Segeln olympisch"Das tut dem Kopf natürlich gut!"

Tatjana Pokorny

 · 10.02.2020

Segeln olympisch: "Das tut dem Kopf natürlich gut!"Foto: Sailing Energy/Worlds 49er, 49erFX, Nacra 17
WM 49er, 49erFX, Nacra 17

Deutschlands Olympiasegler haben das WM-Festival in Down Under fulminant eröffnet: Lutz/Wiemers führen. Auch Jurczok/Lorenz und Philipp Buhl holten Tagessiege

Deutschlands beste Olympiasegler haben zum Auftakt des WM-Festivals in der australischen Phillip-Bucht furios agiert, holten in den Disziplinen 49er, 49erFX, Nacra 17 und Laser insgesamt drei Tagessiege. Im 49erFX beeindruckte Tina Lutz (Holzhausen) mit Ersatzvorschoterin Lotta Wiemers aus Kiel: Das Duo führt das Klassement nach dem Rennsieg zum Auftakt und zwei zweiten Rängen souverän an. "Vor ein paar Wochen noch dachte ich, dass ich hier gar nicht starten kann. Für uns war es ein Sieg, dass wir es überhaupt an die Startlinie geschafft haben", sagte Tina Lutz (Chiemsee Yacht-Club), "das war heute ein sehr guter Einstieg. Wir hatten gute Starts und guten Speed, die Kommunikation an Bord funktioniert super. Das tut dem Kopf natürlich gut." Auch Vicky Jurczok und Anika Lorenz beeindruckten mit einem Rennsieg. Die Berlinerinnen vom Verein Seglerhaus am Wannsee lagen nach den ersten drei Qualifikationsrennen auf Platz vier. Für die deutschen Skiff-Seglerinnen markiert die WM ebenso wie für die 49er-Teams Teil zwei der dreiteiligen nationalen Olympia-Ausscheidung.

  Vicky Jurczok und Anika Lorenz glänzten mit einem Tagessieg, sind nach drei Qualifikationsrennen VierteFoto: Sailing Energy/Worlds 49er, 49erFX, Nacra 17
Vicky Jurczok und Anika Lorenz glänzten mit einem Tagessieg, sind nach drei Qualifikationsrennen Vierte
  Tina Lutz und Lotta Wiemers im 49erFX. Die Kieler Vorschoterin springt für die verletzte Sanni Beucke ein und ergänzt sich mit Tina Lutz trotz mehrjähriger FX-Pause offensichtlich exzellentFoto: Sailing Energy/Worlds 49er, 49erFX, Nacra 17
Tina Lutz und Lotta Wiemers im 49erFX. Die Kieler Vorschoterin springt für die verletzte Sanni Beucke ein und ergänzt sich mit Tina Lutz trotz mehrjähriger FX-Pause offensichtlich exzellent

Bei der 49er-Männern konnten sich die Berliner Vize-Weltmeister Erik Heil und Thomas Plößel vom Norddeutschen Regatta Verein zum Auftakt als bestes deutschen Team mit den Rängen 8,3, und 6 auf Platz acht positionieren. Ihr Weg führte allerdings nach den Rennen ins Krankenhaus. Vorschoter Thomas Plößel hatte sich bei einem Crash im ersten Rennen und der folgenden Kenterung eine Schnittwunde am Bein zugezogen, damit jedoch alle drei Rennen bestritten. Am Abend australischer Zeit wurde Plößel im Krankenhaus behandelt. Erik Heil vermeldete aber: "Alles okay."

  Erik Heil und Thomas Plößel im 49erFoto: HP Sailing
Erik Heil und Thomas Plößel im 49er

Für ihre Teamkameraden verlief Tag eins der Welttitelkämpfe aber weniger gut: Jakob Meggendorfer/Andreas Spranger (Bayerischer Yacht-Club) konnten zwar mit einem zweiten Rang in ihrer Qualifikationsgruppe glänzen, rutschten dann aber auf Platz 25 zurück. Von den Plätzen 43, 46 und 47 aus müssen Justus Schmidt/Max Boehme (Kieler Yacht-Club), Tim Fischer/Fabian Graf (Norddeutscher Regatta Verein/Verein Seglerhaus am Wannsee) und Nils Carstensen/Jan Frigge (Flensburger Segel-Club) an WM-Tag zwei ihre Aufholjagd starten. Die 49er-Führung übernahmen mit den Briten Dylan Fletcher-Scott und Stuart Bithell die WM-Dritten von 2019, gefolgt von den mit den Rängen 2, 1, 2 überzeugend agierenden Österreichern Benjamin Bildstein und David Hussl. Die neuseeländischen Titelverteidiger Peter Burling und Blair Tuke lagen nach zwei Tagessiegen und einem fünften Rang zunächst auf Platz drei.

Das gastgebende Team hatte seine Video-Tageszusammenfassung am schnellsten veröffentlich. Sie vermitteln gute Eindrücke von den Anforderungen zum Auftakt

Im Nacra 17 gelang Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer eine gute Auftaktleistung mit steigender Tendenz. Die Ränge 19, 10 und 4 brachten ihnen zunächst Platz acht im Zwischenklassement. Paul Kohlhoff sagte: "Das war ein vernünftiger Auftakt in drei bis zehn Knoten Wind. Wir hatten es mit Riesendrehern und viel Seegras zu tun. Die Bedingungen könnten kaum unangenehmer sein. Da sind wir okay davongekommen und in Reichweite. Morgen geht es konstant weiter."

  Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer im Nacra 17Foto: Sailing Energy
Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer im Nacra 17

PHILIPP BUHL ERÖFFNET LASER-WM STARK

  Philipp Buhl eröffnete die WM vor Melbourne überzeugend und freute sich darüberFoto: Alex Schlonski
Philipp Buhl eröffnete die WM vor Melbourne überzeugend und freute sich darüber

Auf der anderen Seite der Phillip-Bucht hat Philipp Buhl seinen WM-Gipfelsturm eindrucksvoll mit einem vierten Rang und einem Tagessieg eingeläutet. Die Freude über den gelungenen Auftakt war dem 30-jährigen Laser-Steuermann vom Norddeutschen Regatta Verein nach der durchwachsenen vorolympischen Saison 2019 deutlich anzumerken. "Das war sehr schön, das habe ich mal wieder gebraucht. Das hat Spaß gemacht", entfuhr es dem Allgäuer, der an diesem Dienstag viel Selbstbewusstsein tanken konnte. Ihm waren zwei hervorragende Starts gelungen. Mit guter Geschwindigkeit konnte er sich anschließend auch auf dem Kurs durchsetzen. "Ein bisschen Näschen war heute gefragt. Dazu kam etwas Geduld und auch etwas Glück an den richtigen Stellen", fasste Buhl seine Leistungen zusammen. Im zweiten Rennen herrschten teilweise "Vollgas-Hängebedingungen". Über den Tag hatten es die Lasersegler mit Winden zwischen zehn und 15 Knoten, also mittlerer Stärke, zu tun.

Die vier WM-Serien werden am Mittwoch fortgesetzt und enden für die Skiffsegler und die Mixed-Katamaran-Crews in Geelong am 15. Februar, für die Laser-Asse einen Tag später.