Segel-WMErstes Gold für Kröger, Kördel geht baden – und führt

Tatjana Pokorny

 · 14.08.2023

Heiko Kröger im 2.4m Norlin OD bei der Segel-WM auf dem Braassemermeer
Foto: Isabel van Opzeeland/World Sailing
Heiko Kröger hat bei der Segel-WM in Den Haag die erste Goldmedaille für das German Sailing Team geholt! Bei den Windsurfern ging Titelverteidiger Sebastian Kördel baden – und führt trotzdem

Heiko Kröger hat die erste Goldmedaille bei der Segel-WM für das German Sailing Team vorzeitig gewonnen. Der Ammersbeker ist nach imposanter Serie mit sieben Tagessiegen und zwei zweiten Rängen auf dem Braassemermeer bei nur neun Punkten auf dem Konto im verbliebenen zehnten Rennen nicht mehr zu schlagen. “Es war noch einmal ein sehr herausfordernder Tag”, berichtete der Steuermann vom Norddeutschen Regatta Verein über sein Finale.

Der Clou: Erst am 5. August hatte Heiko Kröger bei der offen ausgetragenen Klassen-WM der 2.4-mR-Segler mit und ohne Handicap Gold gewonnen. Jetzt wird er zum zweiten Mal binnen neun Tagen(!) auf dem höchsten WM-Podestplatz stehen und freut sich riesig: “Ich bin schon sehr happy, dass ich diese Meisterschaft gewonnen habe. Weltmeister zu werden ist immer etwas Besonderes. Und ich bin ja nicht locker vor dem Feld hin und her gependelt. Es war ein harter Kampf, manchmal waren es nur drei, vier Meter.”

Schwache Winde, starke Strömung

Während das Para-Segeln auf dem Braassemermeer am Montag viel Spannung bot, litten die Olympioniken im Nordseerevier im Tagesverlauf zunehmend unter widrigen Bedingungen. Im Nordseerevier vor Scheveningen haben die rund 1.200 Olympioniken bei schwachen Winden vor allem mit der starken Strömung zu kämpfen.

Zu Wochenbeginn mussten am Montagnachmittag einige Rennen entfallen, weil die Springtide naht und die Strömung um zwei Knoten noch verstärkt. Zwar konnte ein Mammutprogramm von 50 Wettfahrten absolviert werden, doch vor allem die für den Nachmittag vorgesehenen Rennen fielen teilweise dem Wetterphänomen zum Opfer, das den olympischen Jahreshöhepunkt auch an den kommenden Tagen beeinflussen wird. Wer bei der WM auf der Nordsee morgens gefordert ist, hat aktuell die besten Chancen auf einen Einsatz.

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Kördel ging baden, führt aber trotzdem

Den amtierenden Windsurf-Weltmeister Sebastian Kördel haben die “tricky” Bedingungen zum Auftakt der WM-Serie für die iQFoil-Männer und -Frauen nicht aus dem Konzept gebracht. Der Titelverteidiger ist bei den Weltmeisterschaften aller zehn olympischen Segeldisziplinen in Den Haag erfolgreich in seine Serie eingestiegen. Der Top-Athlet vom Norddeutschen Regatta Verein führt die Flotte der 93 iQFoil-Windsurfer nach vier Wettfahrten an.

Dabei war Kördel am Montag im ersten Rennen zunächst von Olympiasieger Kiran Badloe (Niederlande) und dessen Baum “vom Board geholt” worden. Beide landeten im Wasser. Doch Kördel konnte das schlechte Resultat bereits streichen. In der Folge ließ er mit Rang drei und zwei Tagessiegen keinen Zweifel daran, wie ernst es ihm mit der Titelverteidigung ist. Am Abend entschied die Jury zu seinen Gunsten, sprach ihm für den verpatzten Auftakt eine Wiedergutmachung zu.

Heute hätte man sich leicht viele Punkte einfangen können. Ich bin froh, dass ich so durchgekommen bin” (Sebastian Kördel)

“Das war ein gefährlicher Tag heute in den leichten und komplizierten Windbedingungen”, zog der 32-Jährige am Abend am Strand von Den Haags WM-Hafen Scheveningen eine erste kurze Zwischenbilanz. “Da hätte man sich schnell viele Punkte einfangen können. Mein Speed war da, und ich bin froh, dass ich so durchgekommen bin.”

Die Nacra-17-Segler Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer vom Kieler Yacht-Club mussten in den leichten Bedingungen nach drei herausragenden Segeltagen die ersten Dämpfer hinnehmen und fielen mit den Tagesrängen 14, 17 und 10 auf Platz vier der Gesamtwertung zurück.

Diesch/Markfort segeln im roten Bip in die zweite WM-Halbzeit

Nur eines ihrer beiden geplanten Rennen brachte die 470er-Mixed-Flotte ins Ziel. Das nutzten die Vize-Europameister und Kieler-Woche-Sieger Simon Diesch und Anna Markfort (Württembergischer Yacht-Club/Joersfelder Segel-Club) am Dienstag mit Rang drei fast optimal. Als Gesamt-Dritte nach fünf Wettfahrten setzen Diesch/Markfort ihre Serie am Mittwoch im roten Bip fort.

Auch im zweiten Rennen des Tages war das Duo in den Top Drei positioniert, als das Rennen in widrigen Bedingungen abgebrochen werden musste. Vorschoterin Anna Markfort erzählte: “Wir nennen die Strömung hier schon den Extra-Faktor. Wir hatten die Luvtonne im zweiten Rennen erst nach 24 Minuten erreicht. Das Rennen hatte ein Zeitlimit von 25 Minuten. Der Vorwind-Abschnitt wurde zwar noch gesegelt, bevor dann bei gut zwei Knoten Strom abgebrochen wurde. Das sind immerhin 60 Meter pro Minute …”

Julia Büsselberg bleibt im Ilca 6 dran an der Spitze

Die Teamkameraden in der deutschen Weltklasse-Trainingsgruppe sind indessen noch nicht da, wo sie sein wollen: Malte und Anastasiya Winkel (Schweriner Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein), gerade noch Silbermedaillengewinner bei der olympischen Testregatta in der Bucht von Marseille, sind zur 470er-Mixed-Halbzeit der Allianz-World-Sailing-Segel-WM Elfte. Die WM-Titelverteidiger Luise Wanser und Philipp Autenrieth (Norddeutscher Regatta Verein/Bayerischer Yacht-Club) liegen auf Platz 14. Am Dienstag sollen die Mixed-Crews drei Wettfahrten bestreiten.

Die neu-olympischen Kiter Jannis Maus (Cuxkiters) und Florian Gruber (Norddeutscher Regatta Verein) lagen am Montagabend nach vier Rennen auf den Plätzen 13 und 15. Ilca-6-Steuerfrau Julia Büsselberg aus Berlin bleibt nach den Rängen 4 und 30 am Montag als Gesamt-Vierte weiter dicht dran an der Spitze, hat gerade einmal acht Punkte Rückstand auf die ungarische Spitzenreiterin Maria Erdi und zwei Zähler Vorsprung vor Hollands Nationalseglerin Nummer eins: Marit Bouwmeester, Olympiasiegerin und dreifache olympische Medaillengewinnerin.

Ab 16. August werden täglich Medaillen vergeben, ab 17. August die ersten Olympia-Tickets für 2024

Philipp Buhl und seine Teamkameraden vom German Sailing Team kamen mit der Ilca-7-Flotte am Montag ebenso wenig zum Zug wie die iQFoil-Windsurferinnen – zu wenig Wind, zu starker Strom. Die Skiffsegler und -seglerinnen pausierten wie die Hansas planmäßig. Die Medaillen in den zehn olympischen Disziplinen werden zwischen dem 17. und dem 20. August vergeben. Die Besten der vier Para-Klassen auf dem Braassemermeer werden am 16. August geehrt.

Der erste Weltmeister in Den Haag kommt aus Deutschland – Heiko Kröger im Interview:

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