Tatjana Pokorny
· 24.04.2021
Für den deutschen Weltmeister war es nach langer Regattapause eine überaus erfolgreiche Standortbestimmung, für andere Nationen die glückliche Last-Minute-Qualifikation für Olympia im Laser: die kontinentale Olympiaqualifikation in Vilamoura. Der selbst längst für Olympia qualifizierte Sonthofener setzte sich am Finaltag mit einem Punkt Vorsprung vor dem fünfmaligen olympischen Medaillengewinner und Doppel-Olympiasieger Robert Scheidt aus Brasilien durch. Buhls motivierendes Fazit nach der Galavorstellung im Feld von 139 Startern aus 44 Ländern: «Bis auf Australien und Neuseeland war die komplette Weltspitze am Start. Ich konnte gute Erkenntnisse sammeln, Selbstbewusstsein tanken und im Olympiajahr Eindruck hinterlassen.» In anderen Worten: Es war der ideale Auftritt für den Steuermann vom Norddeutschen Regatta Verein.
92 Tage vor dem ersten olympischen Startschuss bleibt Buhl, der 2020 zum historischen ersten deutschen WM-Titel in der Laserklasse gesegelt war, der Klassenkönig in der heiß umkämpften Einmann-Jolle. Am Ende Gipfeltreffens der Besten in Portugal war Philipp Buhl auch eine Verneigung vor seinem Trainer wichtig: "Es ist Zeit für einen großen Dank an Alex Schlonski. Auf ihn ist hundertprozentig Verlass. Wenn ich meinen jetzigen Trainer über die Gesamtheit der Zusammenarbeit betrachte, kann ich mich glücklich schätzen. Wir haben einen guten und sachlichen Austausch. Das gefällt mir sehr. Danke, Alex!"
Im Blick hatte Philipp Buhl in portugiesischen Gewässern aktuell auch den eindrucksvollen Auftritt von Robert Scheidt, der vor Ausbruch der Pandemie nach seinem Comeback teilweise mehr zu kämpfen hatte als ihm lieb war. Der zweimalige Olympiasieger, neunmalige Laser-Weltmeister und fünfmalige olympische Medaillengewinner bleibt im Alter von 48 Jahren ganz offensichtlich eine Macht, mit der im Sommer in Japan zu rechnen ist. Vor Vilamoura aber musste sich Scheidt dem 31-jährigen Buhl knapp geschlagen geben. Der Deutsche beendete die Serie nach insgesamt zwölf Wettfahrten mit einem souveränen Rennsieg und sagte: "Ich habe Scheidt nie ganz abgeschrieben. Trotzdem hat es mich überrascht, dass er in zumindest überwiegenden Hängebedingungen über Speed gut abgeliefert hat. Da kann auch ein Scheidt noch einmal Olympiasieger werden, wenn es mal eine Woche ballert…" Buhl steuert die olympische Regatta in Enoshima nach dem Portugal-Einsatz gestärkt an, weiß aber: "Da sind neun Leute, die in Enoshima gewinnen können. Mit dem einen oder anderen Außenseiter dazu sind es zehn. Die Entscheidung wird im mentalen Bereich fallen, denn segeln können alle."
Der Spanier Joel Rodiguez Perez und der Niederländer Duko Bos sicherten für ihre Nationalmannschaften vor Vilamoura die letzten beiden europäischen Laser-Startplätze für Olympia. Bei den Laser-Radial-Seglerinnen setzte sich in Abwesenheit der holländischen Olympiasiegerin Marit Bouwmeester die dänische Weltmeisterin Anne-Marie Rindom durch. Shai Kakon (Israel) und Carolina João (Portugal) holten die letzten beiden europäischen Olympia-Fahrkarten in der Einhandjolle für Frauen. Die für Olympia qualifizierte Svenja Weger vom Potsdamer Yacht Club kam nicht über Platz 47 hinaus. Sie war ohne Ergebnisziel, dafür aber mit speziellen Arbeitsaufgaben in die Serie gestartet. Eine Enttäuschung war die Platzierung dennoch, aber sicher nicht Wegers letztes Wort auf Kurs Olympia-Premiere.