Rennen in der führenden Profiliga das rasanten Segelrennsports gewonnen. Fahrer Erik Heil und seine Mannschaft hatten schon am ersten der beiden Renntage mit smarten Starts in zwei von drei Rennen gezeigt, dass ihre Lernkurve weiter steil nach oben zeigt. Ihr Erfolgskonzept aus den Rennen 2 und 3 wendeten die Deutschen auch am zweiten Tag in Rennen 4 erfolgreich an.
Abseits vom Feld suchten und fanden Erik Heil und seine Crew in der Vorstartphase erneut ihre Leeposition. “Das war ein taktischer Meisterstreich”, urteilte nicht nur Wedo-Sports-Kommentator und Bundesliga-Rekordsieger Tobias Schadewaldt bei der Live-Übertragung. An der ersten Wendemarke noch an Position zwei hinter den Schweizern liegend, bestritt das Germany SailGP Team anschließend ein hochkonzentriertes Rennen in den Glamour-Bedingungen im Sydney Harbour.
Sie haben sich was getraut. Sie waren mutig und ideenreich” (Tobias Schadewaldt)
In recht konstanten Winden um etwas mehr als 20 Stundenkilometer fühlte sich die sechsköpfige Crew auf dem deutschen F50-Katamaran sichtlich wohl, bestach immer wieder mit Top-Geschwindigkeiten. “Sie haben sich was getraut. Sie waren mutig und ideenreich”, sagte Tobi Schadewaldt, nachdem der historische erste Sieg des Germany SailGP Teams im vierten Fleetrace vor Sydneys berühmtem Opernhaus ins Ziel gebracht war.
Steuermann Erik Heil sagte im anschließenden Sieger-Interview: “Wir waren am Start einen Tick zu spät dran, wollten eigentlich noch etwas schneller beschleunigen. Aber der Plan war gut. Die großen Foils haben uns heute im Vergleich zum Vortag geholfen. Sie machen die Manöver einfacher.” Am Ende blieb der deutschen Mannschaft in Sydney Platz sechs im Gesamtklassement, weil sie das fünfte und letzte Fleetrace mit einem Penalty eröffneten und sich dadurch zunächst ans Ende der Flotte hatten zurückfallen lassen müssen. Mehr als Rang neun war hier nicht mehr drin.
Dennoch reichte es in der Endabrechnung in Sydney für das Germany SailGP Team zu Platz sechs. Damit bleiben Erik Heil und sein Team in der Saisonwertung Neunte, konnten aber ihren Vorsprung auf das Schweizer Team um Sebastian Schneiter auf vier Punkte ausbauen. Die Führung in der Saisonwertung gehört nach acht von 13 Events den Australiern (66 Punkte).
Der dreimalige SailGP-Saisonsieger Tom Slingsby und seine Grün-Gelben gewannen ihr Heimspiel in Sydney, setzten sich im Finale gegen Nicolai Sehested und das Rockwool Denmark SailGP Team sowie Neuseeland mit Ersatz-Steuermann Nathan Outteridge durch. In umgekehrter Reihenfolge – Neuseeland (58 Punkte) und Dänemark (52 Punkte) – liegen die beiden Top-Teams in der Saisonwertung vor den noch ausstehenden vier Regatten und dem großen Finale in San Francisco (13./14. Juli) hinter Australien auf den Plätzen zwei und drei.
Die nächste SailGP-Regatta steigt am 23. und 24. März im neuseeländischen Revier vor Christchurch. Bis dahin wird das Germany SailGP Team weiter an seinem Aufstieg in der Formel 1 des Segelsports arbeiten. Team-Coach Lennart Briesenick sagte nach den Rennen in Sydney: “Ich schaue eigentlich weniger auf die Resultate als vielmehr auf unsere inhaltlichen Ziele. Und darauf, ob und wie wir die erreichen. Da machen wir weiterhin sehr gute Fortschritte. Das hat das Team an diesem Wochenende wirklich gut gemacht.”
Sie werden immer besser, das Boot zu segeln” (Lennart Briesenick)
Im Detail erklärte der in Kopenhagen lebende Flensburger Lennart Briesenick: “Unser Fokus liegt ja immer auf den Starts. Da haben wir eine eigene Taktik fernab von der Flotte entwickelt, die umgesetzt und auch Erfolg damit gehabt. Das ist eine Innovation, die ein Risiko geborgen hat. Aber das Team und Erik haben sich heute Morgen dafür entschieden. Sie werden immer besser, das Boot zu segeln. Es liegt noch viel Arbeit vor uns, aber wir machen große Fortschritte.”