SailGPDie Saisonbilanz – ”Emotionen, Dramen, Ups und Downs”

Tatjana Pokorny

 · 29.12.2025

Für Team Germany verlief die Saison in Halbzeit zwei mit steiler Aufwärtskurve.
Foto: Jonathan Nackstrand for SailGP
Das Germany SailGP Team blickt drei Wochen vor dem Liga-Neustart in Down Under auf eine bewegte Saison zurück. Dazu hat der Rennstall von Thomas Riedel und Sebastian Vettel einen Clip veröffentlicht, in dem die Teammitglieder von ihren wichtigsten Momenten des Jahres, den Stern- und den Lernstunden in 2025 erzählen.

Magische Höhepunkte, dunkle und helle Erinnerungen, viele Learnings: Drei Wochen vor dem Startschuss für die neue sechste SailGP-Saison hat das Germany SailGP Team ein Video mit den Rückblicken und Bilanzen seiner Teammitglieder veröffentlicht. Durch die Umfrage führt Felix van den Hövel. Keine Überraschung: Die Heimpremiere in Sassnitz im vergangenen August hat den Rennstall von Unternehmer Thomas Riedel und dem viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel stark bewegt.

SailGP: “gigantischer Erfolg” der Sassnitz-Heimpremiere

Was Strategin Anna Barth spontan zuerst zur abgelaufenen SailGP-Saison einfällt? “Auf jeden Fall das Sassnitz-Event! Das war einfach das Highlight. Da so die Homecrowd zu erleben, da zum ersten Mal wirklich zu spüren, wie das die Leute mitreißt.” Diesen Eindruck bestätigt auch Steuermann Erik Kosegarten-Heil: “Ich glaube, der Erfolg in Sassnitz als Event war gigantisch. Also, dass wir wahrscheinlich das beste Event der Liga auf die Beine gestellt haben, das war ein absolut riesiger Erfolg für das gesamte Team.”

“Episch! In Sassnitz kam wirklich alles zusammen: Das erste Rennen, als wir den ersten Sieg holten. Dann war alles andere ein riesiges Ereignis für uns”, sagt auch Teammanagerin Anne van der Wereld. “Sassnitz war der Wendepunkt”, erinnert James Wierzbowski.

Coach Lennart Briesenick blickte bei seinen Erinnerungen noch etwas weiter zurück. “Was mir als Erstes einfällt, ist das Meeting nach Portsmouth.” Grinder Jonathan Knottnerus-Meyer erklärte: “Portsmouth war, glaube ich, dann der Tiefpunkt. Da hatten wir dann noch so ein Krisenmeeting in England. Und dann merkte man auch, dass die Emotionen jetzt so langsam rauskommen, die so ein bisschen unterdrückt wurden.”

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Zwei unterschiedliche Saisonhalbzeiten für Team Germany

Tatsächlich hatte das noch junge Team Germany in der insgesamt fünften SailGP-Saison zwei sehr unterschiedliche Halbzeiten erlebt: die dunkle erste Jahreshälfte mit dem historisch hohen Sydney-Strafpunktgewitter (minus 12 Punkte) in Folge von Trainingskollionen und schwachen Ergebnissen, dann die Wiederauferstehung mit der Gala vor heimischem Publikum auf der Ostsee und auch dem ersten Event-Sieg in der Teamgeschichte auf dem Genfer See.

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“Der schwere Rückschlag in Sydney”, erinnert sich Erik Kosegarten Heil, “war hart”. Dagegen habe aber “viel Entwicklung an allen Fronten” gestanden, “im Bootsspeed, in der Starts, in der Teamdynamik”. Die Überzeugung des Teammitgründers: “Ich glaube, wir haben Riesenfortschritte gemacht.” Davon zeigte der deutsche Rennstall in der abgelaufenen fünften SailGP-Saison vor allem in der zweiten Jahreshälfte einiges.

Das Ende von SailGP-Saison fünf markierte für Team Germany auch den Abschied von einem, der von Beginn an dabei war: 49er-Olympiasieger Stuart Bithell hat das Team als Flügeltrimmer an der Seite von Erik Kosegarten Heil mit aufgebaut. Saison sechs wird er mit seinen Landsleutes im britischen Team Emirates GBR bestreiten. Für ihn kommt der Franzose Kevin Peponnet als neuer Wing Trimmer von den Les Bleus zu Schwarz-Rot-Gold.

Starke Tiefs und Hochs prägten die erst zweite Saison für Team GER

Stu Bithell sagte bei seinem Abschied zur SailGP-Saison 2025 mit dem deutschen Team: “Wir hatten einige ziemlich starke Hochs und Tiefs. Für mich war die ganze zweite Saisonhälfte ein massives Hoch fürs gesamte Team. Am Anfang der Saison haben wir immer wieder gute Ansätze gezeigt, es aber nie geschafft, alles an einem Rennwochenende zusammenzubringen. Das ist uns wahrscheinlich bei den letzten vier, fünf Events gelungen.”

“Die zweite Hälfte der Saison war ziemlich genial: Saint-Tropez lief gut, Genf gewonnen, in Cadiz nochmal im Finale gewesen. Das war wirklich ziemlich genial. Ich glaube, nochmal geiler, weil wir in der ersten Hälfte so gelitten haben”, zog Anna Barth Bilanz. “Wir haben weiter daran geglaubt. Und dann ist es passiert.”

Was großartig war: Wir haben bewiesen, dass es kein Zufall war.” James Wierzbowski

Flight Controller James Wierzbowski erinnerte an die goldene Serie seines Teams, sagte: “Es war kein einmaliges Ding – vier Events in Folge lagen wir vor dem Finalrennen auf Platz drei oder vier mit einer guten Chance, es ins Finale zu schaffen. Wenn wir das in der kommenden Saison ohne Strafpunkte schaffen, dann sind wir voll dabei.”

Germany SailGP Team: viele kleine Gewinne

Erik Kosegarten-Heil beschrieb den deutschen Einsatz in Cádiz als sein “seglerisches Highlight”: “Das war aus meiner Sicht die mit Abstand beste seglerische Leistung. Emotional natürlich auch Genf mit dem Event-Sieg. Da kommt natürlich nicht viel ran. Aber auch kleinere Sachen. Zum Beispiel haben wir in San Francisco auf einmal mit dem Speed mitgehalten. Da waren super viele kleine Gewinne, die wir gemacht haben”, sagte der 36-Jährige in seinem Rückblick auf SailGP-Saison fünf.

Der Fahrer und Antreiber im Germany SailGP Team reflektierte auch die eigene Rolle, sagte: “Ich bin eher einer, der normalerweise Schwankungen im Team emotional ausgleicht, nicht der, der klare Kante vorgibt. Wir sind aber eben nicht mehr – wie in unserem olympischen Programm – zu zweit unterwegs, sondern es muss bei den größeren Team schon eine starke Meinung existieren. Ich habe ein bisschen gelernt, das auf mich zu nehmen und im Zweifel zu entscheiden.”

Shore-Crew-Mitglied und Grinder Julian Hampe erinnert daran, dass auch im technischen Bereich “viel passiert” ist in der abgelaufenen fünften SailGP-Saison: “Erst gab es neue Hauptfoils, dann zum Ende der Saison noch neue Ruderblätter, viel mehr Möglichkeiten mit dem Boot jetzt mit dem 27,5 Meter langen Flügel, einfach mega spannende Entwicklungen im technischen Bereich.”

Erfolge in der SailGP-Weltliga: “Wie das Aufspringen auf einen Zug”

“Ich glaube, es ging bei uns immer darum, so schnell und so viel wie möglich zu lernen”, erklärt Lennart Briesenick. Das Problemstellung dabei sei, so der Flensburger Coach, dass das ganze Projekt wie das Aufspringen auf einen fahrenden Zug sei, der immer schneller werde. “Wir sind aus dem Stand gekommen. Vielleicht sogar noch mit ein paar Schritten rückwärts, und mussten erstmals in die Vorwärtsgänge schalten”, so Briesenick.

Die Liga hat sich irre weiterentwickelt.” Lennart Briesenick

Mit zwei wertvollen Erkenntnissen werden Anna Barth und das Team am 17. und 18. Januar im australischen Revier vor Perth die sechste SailGP-Saison mit dann insgesamt 13 Teams eröffnen: “Wir haben insgesamt gezeigt, dass wir es können. Das nehmen wir mit in die nächste Saison. Und ich glaube auch, dass sich harte Arbeit auszahlt. Wir haben eben nicht aufgegeben und immer weitergemacht.”

Der italienische Coach Jacopo Plazzi drehte diese Erkenntnis noch weiter und sagte: “Wir gehen also mit deutlich mehr Ehrgeiz in die nächste Saison. Wir wollen unbedingt sicherstellen, mit dem richtigen Fundament zu starten.” Das Rezept für die neue Saison? Lennart Briesenick formuliert es so: “Harte Arbeit, Fleiß, auch versuchen, ein bisschen smarter zu sein als andere. Was natürlich unglaublich schwierig ist in so einem Umfeld.”

SailGP: Das ZDF überträgt die Events in Saison sechs

Das Umfeld für den deutschen Rennstall bilden in SailGP-Saison sechs zwölf gegnerische Teams. Neu im Spiel ist nach dem Finale der fünften Saison und der entschiedenen Meisterschaft das schwedische Team Artemis Racing, das mit Fahrer Nathan Outteridge und erlesener Crew aus dem Stand zu den Favoriten auf den Saisonsieg zählt.

Wie sich das Germany SailGP Team einordnen wird, ist ab Januar auch wieder im ZDF zu sehen. Zum ersten Saison-Event in Down Under muss früh aufstehen, wer live dabei sein will: Die internationale Übertragung vom Oracle Perth Sail Grand Prix beginnt am 17. und 18. Januar jeweils um 3 Uhr morgens hier. Die ZDF-Links für die Übertragung werden vom Sender zeitnah zum Event hier ergänzt.

Hier geht es zum Saisonrückblick und den Höhepunkten des Germany SailGP Teams im ausklingenden Jahr:

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