Zweimal in Folge hat Großbritannien die Nationenwertung der olympischen Segelregatten gewonnen. Ausgerechnet im Heimatrevier zogen nun die stark aufgekommenen Australier an den Briten vorbei. Mathew Belcher und Malcolm Page gewannen am Freitag die dritte Goldmedaille für Down Under, während die Briten mit einem Olympiasieger – "Big Ben" Ainslie – zufrieden sein müssen. Kleiner Trost für die Flotte der Royal Yachting Association: Keine andere Nation hat so viele Medaillen wie sie mit einmal Gold und viermal Silber gewonnen.
Für die 470er-Seglerinnen Kathrin Kadelbach und Friederike Belcher war es ein fast perfekter Tag. Erst erkämpften sie sich Rang drei im Medaillenrennen (Gesamt-Achte), dann konnte Rike Belcher an Land endlich ihren Mann in die Arme nehmen und zum größten Erfolg seiner Karriere gratulieren. Bei den Frauen gewannen die Neuseeländerinnen Jo Aleh und Olivia Powrie Gold vor den Britinnen Hannah Mills und Saskia Clark. Bronze erkämpften sich die Holländerinnen Lisa Westerhof und Lobke Berkhout. Tränen flossen bei den Amerikanerinnen Amanda Clark und Sarah Lihan. Auch das letzte US-Team im Rennen konnte weder verhindern noch fassen, dass ihre Segelmannschaft zum ersten Mal seit 1936 (!) ohne Medaillen geblieben war und zu den größten Verlierern dieser Ragatta zählte.
470er-Steuerfrau Kathrin Kadelbach zog versöhnt Bilanz: "Für uns war es heute ein schöner Abschluss. Die deutschen Segler haben hier super Zeichen gesetzt. Wir waren mit vielen junge Teams dabei. Wir hoffen, dass den Windsurfern das Comeback für 2016 gelingt. Wenn man einmal ganz genau hinschaut, etwas tiefer als eins, zwei und drei, dann können wir sehr zufrieden sein." Die deutsche Damen-Crew hatte einige Rückschläge hinnehmen müssen, sich aber im Finale mit einem starken Ergebnis verabschiedet. Und das vor ganz persönlichem Publikum: VSaW-Vizepräsidentin Ulrike Schümann und eine Abordnung des Vereins am Wannsee waren nach Weymouth gekommen, um ihr Clubmitglied Kathrin Kadelbach und Rike Belcher im Finale anzufeuern.
Nadine Stegenwalner, Depty Chef de Mission der deutschen Segler, zog nach dem Finale Bilanz: "Der überwiegende Teil unserer Mannschaft hat hier eine gute Regatta absolviert. Vor zwei jahren hätte niemand gedacht, dass wir es nach dem Generationswechsel in so vielen Disziplinen schon jetzt mit der Weltspitze aufnehmen können. Es fehlte leider die Krönung durch eine oder zwei Medaillen."
Als am Abend die Medaillenzeremonien für die 470er-Crews im Olympia-Hafen stattfanden, gingen unter strahlend blauem Himmel auf dem Zuschauerkurs "The Nothe" bei leichten Winden um sechs Knoten gerade erst die Halbfinal-Duelle der Matchracerinnen zu Ende. Mit überraschenden Siegerinnen: Tamara Echegoyens Crew konnte sich mit 2:1 gegen die routinierte Mannschaft der Russin Ekaterina Skudina durchsetzen. Das junge australische Team um Steuerfaru Olivia Price gewann das dritte Rennen – den Thriller des Tages – mit einer Zehntelsekunde Vorsprung im Ziel. Es war zunächst nicht ausgeschlossen, dass die finnische Crew gegen diese extrem knappe Niederlage noch Protest einlegen würde, um den Hauch eines Vorsprungs ihrer Bezwingerinnen noch einmal überprüfen zu lassen.