VereineLust auf Leistung – die neue Spitzensport-Offensive in Bayern

Tatjana Pokorny

 · 08.05.2025

Philipp Autenrieth und Jochen Schümann im Bayerischen Yacht-Club am Starnberger See.
Foto: BYC
Der Bayerische Yacht-Club tritt mit seinem neuen Spitzensportleiter Philipp Autenrieth das Gaspedal pro Segelleistungssport durch. Angestrebt ist der Aufbau eines Leistungszentrums auf dem Vereinsgelände am Starnberger See. In die Zukunft geht es mit einem ehrgeizigen wie mehrdimensionalem Förderkonzept, prominenter Unterstützung und breiter Mitgliederzustimmung.

Philipp Autenrieths neuer Job ist in Deutschland aktuell einzigartig. Seit am 1. Januar ist der langjährige Nationalsegler der neue Leiter für Spitzensport und Talentförderung im Bayerischen Yacht-Club. Neben Clubmanager Fabian Duttler und Sportmanager Nils Sternberg ist der 34 Jahre alte Autenrieth nun der dritte Mann im Vollzeit-Team, der mit der Club-Crew für eine starke sportliche Zukunft des Vereins wirkt.

Bayerischer Yacht-Club: Meilenstein in der Vereinsgeschichte

Für den Bayerischen Yacht-Club bedeutet die Weichenstellung einen „weiteren Meilenstein in unserer Geschichte“. In einem Statement des Vereins heißt es zur Verpflichtung von Philipp Autenrieth: „Die richtungsweisende Entscheidung soll die Nachwuchsförderung im BYC stärken und den Übergang junger Talente vom Jugendbereich in den Leistungs- und Profisport unterstützen.“

Philipp Autenrieth hat führende BYC-Segler bereits bei ersten Events wie der Semaine Olympique Française begleitet und Kooperationen für die Zukunft angeschoben. Er erweitert den Aktionsradius, der im Bayerischen Yacht-Club durch die Arbeit von Fabian Duttler, Nils Sternberg und dem Team ohnehin schon sehr vielseitig war. Zum Vereinsangebot zählt bei den Bayern mit „GoSailing“ beispielsweise ein Einsteiger- und Fortgeschrittenen-Programm auf J/70-Booten.

Das Programm „Day Races“ ist im Bayerischen Yacht-Club ein Einsteigerangebot für angehende Regattasegler. Das BYC-Bundesliga-Engagement wendet sich an ehrgeizige Regattasegler. In der ersten Liga segelten die Bayern im vergangenen Jahr auf Platz fünf. Mit Philipp Autenrieth und neuen Ansätzen will der Bayerische Yacht-Club nun im Leistungssport vorankommen.

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Wir wollen Segler weiterbringen und dafür gibt es jetzt einen Manager.“ Philipp Autenrieth

Im Detail erklärt der neue Spitzensportleiter und Talentförderer: „Wir wollen die Sportler künftig enger begleiten. Ich werde bei großen Regatten viel vor Ort sein.“ Autenrieth selbst kam als 14-Jähriger zum Bayerischen Yacht-Club, der mit rund 1100 Mitglieder zu den großen Vereinen der Republik zählt. Er kennt den Club und auch die Herausforderungen und Hürden, die Tiefen und Höhen einer Leistungssportkarriere.

Der BYC will Talenten Brücken bauen

Philipp Autenrieth sagt: „Wir müssen es schaffen, die Resourcen besser zu bündeln. Kooperationen mit anderen Vereinen wie jetzt schon mit dem NRV in Hamburg sind explizit Teil unserer Initiative. Da sehe ich eine meiner Aufgaben: diese Zusammenarbeit mit den Vereinen un dem Verband zu optimieren, positiven Drive und Siegermentalität reinzubringen, Medaillen zu gewinnen.“

Autenrieth weiß, dass das nicht von heute auf morgen auf Knopfdruck geht. Er bringt seine Erfahrungen, einen langen Atem und einen Blick über den Tellerrand hinaus mit. Er sagt: „Wir als Bayerischer Yacht-Club und ich als Philipp Autenrieth machen hier jetzt nicht auf Neuschwanstein. Wir wollen etwas Langfristiges aufbauen, Segeldeutschland besser machen, den vielen Talenten aus dem Süden Brücken in den olympischen Sport bauen.“

Gezielte Talentförderung, der Betreuung von Nachwuchsseglern, die Unterstützung bei der Karriereplanung und der langfristigen Begleitung bis hin zum Leistungs- und Profisport sollen ineinander fließen. Darüber hinaus will Philipp Autenrieth das BYC-Netzwerk im Bereich Spitzensport ausbauen und starke Verbindungen zu nationalen und internationalen Einrichtungen und Wettbewerben wie den Olympischen Spielen, dem America’s Cup oder der Foiling Academy Germany schaffen.

Prominentes Expertenteam: Schümann, Wieser und Brennecke an Bord

Bei seiner vielschichtigen Arbeit kann Philipp Autenrieth auch auf die Erfahrung, den Rat und das Engagement eines prominent besetzten BYC-Expertenteams zurückgreifen: die Top-Segler Markus Wieser, Jochen Schümann und „Hatari“-ClubSwan-50-Eigner, Steuermann und Leistungssportförderer Marcus Brennecke flankieren die neue Offensive, beraten Philipp Autenrieth und den Bayerischen Yacht-Club.

Jochen Schümann, mit drei Goldmedaillen und einmal Silber die Nummer drei auf der Liste der erfolgreichsten Olympiasegler der Sportgeschichte und zweimal America’s-Cup-Gewinner, sagt: „Wir sind überzeugt, dass Deutschland im internationalen Segelsport noch enormes Potenzial hat – aber dafür braucht es Strukturen, Knowhow und einen langen Atem. Genau da setzen wir im BYC an.“

Idole im Club spornen den Nachwuchs an

„Idole im Club zu haben, spornt auch die jungen Leute an, die dann sagen, dass sie das auch erreichen wollen“, erklärt Autenrieth die Mehrfachwirkung des Engagements der erfolgreichen Segelprofis und Kapagnen-Manager. Als Vorbilder gelten im Bayerischen Yacht-Club auch die 49er-Olympiasegler Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger, die bei ihrer Olympia-Premiere in Marseille Elfte wurden und es im zweiten Olympia-Anlauf auf Kurs LA 2028 noch einmal wissen wollen.

Viele weitere Projekte und neue Ideen sollen jetzt in Bayern vorangetrieben werden. Alle Maßnahmen münden in den Aufbau des gerade in einem neuen, verglasten Gebäude am Wasser entstehenden Leistungszentrum. „Es gibt viele kleine Vereine, die das nicht leisten können. Wir haben die Möglichkeiten und arbeiten daran, dass sich eine Leistungssportdynamik entwickelt und wir das Leistungssportzentrum aufbauen können“, sagt Autenrieth.

Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist mit der gerade abgeschlossenen Premium-Partnerschaft zwischen dem Bayerischen Yacht-Club und der America’s Cup Team Germany GmbH (ACTG) getan. Ziel der Kooperation zwischen den Bayern, der ACTG und der Foiling Academy ist es, den High-Performance-Segelsport in Deutschland nachhaltig zu fördern, weil es inzwischen bei fast allen Spitzensport-Events auf Foils zur Sache geht.

BYC-Offensive soll Nachwuchs beflügeln

Dementsprechend sind die Schwerpunkte der leistungssportlichen Aktivitäten im Bayerischen Yacht-Club gesetzt: Foiling-Disziplinen, die Vorbereitung auf den kommenden Youth & Women’s America’s Cup sowie der olympische Hochleistungsbereich stehen im Zentrum. Das mit der ACTG für diese Saison gemeinsam geplante Engagement in der F69-Serie ist Teil der BYC-Spitzensportförderung.

Michael Steiner, 1. Vorsitzender im Bayerischen Yacht-Club, sagt: „Mit dieser Partnerschaft bündeln wir unsere Kräfte, um ambitionierten Seglerinnen und Seglern in Deutschland eine professionelle Plattform zu bieten. Wir schaffen gezielte Übergänge vom Nachwuchs in den internationalen Spitzenbereich – und das auf technologisch wie sportlich höchstem Niveau.“

Die jetzt vereinbarte Partnerschaft zweischen BYC und ACTG/FA verfolgt ein klares Ziel, wie beide Seiten in einem Presse-Statement bekräftigen: „Segel-Deutschland dauerhaft in der Weltspitze zu etablieren.“ Sie wollen bereit sein und nicht wieder bei Null anfangen, wenn sich langfristig die Chance für ein America’s-Cup-Engagement ergibt. Ein zentraler Baustein dafür sei, so der Verein und die ACTG, sei der Einsatz in der F69-Serie, die Segler und Seglerinnen auf künftig mögliche Einsätze im Youth und Women’s America’s Cup vorbereite.

AC40-Simulator im Bayerischen Yacht-Club

Ein Herzstück der Partnerschaft ist der AC40-Simulator, der künftig im Bayerischen Yacht-Club stationiert sein wird. Mit dieser hochmodernen Trainingsplattform können sich die Seglerinnen und Segler gezielt und realitätsnah auf die Anforderungen der AC40-Klasse vorbereiten. Auf den rasenden Foilern für vierköpfige Crews könnten – wie schon im vergangenen Jahr in Barcelona – auch kommende Youth & Women’s America’s Cup ausgetragen werden.

Der zweimalige Olympiateilnehmer Marc Pickel ist Geschäftsführer der ACTG/FA und langjähriger Spitzenathlet. Er sieht die Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Yacht-Club als richtungsweisend: „Wir brauchen starke Clubs wie den BYC, um unsere Vision langfristig umsetzen zu können. Die gemeinsame Arbeit mit dem BYC in der F69-Serie ist für uns mehr als nur Regattabeteiligung – sie ist der nächste Schritt in der Entwicklung eines echten Leistungszentrums für das Foiling-Segeln in Deutschland.“

Neben sportlichen, technischen und strukturellen Aufgaben will Philipp Autenrieth auch für mentale Stärke werben und arbeiten. Seine Einschätzung: „Gewinner-Mentalität ist etwas, woran wir in Segeldeutschland arbeiten müssen, aber auch etwas, das man über den Sport hinaus gut gebrauchen kann.“

Ein Weltmeister für die nächste Generation

Er muss es wissen, hat selbst 2022 mit seiner Steuerfrau Luise Wanser (NRV) die Weltmeisterschaft im olympischen 470er-Mixed gewonnen. Ob sich Leistungssport heute noch lohnt? Philipp Autenrieth ist überzeugt davon. Er sagt: „Ich glaube, das Thema Verantwortung zu übernehmen und sich als Persönlichkeit zu entwickeln, ist ein ganz zentraler Punkt. Wichtig ist der Wille. Jeder hat eine andere Ausgangsposition. Aber jeder kann sich fragen: Was wäre wohl möglich?“

Was möglich ist, zeigten im Finale des Youth America’s Cup vor Barcelona im vergangenen Jahr die beiden Top-Teams aus Italien und den USA – auf diesem Niveau wollen bei einem angestrebten nächsten Mal gerne auch die deutschen Talente agieren können:

Und so ging es ab beim Barcelona-Finale im Women’s America’s Cup zwischen den Frauen-Crews aus Italien udn Großbritannien:

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