Tatjana Pokorny
· 11.07.2025
Die ersten Weltmeister der olympischen Windsurfdisziplin iQFOil sind im neuen Olympiazyklus gekürt, die ersten WM-Medaillen vergeben. Eine davon hat sich Theresa Steinlein nach herausragend bestrittener WM-Woche im dänischen Revier von Aarhus erkämpft. Es ist nach Platz sechs bei ihrer Olympia-Premiere im vergangenen Sommer in Marseille das beste Ergebnis ihrer Karriere. Die 23 Jahre alte Windsurferin vom Wörthsee hat hart gearbeitet für ihren WM-Podiumsplatz.
Sie ist noch fitter, stärker und schneller als vor einem Jahr bei ihrer mitreißenden Olympia-Premiere, die sie in Marseille auf Platz sechs beendet hatte. Erst 2020 nach einem Test mit dem Surfmaterial ihrer Zwillingsschwester Sophie Steinlein (Kieler-Woche-Zweite im 49erFX) und “Liebe auf den ersten Ritt” vom Segeln aufs Surfbrett umgestiegen, hat sich Theresa Steinlein fünf Jahre später fest in der Weltspitze etabliert. Das demonstrierte sie jetzt bei der Weltmeisterschaft der olympischen iQFOiL-Besten in Dänemark eindrucksvoll.
Geboten wurde fast die gesamte Knoten-Klaviatur: Erst gab es dort leichte und drehende Winde, auch lange Wartetage und Ausfälle. Das Finale wartete dann mit deutlich mehr Druck, aber auch gemeinen Windlöchern auf. Teilweise während der Medaillenserie Winde von 20 und mehr Knoten. Wer hier bei der iQFOiL-WM aufs Podium wollte, musste alles beherrschen.
Theresa Steinlein setzte sich am finalen Freitag zunächst im Halbfinale durch, erreichte das Finale der Top-Vier. Im Vierkampf mit der britischen Top-Favoritin Emma Wilson, Tamar Steinberg aus Israel und der Norwegerin Maya Gysler konnte die deutsche Windsurferin sogar den ersten Lauf für sich entscheiden.
„Ein klarer Kopf war in dieser Woche entscheidend. Nichts anderes zählte, als den Kopf klarzuhaben“, unterstrich die 23 Jahre alte Windsurf-Athletin vom Norddeutschen Regatta Verein. Den hat sie bis ins Finale der Top Vier bewahrt. Dann war Emma Wilson im Endspurt trotz starker Duellszenen auch mit “Resi” Steinlein nicht mehr zu halten. Zwar konnte auch Tamar Steinberg noch einen Lauf gewinnen, doch Wilson setzte sich mit imposantem Speed durch und holte sich ihr WM-Gold vor Steinberg und Steinlein, während Maya Gyslar ohne Edelmetall blieb.
Es ist eine Härte, dass bei den olympischen Windsurfern nach der Hauptrunde sowie Viertel- und Halbfinale vier Finalteilnehmer aufeinandertreffen, einer oder eine also bei der Medaillenentscheidung “leer” ausgehen müssen. Theresa Steinlein war es nicht. Die beste Qualität der Bronzemedaillengewinnerin in dieser langen WM-Woche? „Einfach nie aufgeben!“ Besonders gefreut hat sie sich, dass sie die Hürde Halbfinale dieses Mal gut genommen hat.
DSV-Cheftrainer Dom Tidey sagte zur Leistung von Theresa Steinlein: „Es ist die erste WM-Medaille für eine deutsche iQFOil-Windsurferin. Theresa ist seit den Olympischen Spielen als Athletin gewachsen, stark in allen Bereichen. Jetzt sieht es so aus, als gehört sie da oben hin. Ihr Downwind-Speed ist Weltklasse, am Wind ist sie unter den Top Fünf der Frauen.“
Tidey muss es wissen. Er war selbst einst ein Weltklasse-Windsurfer, trainierte einst den mehrfachen olympischen Medaillengewinner Nick Dempsey und feierte mit iQFOiL-Weltmeister Sebastian Kördel als dessen Coach 2022 WM-Gold in Brest. Inzwischen hat Dom Tidey als Cheftrainer für das German Sailing Team viele übergreifende Aufgaben, ist jedoch bewusst häufig bei großen Events aller Klassen vor Ort bei den Athleten und den Disziplinen-Coaches.
So war er auch in dieser Woche in Aarhus, hat die iQFOiL-Weltmeisterschaft und das Team um Windsurf-Trainer Daniel Slijk in Aarhus begleitet. Im Sailing Center sagte Dom Tidey: „Wir wollen als German Sailing Team auf Kurs LA 2028 möglichst viele Medaillen gewinnen. Das hier ist die nächste.” Daniel Slijk sagte zu Theresa Steinleins überragender Leistung: „Sie hat in allen Bereichen enorm hart gearbeitet. Sie hatte eine konstante WM-Woche mit starkem Speed. Der Schlüssel war ihr Mindset: Sie war sehr ruhig, wusste genau, was sie zu tun hat.“
Die weiteren Nachwuchstalente aus dem German Sailing Team konnten bei dieser iQFOiL-Weltmeisterschaft noch nicht an die Glanzleistungen des inzwischen zurückgetretenen Champions Sebastian Kördel oder der aktuellen Nummer eins Theres Steinlein anknüpfen. Hier geht es zu den WM-Ergebnissen der 79 Starterinnen und 117 Starter bei der Weltmeisterschaft 2025.
Bei den Männern gewann ebenfalls ein Brite: Andy Brown konnte sein Gold kaum fassen, sagte: “Ich bon schockiert.” Er bedankte sich mit rührenden Worten bei seinem Team und sagte: “Ich surfe seit 2017 in Vollzeit und wusste nicht, was dieses Jahr kommen würde. Aber ich hoffte, es würde irgendwann kommen. Jetzt bin ich einfach nur superglücklich.”. Silber und Bronze holten Tom Arnoux (Frankreich) und der entthronte Titelverteidiger Nicolo Renna (Italien).
REPLAY! Wer sich die Finalläufe noch einmal ansehen möchte, findet sie hier in der Wiederholung der Live-Übertragung vom letzten Tag der iQFOiL-WM in Aarhus: