Trofeo Princesa SofíaEin Surfriese beflügelt die DSV-Olympiasegler

Tatjana Pokorny

 · 06.04.2023

iQFoil-Weltmeister Sebastian Kördel  führte den Balearen-Klassiker nach vier Wettfahrttagen an
Foto: Sailing Energy/Trofeo Princesa Sofía

Beim spanischen Regattaklassiker Trofeo Princesa Sofía hatten Deutschlands beste Olympiasegler zum Auftakt der Hauptrunde in leichten Winden zu kämpfen. Einige zuvor top-platzierte Crews mussten Dämpfer hinnehmen. Weltmeister Seb Kördel ging im iQFoil trotz Patzer in Führung.

Zwei Tage vor dem Finale der Trofeo Princesa Sofía haben am Donnerstag leichte Winde die 1259 Akteure der Rekordflotte geprüft. Beim Weltcup-Saisonauftakt hatten auch einige bis dahin erfolgreichen DSV-Crews schwer mit den flauen Bedingungen zu kämpfen. Als Spitzenreiter in Tag vier der Serie gestartet, fand sich das 470er-Mixed Anna Markfort und Simon Diesch (Württembergischer Yacht-Club/Verein Seglerhaus am Wannsee) nach den Rängen 32, 25 und 25 am Abend auf Platz elf wieder.

In Medaillenreichweite segeln bei der Trofeo Princesa Sofía weiter die 470er-Weltmeister Luise Wanser/Philipp Autenrieth (Norddeutscher Regatta Verein/Bayerischer Yacht-Club) sowie Malte und Anastasiya Winkel (Schweriner Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein) auf den Plätzen vier und fünf.

Leichte Winde fordern Philipp Buhl

Federn lassen musste auch der am Vortag noch auf Platz zwei positionierte Laser-Weltmeister Philipp Buhl (Norddeutscher Regatta Verein/Segelclub Alpsee-Immenstadt). Der Allgäuer Ilca-7-Steuermann rutschte in den leichten Winden mit den Rängen 28, 9 und 21 auf Platz zehn zurück. Belastet von einem Frühstart in der Vorrunde, fielen die zweistelligen Ergebnisse in der Serie mit nur einem Streicher voll ins Gewicht.

Doch während die Trofeo Princesa Sofía für die anderen Disziplinen Teil der nationalen Ausscheidungen für das olympische Test-Event und die WM in Den Haag ist, können die Ilca-7-Segler befreit an Stellschrauben drehen, die ihnen in Vorbereitung auf die wichtige vorolympische Saison noch fehlen.

Ich starte mit der Pistole am Kopf.” (Philipp Buhl)

Die internationale Ilca-7-Trainingsgruppe um Philipp Buhl, Nik Aaron Willim, den amtierenden französischen Weltmeister Jean-Baptiste Bernaz hatte sich im Winter gemeinsam auf die Saison vorbereitet. Zur kurz gekommen waren dabei Leichtwindtraining und Starts. Beides bringe sie beim spanischen Regatta-Klassiker nun weiter, sagt der Analytiker Buhl. “Ich starte hier aufgrund des Frühstarts am ersten Tag mit der Pistole am Kopf”, erklärt er das Szenario, das ihn fordert.

Seine Ausgangsbasis für den Vorschlusstag beschreibt der auf Platz zehn liegende Jäger Buhl so: “Wenn ich gut segle, kann ich mir den Platz im Medaillerennen sichern. Wenn es sehr gut läuft, ist vielleicht noch mehr drin.” Auf Platz 18 war am Donnerstag Buhls junger Allgäuer Vereinskamerad Julian Hoffmann vorgerückt. Der erst 20 Jahre alte Ilca-7-Steuermann trainiert wie Buhl, Nik Aaron Willim (43.) und weitere Perspektivkadersegler in Regie von Bundestrainer Alex Schlonski.

Nervenstarker Surfer: Sebastian Kördel führt im iQFoil

Bester DSV-Akteur des Tages war in der Bucht von Palma nach zwei Dritteln der Regatta iQFoil-Ass Sebastian Kördel. Der 32-Jährige hat bei den neu-olympischen Surfern auf Foils die Führung übernommen. Der 1,91 Meter große Athlet vom Norddeutschen Regatta Verein will 2024 vor Marseille eine Olympiamedaille für den deutschen Segelsport gewinnen. Beim Saisonauftakt im Balearen-Revier zeigte sich Kördel zum Auftakt der Hauptrunde in leichten Winden um sieben bis neun Knoten einmal mehr in Top-Form.

Dabei überstand er auch ein missratenes Rennen, bei dem er den Start in der ersten Reihe nur minimal verpasst und es in der Folge nicht im Zeitlimit ins Ziel geschafft hatte. “Jetzt brauchen wir ein gutes Rennen, das wir in die Wertung nehmen können”, hatte danach Kördels britischer Trainer Dom Tidey gefordert. Kördel zeigte sich nervenstark und lieferte. Der 1,91 Meter große amtierende Weltmeister führt die Goldgruppe im Feld der insgesamt 135 iQFoil-Akteure vor dem Vorschlusstag an.

Bayerische 49er-Asse auf dem Vormarsch

Vorgefahren auf Platz sechs sind am vierten Tag des ersten Weltcups der neuen Saison Jakob Meggendorfer und Adnreas Spranger vom Bayerischen Yacht-Club. Im 49erFX rutschten als beste Crew des German Sailing Teams Marla Bergmann und Hanna Wille zwar auf Platz fünf zurück, segeln aber weiter auf Kurs Medaillenrennen.

Zu den internationalen Stars der Trofeo Princesa Sofía zählt wieder Hollands Ausnahmeseglerin Marit Bouwmeester. Die junge Mutter hat mit Gold, Silber und Bronze bereits einen kompletten Satz Olympiamedaillen gewonnen. Nach ihrem Comeback wirkt sie noch stärker, führt das Ilca-6-Klassement souverän vor ihrer Landsfrau Maxime Jonker an. Mit einem erneuten Olympiasieg könnte Marit Bouwmeester 2024 die Britin Hannah Mills (2 x Gold, 1 x Silber) als erfolgreichste Olympiaseglerin der Sportgeschichte ablösen.

Für mich gibt es nur eine Platzierung, die zählt: Ich möchte eine Goldmedaille gewinnen.” (Marit Bouwmeester)

Beim Abspülen ihres Bootes im Sonnenschein in Palmas Stadtteil C'an Pastilla lächelte Marit Bouwmeester und sagte: “Es ist schön, wieder in Palma zu sein, doch die Tage auf dem Wasser fühlen sich sehr lang an. Aber heute war ein guter Tag. Nur in der dritten Wettfahrt war ich ein bisschen sauer, weil ich einen guten Start hatte und dann meine Großschot fallen ließ und mich am Pin-End verfing. Das war ein bisschen blöd, aber insgesamt habe ich das Gefühl, dass ich Fortschritte mache."

Bouwmeester erzählte: "Ich möchte mich für Paris 2024 qualifizieren und meine Karriere mit Stil beenden. Für mich gibt es dabei nur eine Platzierung, die zählt: Ich möchte eine Goldmedaille gewinnen. Ich glaube, dass ich das noch kann. Deshalb bin ich hier und mache es immer noch. Und ich bin meinem Freund sehr dankbar, der mir diese Chance gibt und sich sehr um unser Kind kümmert. Und ich bin meinem Trainer dankbar, der an mich glaubt. Er macht eine Menge Arbeit für mich, weil ich nicht so viel trainieren kann, wie ich möchte. Ich mache wahrscheinlich nur noch die Hälfte von dem, was ich vorher gemacht habe."

So wollte ich meine Karriere nicht enden lassen.” (Marit Bouwmeester)

Hollands erfolgreichste segelnde Medaillenjägerin erzählt: "Ein Baby zu haben, rückt alles ins rechte Licht. Ich bin so dankbar, Mutter zu sein, wirklich. Es ist nicht üblich, auf diesem Niveau zu segeln und gleichzeitig Mutter zu sein. Also muss ich wirklich alle Zeit auf dem Wasser nutzen.”

Bouwmeesters Zwischenbilanz auf Kurs Olympia 2024: "Es ist eine Sucht, jeden Tag besser werden zu wollen. Nach Tokio sind die Spiele für mich eine unvollendete Angelegenheit. Denn ich bin nach Tokio gereist, nachdem ich die Welt- und Europameisterschaften 2020 gewonnen hatte. Dann wurden die Spiele verschoben. Und dann hatte ich eine schwere Armverletzung und konnte nur einen Wettkampf segeln. Das waren die Olympischen Spiele. So wollte ich meine Karriere nicht enden lassen."

Die neu-olympischen Kiter kämpfen um den Einzug in die Finalrunden

Im Nacra 17 sind es auf Kurs Finale bei der Trofeo Princesa Sofía zwei Briten, die bislanf drei italienische Verfolger-Crews in Schach halten: John Gimson und Ana Burnet führen das Klassement vor Vittorio Bissaro/Maelle Frascari, den Olympiasiegern Ruggero Tita/Caterina Banti und Gianluigi Ugolini/Maria Giubilai an. Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer vom Kieler Yacht-Club fielen mit den Rängen 16, 7 und 8 zunächst auf Platz neun zurück. Damit zollten die Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele von Japan ebenfalls den leichten Bedingungen Tribut.

Bei den neu-olympischen Formula-Kitern lag Leonie Meyer (Norddeutscher Regatta Verein) vor den letzten beiden Regattatagen auf Platz zwölf. Auf dem gleichen Platz kämpft auch Florian Gruber vom Norddeutschen Regatta Verein bei den Männern um den Einzug in die Finalrunden. Jannis Maus von den Cuxkiters muss am Freitag von Platz 20 aus angreifen.