Akribisch und detailversessen, arbeitet der 34-jährige Allgäuer Teamälteste und Aktivensprecher nach Platz 14 in Rio de Janeiro und Platz fünf in Enoshima leidenschaftlich für seine erste Medaille bei Olympischen Spielen. Deutschlands erster und einziger Weltmeister im Ilca 7 (Ex-Laser, 2020) startet für den Segelclub Alpsee-Immenstadt und den Norddeutschen Regatta Verein. Der 1,87 Meter große Steuermann und Sportsoldat zählt zum gut halben Dutzend Medaillenanwärter in der mit 43 Booten quantitativ größten und umkämpftesten olympischen Segeldisziplin. Top-Favoriten sind der amtierende Olympiasieger und Weltmeister Matt Wearn und der Brite Michael Beckett. Auch Buhls Sparringspartner Jean-Baptiste Bernaz und Hermann Tomasgaard wollen Edelmetall. Sind für den deutschen Dauerdynamo im dritten Olympia-Anlauf endlich aller guten Dinge drei? Was für ihn das Pendel dieses Mal in Richtung Podium ausschlagen lassen könnte? „Mein Gesamtwissen ist größer“, sagt der Jäger.
Chancen: Medaillenanwärter
Das Duo vom Bodensee und vom Wannsee hat sich in der härtesten nationalen Ausscheidung durchgesetzt. In der neuolympischen 470er-Mixed-Flotte sind Simon Diesch (Württembergischer Yacht-Club) und Anna Markfort (Verein Seglerhaus am Wannsee/Joersfelder Segel-Club) mit 1,82 und 1,85 Metern die größte und schwerste Crew. Der Steuermann ist mit Olympia-Gold in der Familie großgeworden, das Onkel Jörg und Vater Eckart Diesch 1976 im FD gewannen. Die Vorschoterin kommt aus dem Verein, wo zweimal Gold in der Vitrine hängt, Starboot-Gold von 1932 und Finn-Dinghy-Gold von 1964. Zusammen haben sich der 29-jährige angehende Jurist und die 31-jährige Pädagogin ein ehrgeiziges Ziel gesteckt, wie Anna Markfort verrät: „Wir wollen eine Medaille. Wir wollen Gold. Wir wissen, dass wir das Potenzial dazu haben.“
Chancen: Medaillenanwärter
Der Windsurfriese aus Radolfzell ist brillant in die erste Olympiade für seine Sportart eingestiegen: 2022 raste er zu WM-Gold, 2023 wurde er Vizeweltmeister. Der 1,91 Meter große Top-Athlet vom NRV Olympic Team hatte zu Jahresbeginn in der Olympia-Qualifikation mit technischen Herausforderungen zu kämpfen, hat die aber behoben und zählt zu den Besten seiner Zunft. Der 31-Jährige sagt: „Ich weiß, dass ich alle schlagen kann. Aber es sind weitere starke Surfer am Start, und es kommt auf die Exekution an, wenn es wirklich zählt.“ Aktuell in Hamburg zu Hause, hat „Basti“ Kördel sein Handwerk auf dem Bodensee gelernt, bevor er als Windsurfprofi im Weltcup aufstieg und schließlich die Chance zum Umstieg in den olympischen Surfsport nutzte. Kördel ist ein Athlet, der seine Emotionen rauslässt und sich auch auf die nationale Aufgabe freut: „Das Besondere an den Spielen ist, dass man ein bisschen die Nation hinter sich vereint. Alle wollen, dass man gut fährt. Das ist schön.“
Chancen: Medaillenanwärter
Die Kieler sind die Medaillen-Könner im olympischen Segelaufgebot: 2021 feierten sie ihre hart erfochtene Bronzemedaille in Enoshima nach dem Finalkrimi mitreißend schön. Doch der 29-jährige junge Vater und seine loyale 24-jährige Mitstreiterin hatten auf Kurs Marseille auch mit dem unerwarteten Abgang ihres Trainers und unbeständigen Ergebnissen vor allem in leichten Winden zu kämpfen. Der mit 1,87 Metern längste Steuermann und die bei 1,62 Metern kleinste Vorschoterin bilden ein kampfstarkes Duo, das sich neu aufstellen musste. Die Zielsetzung in der technisch hoch anspruchsvollen Katamaran-Klasse, die seit Jahren von den italienischen Olympiasiegern Ruggero Tita und Caterina Banti dominiert wird, ist klar. Paul Kohlhoff sagt: „Wenn du schon einmal eine Medaille gewonnen hast, willst du wieder eine. Wir wissen aber auch, dass es noch schwerer geworden ist.“ Gäbe es einen Wunschzettel für die olympische Regatta in der Bucht von Marseille, stünde bei der Crew vom Kieler Yacht-Club eher mehr als weniger Wind ganz oben auf der Liste.
Chancen: Top-Sechs-Kandidaten
Die Leistungskurve von Jannis Maus ist pünktlich zu seiner Olympia-Premiere beständig angestiegen. Der 28-jährige Chemiker und Doktorand im Fach erneuerbare Energien, der beinahe Pilot geworden wäre, hat sich in der nationalen Ausscheidung souverän gegen seinen Teamkameraden Flo Gruber durchgesetzt. Im Olympia-Jahr katapultierte er sich dabei als WM-Fünfter in den Kreis der Medaillenkandidaten. Mit seinem Flensburger Trainer Jan-Hauke Erichsen bildet der kluge Kopf mit dem blonden Schopf ein „perfect match“. Einst als Tour-Profi in Eigenregie auf Achse, fühlt sich Jannis Maus gut aufgehoben im German Sailing Team: „Wir haben einen superguten Spirit im Team.“ Der bei 1,85 Metern eher leichte 93-Kilogramm-Athlet mag das „tricky“ Revier von Marseille. Jannis Maus sieht sechs Medaillenkandidaten in seiner Disziplin und sagt: „Da zähle ich mich dazu. Wenn ich das Finale der Top-Vier erreichen kann, will ich unbedingt eine Medaille.“
Chancen: Top-Sechs-Kandidat
Sie ist die „Powerfrau hoch drei“, wie Teamkamerad Flo Gruber sie einmal nannte: Sportsoldatin Leonie Meyer nimmt als Mutter, Medizinerin und Spitzensportlerin Kurs auf Marseille. Die 31-Jährige ist Meisterin der multiplen Herausforderungen. Ihr Name Leonie – die Löwin, die Kämpferin, die Starke – ist das Programm. Beflügelt von kenntnisreichen Eltern, von denen Vater Rolf Meyer ein erfolgreicher 505er-Segler war und Mutter Sabine ihren Olympia-Traum im 470er 1988 nur knapp verpasste, will die Tochter hoch hinaus. Zwar zählt sie mit rund zehn Kilogramm weniger Körpergewicht als die Olympia-Favoritinnen zu den Leichtgewichten im neuolympischen Kitesport, in dem Kilos direkt in Speed umgemünzt werden können. Die Kieler Kiterin aus dem NRV Olympic Team bringt aber ein starkes Verständnis für Taktik und Strategie mit. Sie fühlt sich in allen Bedingungen wohl, sagt aber ehrlich: „Beim Wunschkonzert würde ich mir eher ein Leichtwindfinale wünschen.“
Chancen: Top-Acht-Kandidatin
Die Windsurferin vom Wörthsee ist das Küken unter den deutschen Olympiaseglern: Gerade 22 Jahre alt, hat Theresa „Resi“ Steinlein zunächst mit ihrer eine Minute jüngeren Zwillingsschwester Sophie klassisches Segeln in Kinder- und Jugendjollen gelernt. Während Sophie ihre Karriere als 49er-FX-Steuerfrau und Strategin im Germany SailGP Team vorantreibt, stieg Theresa vor vier Jahren ins Windsurfen um. Es war Liebe auf den ersten Blick für den rasanten Sport. Bei 1,63 Metern und 62 Kilogramm zählt sie zu den Leichtgewichten ihrer Disziplin, erinnert mit ihrem Kampfgeist an Amelie Lux, die in Sydney 2000 als „Surffloh“ mit olympischem Silber halb Deutschland von den Stühlen holte. Im anspruchsvollen Olympia-Revier will die Sportsoldatin und BWL-Studentin vom NRV Olympic Team ihre taktischen und strategischen Stärken ausspielen. Sie sagt: „Ich glaube, es ist ein guter Ort für mich, wo man seinen Kopf benutzen und flexibel sein muss.“
Chancen: Top-Ten-Kandidatin
Als eine der jüngsten Crews im mit erfahrenen Medaillengewinnerinnen gespickten Feld der 49er-FX-Skiffseglerinnen starten die 22-jährige Marla Bergmann und die 23-jährige Hanna Wille in ihre Olympia-Premiere. Die erfrischenden Eigengewächse vom Mühlenberger Segel-Club am Hamburger Elbstrand hatten ursprünglich die Olympischen Spiele 2028 ins Visier genommen. Dann verlief ihr Aufstieg schneller als gedacht. Inzwischen sind sie Siebte der Weltrangliste und konnten bereits alle Größen ihrer Skiffdisziplin schlagen. Ihr Olympia-Boot haben sie auf den Namen „Merci“ getauft – ihr Dank an Verein, Partner und Förderer und in der Bucht von Marseille vielleicht auch eine kesse Botschaft an die Konkurrenz. Die seit ihrer Kindheit befreundeten jungen Frauen, die das Segeln auf dem schwierigen Elbstrom und im Mühlenberger Loch lernten, haben bei ihrer Olympia-Premiere wenig zu verlieren, aber alles zu gewinnen. Steuerfrau Marla Bergmann sagt: „Die Underdog-Rolle ist für uns nicht schlecht. Wir werden alles geben, um bei den Spielen vorn mit dabei zu sein.“
Chancen: Top-Ten-Kandidatinnen
Mit grandiosem Endspurt haben sich Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger nach zunächst verpasster Olympia-Qualifikation doch noch ihr Marseille-Ticket gesichert: Der 28-jährige Informatik- und der 27-jährige Maschinenbau-Student haben Ende April die Last-Chance-Regatta in Hyères gewonnen, in letzter Minute den Nationenstartplatz für Deutschlands Skiff-Männer geholt und sich mit Nachnominierungsantrag noch ins Team katapultiert. In Marseille tritt die Crew vom Bayerischen Yacht Club das schwere Erbe der zweimaligen Olympia-Dritten Erik Heil und Thomas Plößel an. Als „Bayern-Express“ mit exzellentem Bootshandling wollen die beiden Sportsoldaten ihre hart erkämpfte Olympia-Premiere im „Rennwagen zur See“ (Spranger über den 49er) maximal nutzen. Dass einst beide bei einem Opti-Schnupperkurs auf dem Chiemsee durchstarteten und seit 14 Jahren – länger als jede andere Crew im Olympia-Aufgebot – in einem Boot sitzen, dürfte im 49er helfen. „Wir wissen, dass wir ganz vorn mitspielen können, wenn wir die Leistung abrufen, die wir in uns haben.“
Chancen: Top-Ten-Kandidaten
Fast unauffällig ist die Berliner Ilca-6-Steuerfrau Julia Büsselberg im vergangenen Jahr auf Weltranglisten-Platz drei vorgerückt. Ausgerechnet in der Olympia-Qualifikation tat sich die WM-Fünfte von 2021 schwer. Zwar holte sie als eine der Ersten den Nationenstartplatz für Deutschland im Ilca-6-Feld, doch wackelte sie im Kampf ums Olympia-Ticket bei der Erfüllung der Kriterien. Dass sich die 24-Jährige mit der Olympia-Premiere jetzt doch einen Lebenstraum erfüllen kann, ist dem DSV-Antrag auf Nachnominierung und grünem Licht vom DOSB zu verdanken – für Julia Büsselberg „eine große Ehre und Chance“. Vor Marseille will die Mathematik-Studentin ihre Binnensee-Stärken aufs Mittelmeer übertragen. In ihrer eher langsamen, taktisch geprägten Einhand-Jollenklasse schätzt sie „den harten Wettbewerb“ und liebt „Vorwind-Ritte bei Welle“. Auch ihr Mathe-Können setzt sie gern ein: „Segeln ist am Ende wie Geometrie auf dem Wasser.“
Chancen: Top-Zwölf-Kandidatin