WM 49er und 49er FXEin deutscher Sieg im Medal Race und schwere Aufgaben auf Kurs Olympia

Tatjana Pokorny

 · 10.03.2024

Als WM-Siebte waren Inga-Marie Hofmann und Catherine Bartelheimer beste deutsche Crew vor Lanzarote
Foto: Sailign Energy/Lanzarote Sailing Center
Der Glanz von 49er-FX-Silber und 49er-Bronze bei den Olympischen Spielen in Japan 2021 ist noch nicht verblasst. Drei Jahre später kämpft nun die Generation nach den zurückgetretenen Leistungsträgern Tina Lutz/Sanni Beucke und Erik Heil/Thomas Plößel um den Wiederanschluss an die Weltspitze. Am besten gelang das bei der Weltmeisterschaft der Olympia-Skiffs vor Lanzarote Inga-Marie Hofmann und Catherine Bartelheimer

Die deutschen Skiffsegler und -seglerinnen ringen um ihren Wiederanschluss an die Weltspitze. Drei Jahre nach den letzten olympischen Medaillenerfolgen von Erik Heil und Thomas Plößel (2x Bronze in Folge) sowie Tina Lutz und Sanni Beucke (Silber in Enoshima) ringen ihre Nachfolger in den einstigen deutschen Paradedisziplinen 49er und 49er FX weiter ohne gesicherten Nationenstartplatz um ihre Olympia-Chance. Die WM hat nun gezeigt, dass die Hoffnung auf erfolgreiche Olympia-Starts lebt.

Hofmann/Bartelheimer im WM-Showdown stark

Mit Inga-Marie Hofmann und Catherine Bartelheimer hat an diesem Wochenende eine deutsche 49er-FX-Crew das Medaillenrennen der Weltmeisterschaft erreicht. Im Showdown konnten die Steuerfrau vom Düsseldorfer Yachtclub und ihre Vorschoterin vom Segelclub Inning am Ammersee sogar mit dem Sieg glänzen. Dabei ließen sie eine Reihe namhafter Weltmeisterinnen und auch die brasilianischen Doppel-Olympiasiegerinnen Martine Grael und Kahena Kunze hinter sich. Die Welttitelkämpfe beendeten Hofmann/Bartelheimer als stolze Siebte mit dem besten Ergebnis ihrer Karriere.

Inga-Marie Hofmann sagte nach dem fulminanten Finale: “Wir freuen uns, dass wir gerade im olympischen Jahr so ein gutes Ergebnis ersegeln konnten. Das motiviert uns für die weiteren Regatten. Es macht Mut, alles zu geben.” Als 13. beendeten die Hamburgerinnen Marla Bergmann und Hanna Wille die WM. Das Duo vom Mühlenberger Segel-Club führt die DSV-interne Wertung im Kampf ums Olympiaticket nach EM-Platz 4 im vergangenen Jahr und zwei von drei Regatten mit 25 Punkten an. Hofmann/Bartelheimer folgen mit 14 Punkten, die sie sich allein mit dem WM-Erfolg verdient haben. Vier Punkte haben bisland Sophie Steinlein und Jill Paland (Norddeutscher Regatta Verein) gesammelt.

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Bergmann/Wille führen im Kampf ums Olympia-Ticket

Alles deutet nun auf einen Zweikampf zwischen Bergmann/Wille und Hofmann/Bartelheimer bei der dritten und letzten Ausscheidung im Rahmen des Spanien-Klassikers Trofeo Princesa Sofía hin, in den die Hamburgerinnen mit elf Punkten Vorsprung starten. Zudem müssen beide Crews noch sicherstellen, dass sie in der Endabrechnung der drei Ausscheidungsregatten in den Top-Ten-Nationen liegen, wollen sie die Bedingungen des Deutschen Olympischen Sportbundes erfüllen.

Ist der interne Kampf um den Ausscheidungssieg entschieden und die DOSB-Bedingungen erfüllt, erwartet die deutschen Skiffseglerinnen eine letzte hohe Hürde: Sie müssen bei der Last Chance Regatta vom 18. bis zum 27. April um den noch nicht gesicherten Nationenstartplatz für die olympische Regatta in Marseille (28. Juli bis 8. August) kämpfen. Dabei ist es egal, welche deutsche 49er-FX-Crew einen der letzten drei dort zu vergebenden Nationenstartplätze für noch nicht qualifizierte Skiff-Länder sichert. Besetzen wird den im Erfolgsfall die in der nationalen Ausscheidung siegreiche Crew.

Hanna Wille sagte nach der WM zum anstehenden vorolympischen Endspurt und den zu lösenden Aufgaben: “Wir sind zuversichtlich. Gerade mit Blick auf die gesamte deutsche Trainingsgruppe. Wir glauben daran, dass wir es als Team auf jeden Fall packen werden, den Nationenstartplatz zu holen.” Zu den eigenen Chancen, diesen erhofften Nationenstartplatz auch selbst besetzen zu können, sagte Hanna Wille: “Wir sind letztes Jahr in Palma gut gefahren. Wir wissen, was uns da erwartet. Die WM hat uns gezeigt, dass wir weiter aggressiv rangehen müssen.”

Deutsche 49er-Männer vor großen Herausforderungen

Auch Inga-Marie Hofmann und Catherine Bartelheimer glauben an ihre Olympia-Chance. Inga-Marie Hofmann sagte: “Marla und Hanna haben bei der EM zeigen können, was ihre Bedingungen sind. Wir konnten jetzt unsere Stärken ausspielen. Wir glauben, dass wir vor Mallorca abwechslungsreiche Bedingungen erleben werden. Das ist sicher noch einmal eine gute Chance, uns als bestes deutsches 49er-FX-Team zu positionieren.”

Etwas schwächer ist die Ausgangslage der deutschen 49er-Männer auf Kurs Olympia 2024. Von ihnen konnte bei bislang zwei Ausscheidungsregatten noch kein Team mindestens einmal einen zwölften oder besseren Platz ersegeln. Diese DOSB-Hürde haben sie zusätzlich zu den weiteren offenen Aufgaben zu nehmen, die auch die 49er-FX-Frauen lösen müssen.

Als beste deutsche WM-Crew verpassten Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger den angestrebten zwölften Platz als 13. unglücklich knapp. Sie müssen nun ebenso wie Max Stingele und Linov Scheel (Kieler Yacht-Club, WM-17.) auf eine formidable Vorstellung bei der Trofeo Princesa Sofía hoffen, um überhaupt für eine Olympia-Nominierung in Frage zu kommen. Sollte das gelingen, muss auch die 49er-Gruppe um Bundestrainer Max Groy noch den Nationenstartplatz bei der Last Chance Regatta in Hyères sichern.

Mit maximaler Stärke in die Last Chance Regatta

Damit ist die Luft olympisch dünn geworden in der einstigen deutschen Paradedisziplin 49er. Trotzdem sind Athleten und Trainer entschlossen, das Blatt noch zu ihren Gunsten zu wenden. Andreas Spranger sagte nach der WM: “Es war keine schlechte WM, auch wenn wir mehr Potenzial haben. Wir haben uns noch nichts verbaut, müssen nun aber in Palma richtig einen raushauen. Die neun Punkte sind erreichbar, die Top-Ten-Nationen machbar. Um die Nationenquali machen wir uns dann nach Palma Gedanken.”

Auch DSV-Trainer Max Groy bleibt optimistisch: „Jakob und Andreas haben sich nach einer schwierigen Phase im vergangenen Jahr wieder gut zusammengefunden. Ich denke, sie können das Momentum von der WM mit nach Palma nehmen. Mit Blick auf die Last Chance Regatta kann man sicher sagen, dass sie ihre eigenen Gesetze hat und auch Außenseiter ihre Chance suchen werden. Wir werden als 49er-Traininsggruppe des German Sailing Teams mit maximaler Stärke antreten und darum kämpfen, dass wir den Nationenstartplatz bekommen.“

Historisches WM-Gold für Frankreich im 49er

Die WM-Medaillen teilten sich im Bilderbuchrevier vor Lanzarote in Champagnerbedingungen mit Winden um 12 bis 14 Knoten andere Nationen. WM-Gold sicherten sich im 49er FX die Niederländerinnen Odile van Aanholt/Annette Duetz vor den entthronten Titelverteidigerinnen Vilma Bobeck/Rebecca Netzler (Schweden) und Jana Germani/Giorgia Bertuzzi (Italien).

Bei den 49er-Männern gelang Erwan Fischer und Clement Pequin Historisches: Rund viereinhalb Monate vor der Olympia-Regatta im Heimatrevier vor Marseille holte das Duo den ersten WM-Titel in der 49er-Geschichte für Frankreich. Fischer und Pequin entthronten die Niederländer Bart Lambrieux/Floris van Werken, die zuvor dreimal in Folge WM-Gold abgeräumt hatten, mit sagenhaften 38 Punkten Vorsprung. Die Franzosen hatten den Sieg schon vor dem Medaillenrennen sicher. WM-Bronze ging an die Spanier Diego Botin und Florian Trittel.

Das Finale! Hier geht es zur Wiederholung des Live-Streams vom Finaltag der WM – im letzten Drittel ist das von Inga-Marie Hofmann und Catherine Bartelheimer so furios bestrittene 49er-FX-Medaillenrennen zu sehen:

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