Tatjana Pokorny
· 01.07.2025
Drei Jahre vor den letzten Olympischen Spielen in Frankreich stand das Revier für den Kampf um die Medaillen in zehn olympischen Disziplinen lämgst fest. Da hatten viele Verbände zum vergleichbaren Zeitpunkt schon mit den Planungen und dem Aufbau ihrer Trainingscamps im oder in der Nähe des künftigen Olympiareviers in der Bucht von Marseille (hier geht es zu den Olympia-Ergebnissen von 2024) begonnen.
Mit Blick auf Olympia in LA28 mussten die Segler lange warten, bis jetzt ihre Arenen bekanntgegeben wurden. Hoffen dürfen die Athleten auf mehr Wind als er ihnen in der Bilderbuchbucht von Marseille bei den letzten Spielen vergönnt war.
Nun haben die Gastgeber der Olympischen und Paralympischen Spiele 2028 ihren “finalisierten Segelplan” veröffentlicht, der die Segelwettbewerbe zwischen der Gastgeberstadt Los Angeles und dem zweiten, nur einem guten Dutzend Kilometer entfernten Veranstaltungsort Long Beach aufteilt. So sollen laut Gastgeber die Wettbewerbsbedingungen für die Athleten und die Fan-Erlebnisse an beiden Veranstaltungsorten “optimiert” werden.
Der Weltseglerverband World Sailing hat positiv auf die Revierentscheidung reagiert, schrieb in einem Statement: “World Sailing begrüßt die Bestätigung der Austragungsorte für die Olympischen Spiele LA28, die hervorragende Bedingungen für alle zehn Wettbewerbe bieten werden. Belmont Shore in der Austragungsstadt Long Beach wird Schauplatz der Board-Wettbewerbe sein, während der Hafen von Los Angeles in der Gastgeberstadt LA die Bootswettbewerbe ausrichten wird.”
Zuerst sollen die Windsurf-Wettbewerbe der Männer und Frauen im iQFOiL sowie die Kite-Wettbewerbe der Männer und Frauen in Belmont Shore an der Küste von Long Beach stattfinden. Dieser Austragungsort ist nicht neu, wurde bereits bei den Olympischen Spiele 1984 genutzt. Damals gewannen der im November 2024 verstorbene Achim Griese und Michael Marcour die Silbermedaille im Starboot.
Im Anschluss an die Boardsport-Entscheidungen von Long Beach geht es in der Olympia-Hauptstadt Los Angeles weiter. Dort werden die Wettbewerbe in den sechs Bootsdisziplinen ausgetragen. Hier sind dann die Olympia-Segler im Ilca 6 (Frauen) und Ilca 7 (Männer), in den Skiffklassen 49er (Männer) und 49erFX (Frauen) sowie in den beiden Mixed-Disziplinen 470er und Nacra 17 gefordert.
Die Olympia-Wettbewerbe für die Boardsportler und die Segler werden nacheinander stattfinden: zuerst die Board-Wettbewerbe in Long Beach, dann die Jollen-, Skiff- und Katamaran-Serien im Los Angeles Harbour. Mit den beiden Olympia-Revieren will LA28 das Beste beider Standorte präsentieren – die dynamischen Board-Wettbewerbe im Herzen der pulsierenden Küste von Long Beach, wo auch die Olympia-Sportarten Beachvolleyball, Freiwasserschwimmen und das Coastal Rowing zuhause sein werden.
Im Hafen von Los Angeles soll eine eigene Bühne geschaffen werden, um das Erlebnis für Athleten und Zuschauer in den Bootsklassen zu verbessern und die Segel-Action in die Gastgeberstadt 2028 zu bringen. Zuletzt im Segel-Rampenlicht stand das Hafenrevier von Los Angeles beim US-SailGP in der Hollywood-Stadt. Die Segel-Formel 1 hatte mit ihren Tribünen und der Stadionatmosphäre vorgemacht, wie man den Segelsport hier spannend zeigen kann.
Der dreimalige Olympiateilnehmer und 2020er-Weltmeister Philipp Buhl, der einen vierten Olympia-Anlauf im Visier hat, nannte die Revierentscheidung ein “Best-Case-Szenario” für den Segelsport. Buhl sagte: “Da wurde entschieden, die Klassen dort zu zeigen, wo sie am besten glänzen können: die foilenden Boards haben vor Long Beach eher flaches Wasser und weniger Wellen. Da sind die Bedingungen für die Foiler top. Die brauchen nur acht Knoten, aber da sind auch mal 15 und es gibt schöne Bilder vor dem Strand.”
Long Beach ist der ideale Ort für Windsurfen und Kiten – zwei herausragende Segelsportarten, die Zuschauer begeistern werden.” Rex Richardson, Bürgermeister Long Beach
Zu den sechs olympischen Segeldisziplinen im Olympia-Hafen von Los Angeles westlich der Surfarena sagte Philipp Buhl: “Für uns Ilcas und die anderen gibt es mehr Wind und Wellen, wenn wir auch außerhalb der Hafenmauer segeln. Am westlichen Ende kommt die Seebrise morgens meist ein bisschen stärker rein. Im Durchschnitt gibt es da bis zu sieben Knoten mehr Wind als vor Long Beach. Das ist aber nur eine erste grobe Einschätzung aus der Ferne, gepaart mit Infos von ein paar Leuten. Ich glaube, das Setup der Surfer ist der Hammer, aber ich bin froh, dass wir da sein werden, wo es jetzt geplant ist.”
Segeln hat eine lange Geschichte in unserer Stadt und wird auf der Weltbühne glänzen.” Karen Bass, Bürgermeisterin Los Angeles
Das künftige Olympiarevier der Segler kennt auch SailGP-Steuermann Erik Heil, der zuletzt im März mit dem Germany SailGP im Revier von Amerikas mit knapp vier Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt Los Angeles im Einsatz war. Heil sagt: “Wir sind ja immer in diesem größeren Hafengebiet gesegelt, aber nie vor Long Beach. Grundsätzlich ist dort eine ganz gute Thermik vorhanden. Die haben immer so irgendwie 14 bis 18 Knoten.” Ein paar Probleme mit Kelb hätten die SailGP-Segler in LA erlebt, doch das Revier, so der zweimalige Olympia-Dritte Heil, sei gut.
Long Beach ist episch. Mit vielen Zuschauern. Und auch die Stadt hat viel zu bieten. Das kann ein cooles Olympia-Event werden.” Erik Heil
World Sailings CEO David Graham erklärte: „Belmont Shore in Long Beach und der Hafen von Los Angeles bieten wunderbare Segelbedingungen, die allen unseren Athleten eine Plattform bieten, um die Fähigkeiten, die Athletik und das strategische Denken unter Beweis zu stellen, die für den Erfolg in unserem Sport erforderlich sind.” Die Bedürfnissen der jeweiligen Olympia-Segeldisziplinen spielten bei der Entscheidung eine gewichtige Rolle.
Weiter sagte Graham: “Obwohl diese Entscheidung letztendlich bei den zuständigen lokalen Behörden und LA28 sowie dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) lag, hat World Sailing gerne mit ihnen bei der Auswahl der Austragungsorte zusammengearbeitet, die den Athleten großartige Erlebnisse, den Sportfans ein großartiges Spektakel und Los Angeles als Küstenstadt eine hervorragende Bühne bieten werden.”
Wichtig war Graham auch diese Botschaft: “Die heutige Bekanntgabe gibt den Athleten und ihren Betreuerteams, die in den besten Gewässern der Region antreten werden, willkommene Sicherheit. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit LA28 und dem IOC sowie unseren nationalen Verbänden und Seglern, um 2028 einen Weltklassesport zu bieten.“
Los Angeles wird sein olympisches Erbe fortsetzen und die Spiele zum dritten Mal nach 1932 und 1984 ausrichten. Während der Olympischen Spiele 1932 war der Outer Harbour von Los Angeles Austragungsort für die Segelwettbewerbe. Während der Spiele 1984 fand der Segelsport in Long Beach statt. Jetzt heißen beide Veranstaltungsorte den Segelsport wieder willkommen.
Der genaue Zeitplan für die Segelwettbewerbe steht noch nicht fest, soll noch in diesem Sommer bekanntgegeben werden. Klar ist schon, dass die Eröffnungsfeier am 14. Juli steigt. Die Olympischen Spiele sollen bis zum 30. Juli andauern. Die Paralympischen Spiele beginnen am 15. August und enden am 27. August. Hier geht es zum Überblick über alle Olympia-Sportarten und weitere Infos.
Rückblick auf das SailGP-Event im März dieses Jahres – der Clip gibt einen kleinen Einblick ins Revier, in dem ein Teil der Olympia-Regatta in LA2028 stattfinden wird, auch wenn die Olympioniken teilweise noch weiter draußen gefordert sein werden: