Tatjana Pokorny
· 14.02.2020
Erik Heil und Thomas Plößel haben es schon wieder getan: Die Berliner vom Norddeutschen Regatta Verein gewannen mit ihrem Sieg im Medaillenfinale WM-Bronze!
Am Abend vor dem WM-Finale hatten die Berliner Erik Heil und Thomas Plößel noch auf Platz vier gelegen. Der Rückstand auf die drittplatzierten Österreicher betrug immerhin neun Punkte. Doch Steuermann Erik Heil witterte da schon die Chance für sein Team, noch aufs Podium zu segeln. "Ich habe irgendwie das Gefühl, das wird ein guter Tag morgen. Das ist aber nur so ein Gefühl…" Und der Tag wurde gut. Die Crew vom Norddeutschen Regatta Verein eröffnete das Medaillenrennen stark und gab die schnell übernommene Führung bis ins Ziel nicht mehr ab. Das reichte zum Satz auf den Bronze-Platz.
Insbesondere für den Finaltag zog Erik Heil eine glückliche Bilanz: "Besser hätte der Tag für uns fast nicht laufen können. Wir hatten aber in einer engen Situation mit den Österreichern am Start auch etwas Glück. Sie haben uns gehooked, weil ich sie nicht habe kommen sehen. Dann haben sie gegen uns protestiert, aber selbst die Strafe bekommen, weil die Jury der Meinung war, dass wir nicht genügend Zeit und Raum hatten, uns freizuhalten. Das hätte auch anders ausgehen können…" Bundestrainer Marc Pickel sagte nach der Siegerehrung in Geelong: "Erik und Thomas haben das hier super gelöst. Aber auch die Österreicher haben eine klasse Serie hingelegt, zu der wir gratulieren. Sie sind eine sehr sympathische Crew, mit denen wir auch gern zusammen trainieren."
Nach WM-Silber 2019 bewiesen Heil/Plößel mit der Bronzemedaille erneut ihre Weltklasse und zählen auf Kurs Enoshima klar zu den Podiumsanwärtern. Zwar steht die offizielle Olympia-Nominierung noch aus, doch rechnerisch sind Heil/Plößel in der nationalen Olympia-Ausscheidung mit 55 Punkten nach den ersten beiden von insgesamt drei Ausscheidungsregatten nicht mehr zu schlagen. Ihre Freunde und Sparringspartner Justus Schmidt und Max Boehme vom Kieler Yacht-Club segelten in der Phillip-Bucht vor Geelong auf Platz neun, kamen bislang auf 21 Punkte für ihr Ausscheidungskonto. Weil bei der dritten Ausscheidungsregatta im Revier von Palma de Mallorca nur noch maximal 25 Punkte zu ersegeln sind, können Schmidt/Boehme das Blatt nicht mehr wenden. Erik Heil sagte: "Das verursacht bei mir heute auch sehr gemischte Emotionen, denn wir waren acht Jahre lang ein großartiges Team."
Ihren sechsten Weltmeistertitel sicherten sich in Australien die America's-Cup-Überflieger Peter Burling und Blair Tuke. WM-Silber holten mit den Spaniern Diego Botin und Iago Lopez Marra die Sparringspartner von Erik Heil und Thomas Plößel. Unglückliche Vierte wurden Benjamin Bildstein und David Hussl. Mit Rang 20 im elften Rennen hatten sie ihre eigene, zuvor so herausragend gesegelte Serie schon torpediert. Mit Rang sechs im Medaillenfinale konnten die Österreicher den erhofften Bronze-Platz dann trotz furioser Aufholjagd nach der Strafe am Start nicht mehr gegen Heil/Plößel verteidigen, mussten sich mit einem Punkt Rückstand auf die Deutschen im Kampf um den dritten Podiumsplatz geschlagen geben.
Im 49erFX profitierten im packenden Finalkampf um die WM-Krone Tamara Echegoyen und Paula Barceló von der Kenterung von Charlotte Dobson und Saskia Tidey. Damit gingen Gold und Silber an Spanien und Großbritannien. Für die vielseitige Echegoyen, die schon 2016 49erFX-Weltmeisterin war, einst der Weltklasse im Matchrace angehörte und zwischenzeitlich das Volvo Ocean Race auf "Mapfre" bestritten hatte, markierte der zweite WM-Titel das gelungene Comeback in der olympischen Skiffdisziplin für Frauen. Vicky Jurczok und Anika Lorenz katapultierten sich mit ihren zweiten Rang im Medaillenrennen noch auf WM-Platz fünf. Tina Lutz und ihre für Susann Beucke infolge von deren Wadenbeinbruch eingesprungene Ersatzvorschoterin Lotta Wiemers (Kiel) segelten auf WM-Platz neun. Die Leistung ist hoch zu bewerten, denn Wiemers hatte vor ihrem "Feuerwehr-Einsatz" zweieinhalb Jahre nicht mehr 49erFX gesegelt und nur wenige Trainingswochen Zeit gehabt, sich auf die WM-Aufgabe vorzubereiten. In der Olympia-Ausscheidung konnten Jurczok/Lorenz ihren Rückstand nach der für sie verunglückten und punktlosen WM 2019 erheblich verkürzen. Lutz/Beucke (Wiemers) führen aber nach zwei von drei Ausscheidungsregatten immer noch deutlich mit 28:16 Punkten. Bei der letzten Ausscheidungsregatta im Frühjahr vor Palma de Mallorca sind im Rahmen der Ausscheidung maximal 25 Punkte für einen Sieg zu verdienen.
Im Nacra 17 profitierten die Briten John Gimson und Anna Burnet bei ihrem WM-Triumph nicht nur von der eigenen überragenden Leistung und dem Sieg im Medaillenrennen, sondern auch vom packenden australischen Duell zwischen Nathan und Haylee Outteridge sowie Jason Waterhouse und Lisa Darmanin. Die beiden Crews aus Down Under lieferten sich im Heimatrevier ein weiteres spannendes Duell um nur eine Nacra-17-Fahrkarte für ihr Land. Der ehemalige 49er-Olympiasieger und America's-Cup-Akteur Nathan Outteridge und seine Schwester konnten sich am Ende mit Silber gegen ihre Landsleute Waterhouse/Darmanin durchsetzen, die Bronze gewannen. Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer dagegen hatten das Medaillenrennen aufgrund einer Kenterung kurz vor dem Ziel im letzten Rennen vor dem Medaillenfinale punktgleich mit den zehntplatzierten Finnen Sinem Kurtbay/Akseli Keskinen schmerzlich knapp verpasst. Steuermann Kohlhoff sagte: "Das war ein sehr enttäuschendes Ende. Aber in zwei Wochen geht's schon wieder los. Und wir geben wieder Vollgas, um vor Palma unsere Ziele zu erreichen."