WM 49er, FX & Nacra 17“Höchstes Niveau des Jahres”, SailGP-Asse vorne

Tatjana Pokorny

 · 10.10.2025

Die amtierenden 49er-Olympiasieger und SailGP-Titelverteidiger Diego Botin und Flo Trittel führten das WM-Feld am Freitagabend souverän an.
Foto: Sailing Energy/49er & 49erFX World Championships 2025

​​Bei der Weltmeisterschaft für 49er, 49erFX und Nacra 17 haben die deutschen Crews zu kämpfen. Nach hartem Tag aber blieben einige Medaillenchancen gewahrt. Vorneweg segeln im 49er die spanischen Olympiasieger und SailGP-Titelverteidiger Diego Botin und Flo Trittel. Die Olympia-Disziplinen beschäftigt auf dem WM-Gipfel auch das Tauziehen ums neue Olympia-Format.

DSV-Cheftrainer Dom Tidey neigt nicht zu Übertreibungen. Wenn er berichtet, dass bei der WM für 49er, 49erFX und Nacra 17 in Italien “das höchste Wettbewerbsniveau herrscht, dass wir in diesem Jahr gesehen haben”, dann darf man von einem veritablen Großkampf ausgehen. An Cagliaris Poetto Beach haben sich die Besten in den rasanten Olympia-Disziplinen 49er, 49erFX und Nacra 17 versammelt, um ihre Weltmeister zu ermitteln.

49er-Olympiasieger: Botin und Trittel stark

Zwei Tage vor dem Sonntagsfinale zeichnete sich am Freitagabend ab, wer vor Sardiniens Küste um die Titel kämpfen könnte. Vorne liegen bereits gekrönte Könner: Bei den 49ern geben die amtierenden Olympiasieger und SailGP-Titelverteidiger Diego Botin und Florian Trittel den Ton an. Die Spanier haben sich am vierten und bislang schwierigsten WM-Tag mit herausragender Bilanz der Ränge 1-5-1 als Spitzenreiter eine 24-Punkte-Führung vor den dreimaligen Weltmeistern Bart Lambriex van Aanholt und Floris van de Werken erarbeitet. Hier geht es zu den Zwischenständen bei der der Skiff-WM im 49er der Männer.

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Deutschlands Top-Akteure im 49er, Richard Schultheis und Fabian Rieger, hatten am Freitag zu kämpfen. Sie kamen in einem Leichtwindrennen und zwei Läufen in instabilen zwölf bis 15 Knoten Wind dreimal als Zwölfte ins Ziel. Als “tricky” beschrieb Fabian Rieger die Bedingungen. Seine Freitagsbilanz: “Wir haben uns ein bisschen über den Tag gerettet. Wir haben immer mal hier und da einen Fehler gemacht, der uns viel gekostet hat, weil Fehler im Goldfleet halt schnell bestraft werden.”

​Die nächsten Tage sollte der Wind eigentlich ganz solide sein. Da geben wir nochmal Vollgas.” Fabian Rieger

Bei 80 Punkten auf dem Skiff-WM-Konto haben Richard Schultheis und Fabian Rieger aber nur neun Punkte Rückstand auf die Polen Mikolaj Staniul und Jakub Sztorch. Drei weitere Goldfleet-Rennen könnten am Freitag ausgetragen werden. Am Sonntag soll das Finale im neuen Format stattfinden: Den Ausschlag gibt am Ende das neue 4-Punkt-Rennen mit den besten vier Crews, in dem die Weltmeister ermittelt werden.

Neues Finalformat für 49er, 49erFX und Nacra 1

Der Premiere für das neue Finalformat waren intensive Diskussionen innerhalb der Klassenvereinigung vorausgegangen. Und sie halten an. Es herrscht ein heftiges Tausziehen zwischen jenen, die zur maximal fairen Ergebnisermittlung in der von den Elementen stark beeinflussten olympischen Sportart Segeln wie bislang möglichst viele Rennergebnisse einbeziehen wollen. Wobei es aber bei starker Dominanz von Ausnahmeathleten passieren konnte und kann, dass Olympiasieger oder Olympiasiegerinnen schon vor dem Medaillenrennen feststehen.

Das wiederum kommt beim IOC, bei den TV-Sendern und Sportvermarktern weniger gut an. Sie wünschen sich für maximale Telegenität, Spannung und den “goldenen Olympia-Moment” planbare Übertragungszeiten und vor allem packende Entscheidungen erst im letzten Lauf. Im Ringen um ein Format, dass alle Bedürfnisse befriedigt, wird nun bei der WM für 49er, 49erFX und Nacra 17 ein neuer Mix serviert, dessen Wirkung und Erfolg abzuwarten bleibt.

Und so soll es gehen: Den Finaltag eröffnet ein sogenanntes “Gold Fleet Umpired Race”, das im 49er, 49erFX und Nacra 17 die jeweils besten 20 Teams nach den Fleetraces bestreiten. Die vier besten Teams ziehen danach ins “4-Punkt-Finale” ein. Wichtig: Das punktbeste Team nach dem “Gold Fleet Umpired Race” nimmt drei Punkte in den Entscheidungslauf mit, die Zweitplatzierten zwei Punkte, die Dritten einen Punkt, die Vierten null Punkte.

So funktioniert das 4-Punkt-Finale

Im einzigen Finallauf – dem “4-Punkt-Finale” – erhält nur das Siegerteam vier Punkte, alle anderen null Punkte. Damit gelten im Finallauf bei vier Teams und drei Medaillen zwei Grundsätze: Jeder kann noch Gold gewinnen. Und: Jedes Team, das von einem nach den Fleetraces hinter sich platzierten Team im Finallauf geschlagen wird, kann nur um einen Platz nach hinten rutschen.

Sportliche Unausgewogenheit wie beispielsweise das Olympia-Drama der britischen iQFoil-Topsurferin Emma Wilson, die in Marseille nach dominanten Leistungen mit sagenhaften 31 Zählern Vorsprung ins olympische Medaillenfinale gestartet war, aber im Finale unglücklich Dritte wurde und statt der in aller Augen verdiente Gold nur Bronze bekam, kann auch das neue System nicht verhindern. Dominante Seriensieger können auch im neuen Finalformat durch unglückliche Umstände im Kampf um Gold abgefangen und ihrer bis dahin starken Bilanz beraubt werden.

Es bleibt spannend, wie das Experiment bei dieser WM für Skiffs und Nacra 17 ausgeht und wie es anschließend von allen Beteiligten bewertet wird. Sophie Steinlein, vor dem Finalwochenende mit ihrer Vorschoterin Catherine Bartelheimer Elfte nach elf Rennen, sagte zum neuen Format: “Das Rennen mit den 20 Crews finde ich relativ überflüssig, aber da wollen sie wegen der kleinen Felder bei den Olympischen Spielen testen. Das Format für die Top-Vier finde ich relativ gut. Ich glaube, es gibt den Medien genug, aber es ist für die Sportler noch relativ fair. Man kann einen Platz droppen…”

Skiff-WM: das Revier fordert viel

Bis zum doppelten Sonntagsfinale laufen für Sophie Steinlein und Catherine Bartelheimer (Norddeutscher Regatta Verein/bayerischer Yacht-Club/Segelclub Inning am Ammersee) wie für ihre Teamkameradinnen seit diesem Freitag die Rennen der Goldflotte im sardischen WM-Revier. Dom Tidey beschrieb das Austragungsrevier als “außergewöhnlich anspruchsvoll”.

Der Head Coach ist mit dem German Sailing Team auf Sardinien. Die Bedingungen, so Tidey, “stellen die Fähigkeiten der Segler in jeder Hinsicht auf die Probe”. Weiter sagte der Brite: “Schon die Qualifikationsrunden waren geprägt von einer unbeständigen Meeresbrise, die die Teams immer wieder überraschte und sich unvorhersehbar veränderte, gerade als sie glaubten, die Bedingungen verstanden zu haben.”

Speziell zu den Freitagsbedingungen sagte Dom Tidey: “Die ersten Goldflottenrennen am Freitag brachten ein neues Wettersystem mit sich, das für sehr wechselhafte und unbeständige Bedingungen auf der gesamten Regattastrecke sorgte. Die Rennleitung war gezwungen, die Rennen aufgrund der schwankenden Bedingungen im Laufe des Tages abzubrechen und neu zu starten.” Da waren auch gute Nerven und Überblick gefragt.

Drei deutsche 49erFX-Crews in Top 20

Das galt bei den 49ern ebenso wie im Nacra-17-Feld, wo Josh Berktold und Zoe Coers als einzige deutsche Starter nach insgesamt zwölf Rennen unter 40 Teams in der Silberflotte auf Platz 28 lagen, wie bei den Frauen im 49erFX. An der Spitze haben sich hier die Olympia-Zweite Vilma Bobeck und ihre neue Vorschoterin Ebba Berntsson mit 47 Punkten ein kleines Polster von fünf Zählern vor den in dieser Saison stark segelnden kanadischen Schwestern Georgia und Antonia Lewin-Lafrance erkämpft.

Sophie Steinlein und Catherine Bartelheimer greifen am Samstag als Elfte mit 82 Zählern auf ihrem Skiff-WM-Konto an. Vier Rennen sind bei den 49erFX-Frauen geplant. Auf Platz 15 kämpfen SailGP-Strategin Anna Barth und Emma Kohlhoff (Kieler Yacht-Club) mit 94 Punkten um Anschluss an die Top Ten, die am Freitagabend 15 Punkte entfernt lagen.

Auf Platz 19 hatten sich Maru Scheel und Freya Feilcke vom Kieler Yacht-Club platziert. Die Olympia-Sechsten Marla Bergmann und Hanna Wille (Mühlenberger Segel-Club) lagen vor dem Finalwochenende auf Platz 27 einen Rang hinter ihren Teamkameradinnen Katharina Schwachhofer und Elene Stoltze (Württembergischer Yacht-Club/Segelkameradschaft Leopoldshafen).

Doppel-Olympiasiegerinnen nur auf Platz 20

Auch andere Top-Crews haben im 49erFX im italienischen WM-Revier zu kämpfen. In einem Boot, fanden sich die Doppel-Olympiasiegerinnen Martine Grael und Kahena Kuntze – die eine als Steuerfrau, die andere als Strategin auch im SailGP aktiv – vor dem Showdown am Wochenende zunächst nur auf Platz 20 wieder. Dabei werden es die Brasilianerinnen vermutlich nicht belassen. Hier geht es zum Skiff-WM-Zwischenklassement im 49erFX der Frauen.

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