Tatjana Pokorny
· 11.06.2016
Glanzvolles Finale für Deutschlands Top-Segler: RS:X-Surfer Toni Wilhelm gewinnt sein erstes Weltcup-Gold, Kohlhoff/Werner holen Silber
Mitreißender Sport und ein glanzvolles Finale: Deutschlands Olympiasegler haben die Weltcup-Bühne vor Weymouth mit starken Leistungen zu ihrer Arena gemacht und mit Gold und Silber auf Kurs Rio noch einmal viel Selbstbewusstsein getankt. RS:X-Surfer Toni Wilhelm hat zwei Monate vor seinem dritten Olympia-Start nach 2004 und 2012 das erste Weltcup-Gold seiner Karriere gewonnen. "Dieser Sieg in Rio-Bedingungen im letzten Wettkampf vor den Spielen tut sehr gut", sagte der 33-jährige Schwarzwälder an dem Ort, an dem er vor vier Jahren die olympische Bronzemedaille so knapp verpasst hatte. Ab 8. August will der in Lausanne lebende Sportwissenschaftler noch einmal um olympisches Edelmetall kämpfen.
Mit Silber krönten Paul Kohlhoff und Carolina Werner die beste Segelwoche ihrer Karriere. Die junge Kieler Crew war als Zweite in das finale Medaillenrennen gestartet, ersegelte Rang drei und verteidigte den zweiten Podiumsplatz. Dabei verwiesen der erst 20 Jahre alte Steuermann Paul Kohlhoff und seine 22-jährige Vorschoterin Carolina Werner die Franzosen Billy Besson und Marie Riou im Abschlussklassement auf den Bronze-Rang. Eine Leistung, die besonders beeindruckt, denn Besson/Riou haben in der neuen olympischen Mixed-Katamaran-Klasse bislang jede Weltmeisterschaft gewonnen und gelten als absolute Top-Favoriten für die Olympischen Spiele. "Wir trauen uns jetzt fast alles zu", sagte Caro Werner nach dem Finale überglücklich, "unser Speed stimmte hier in allen Windbedingungen." Dass Werner im Finale im Eifer des Gefechts mit den Größen der olympischen Katamaran-Disziplin eines der Gläser ihrer Sonnenbrille verlorengegangen war, bemerkte sie vor lauter Glück und Aufregung erst im anschließenden Fernsehinterview.
Mit der silbernen Weltcup-Medaille haben die jungen Kieler nicht nur unter Ausscheidungsdruck und in einer hochklassig besetzten Flotte ihr bestes Ergebnis seit Einstieg in die Nacra-17-Klasse eingefahren, sondern sich auch bestmöglich bei ihren Unterstützern bedankt und ein psychologisch wichtiges Zeichen in Richtung Konkurrenz gesetzt. Die KYC-Crew hat nun alle mit dem Deutschen Segler-Verband vereinbarten Bedingungen für den Olympiastart erfüllt und darf auf die Nominierung durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) hoffen.
DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner, die mit DSV-Cheftrainer David Howlett als Beobachterin der letzten spannenden Ausscheidungs-Regatta vor Ort war, sagte: "Das waren ganz starke Leistungen. Wir werden – wie vereinbart – einen Einzelfallantrag für Paul Kohlhoff und Carolina Werner beim DOSB stellen." Spätestens in der zweiten Juli-Woche will der DOSB über die Einzelfall-Anträge entscheiden und die Nominierten bekanntgeben. Wird dem DSV-Antrag stattgegeben, ist die DSV-Flotte bei Olympia in sieben von zehn Disziplinen am Start.