Trofeo Princesa SofíaMit zwei Silberstreifen am Horizont in die neue Olympiade

Tatjana Pokorny

 · 05.04.2025

Die 49er-Segler Richard Schultheis und Fabian Rieger freuen sich über Platz zwei bei der ersten gemeinsamen Regatta.
Foto: Sailing Energy/Princesa Sofía Mallorca
Die deutschen Olympiasegler sind beim Spanien-Klassiker Trofeo Princesa Sofía mit zwei Silbermedaillen in die neue Olympiade eingestiegen. Bei der ersten Regatta des fünfteiligen Sailing Grand Slams, zu dem auch die Kieler Woche Ende Juni gehört, segelten Richard Schultheis und Fabian Rieger im 49er und Simon Diesch/Anna Markfort im 470er-Mixed aufs Podium.

Mit herausragender Leistung fielen vor allem der erst 19 Jahre alte Deutsch-Malteser Richard Schultheis und sein zehn Jahre älterer Vorschoter Fabian Rieger vom Verein Seglerhaus am Wannsee bei ihrer ersten gemeinsamen Regatta auf. Nach nur drei Wochen in einem Boot agierte die Crew laut DSV-Cheftrainer Dom Tidey «phänomenal».

Das ultimative Ziel: eine Olympia-Medaille

Schultheis wurde in Berlin geboren, wuchs aber auf Malta auf, für das er bislang bei internationalen Wettbewerben startete. Der 49er-Jugendweltmeister von 2024 und Fünfte der jüngsten Motten-WM gilt als Ausnahmetalent, bestreitet seine erste Olympiakampagne nun unter deutscher Flagge, ist seit Jahresbeginn Mitglied im Perspektivkader des German Sailing Teams und im NRV Olympic Team des Norddeutschen Regatta Vereins in Hamburg.

„Das ultimative Ziel ist es, bei den Olympischen Spielen zu starten und um eine Medaille zu kämpfen“, sagte der von Dom Tidey als „hochkonzentriert und leistungsstark“ beschriebene Schultheis. Nach nur drei Wochen in einem Boot brillierte das Duo Schultheis/Rieger in dieser Woche in der Bucht von Palma, agierte auf Weltklasseniveau, war an vielen Tagen mit dem gelben Trikot der Führenden unterwegs und holte nach dem souveränen Sieg im Medaillenfinale Silber bei seiner Premiere.

Geschlagen geben mussten sie sich bei der Trofeo Princesa Sofía nur den französischen Weltmeistern Erwan Fischer und Clément Péquin. Zur bestechenden Güte von Richard Schultheis bringt Fabian Rieger 49er-Routine und Erfahrung als Steuermann wie als Vorschoter mit ins Team. Fabian Rieger hatte 2018 mit seinem damaligen Steuermann Tim Fischer WM-Bronze in Aarhus und 2020 die 49er-Europameisterschaft gewonnen.

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Neue Crew, neue Perspektiven

Nach Fischers Abschied vom olympischen Segelsport war Rieger selbst für eineinhalb Jahre ans 49er-Steuer gewechselt, bevor er jetzt mit Richard Schultheis eine vielversprechende neue Crew formiert hat und wieder auf die Position des Vorschoters gerückt ist.

Zusammen bilden sie ein Weltklasseteam mit rosiger Zukunft.” Dom Tidey

Dom Tidey beschreibt, was die Kombination von Richard Schultheis und Fabian Rieger so spannend und vielversprechend macht: “Was für eine interessante Kombination die beiden bilden: Wir haben den jugendlichen Enthusiasmus mit hochkonzentrierter Fokussierung und hoher Glaubwürdigkeit durch bereits erbrachte Leistungen in Kombination mit dem breiten Erfahrungshorizont von Fabi, der schon alles gesehen und alles gemacht hat.“

Mit ihrem abschließenden Sieg im Medaillenrennen konnten Richard Schultheis und Fabian Rieger auch am Finaltag noch einmal ihre Klasse und Entschlossenheit zeigen. “Wir haben versucht, die Franzosen im Finale unter Druck zu setzen, damit nicht sie uns unter Druck setzen. Das haben wir bis eine Minute vor dem Start gemacht und dann eine gute Lücke gefunden. Als dann während des Rennens aufgrund eines Frühstarts einer rausgepfiffen wurde, war auch die theoretische Siegchance weg. Aber wir haben unseren Plan umsetzen können und ein gutes Medaillenrennen bestritten”, berichtete Fabian Rieger nach dem Finale.

Erfolgreiches Comeback für Diesch/Markfort

Riegers Fazit nach einer herausragend bestrittenen Serie seiner Crew: „Die Woche kam uns mit technisch anspruchsvollen Bedingungen beiden entgegen.” Richard Schultheis stimmte ein: “Es war ein großartiger Start für unsere Kampagne, aber der Weg ist noch lang. Der 49er ist ein Boot, das viel Spaß macht zu segeln, aber man muss auch sehr viel Zeit und Arbeit reinstecken.”

Die zweite Silbermedaille holte das erfahrene 470er-Mixed-Duo Simon Diesch/Anna Markfort (Württembergischer Yacht-Club/Verein Seglerhaus am Wannsee). Nach Platz 14 bei der Olympia-Regatta in Marseille hatten sie im Herbst vergangenen Jahres bei der Deutschen Meisterschaft auf dem Bodensee eine weitere gemeinsame Olympia-Kampagne beschlossen. In die sind Simon Diesch und Anna Markfort mit Platz zwei nun fast ideal eingestiegen.

Wir haben auf jeden Fall mal wieder bewiesen, dass wir uns gut vorkämpfen können.“ Anna Markfort

Ihr Team habe “einige Stellschrauben eine halbe Umdrehung weitergedreht”, so Anna Markfort. Details dazu wollte sie aber nicht verraten. Dafür andere Schlüssel zum Erfolg bei der Trofeo Princesa Sofía: “Definitiv war hier das Mindset wichtig: Es ist nicht zu Ende, bevor das Ziel nicht erreicht ist. Es herrschten häufig ablandige Bedingungen, also eher untypische Palma-Bedingungen.”

Platz sieben für Team Germany in der Nationenwertung

Die damit verbundenen Herausforderungen meisterten auch die 470er-Mixed-Teamkameraden Theresa Löffler und Christopher Hoerr (Deutscher Touring Yacht-Club/Segelclub Breitbrunn Chiemsee) sehr stark. Sie waren als Sechste ins Finale gegangen und konnte sich mit Rang drei im Medaillenrennen noch auf Platz vier vorarbeiten.

Während in einigen Klassen zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht wieder alle Top-Akteure aktiv waren, sondern erst nach und nach wieder einsteigen werden, fehlten im 470er-Mixed nur wenige Schwergewichte. Wie in vielen Olympia-Disziplinen sind aber auch hier auf Kurs Olympia 2028 viele neue Gesichter zu entdecken.

Die Nationenwertung der ersten Regatta des Sailing Grand Slams gewann Großbritannien (5 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze) souverän vor Australien (2 x Gold) und China (1 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze). Die deutschen Olympiasegler erreichten mit zweimal Silber und insgesamt fünf Top-Ten-Platzierungen unter 55 Ländern hinter Frankreich (1 x Gold, 1 x Bronze), Singapur (1 x Gold) und Italien (4 x Silber, 1 x Bronze) Platz sieben. Alle Abschlussergebnisse und der Nationenspiegel finden sich hier.

Lebensmittelvergiftungen bei zwei Leistungsträgern

Ein noch besseres Mannschaftsergebnis verdarben Lebensmittelvergiftungen aus unterschiedlichen Quellen und mit unterschiedlichen Folgen bei zwei Leistungsträgern: Kiter Jannis Maus, strahlender Olympia-Fünfter in Marseille, war schon am Wochenende vor dem ersten Startschuss zur Trofeo Princesa Sofía erkrankt. Der Oldenburger biss sich noch durch den ersten Tag, entschied sich dann aber mit Rücksicht auf seine Gesundheit und Blick auf die nächste Regatta zur Aufgabe.

Die Olympia-Sechste Theresa Steinlein erwischte es inmitten der Trofeo Princesa Sofía. Die schwachen Ergebnisse an nur einem Tag zeigen die Folgen einer schweren und schlaflosen Nacht. Deutschlands beste iQFOiL-Windsurferin kämpfte sich aber danach zurück und wurde beim ersten Gipfel der Olympiasegler in der neuen Saison noch Fünfte.

Rückblick! Die Höhepunkte vom fünften Tag zeigen, wie die Olympiasegler um den Einzug in die Medaillenrennen kämpften:

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