NachrufAchim Griese bleibt nicht nur mit Olympia-Silber in Erinnerung

YACHT-Redaktion

 · 20.11.2024

Achim Griese mit seinem Erfolgsvorschoter Michael Marcour.
Foto: YACHT-Archiv
Vor 40 Jahren hat Achim Griese dort mit Michael Marcour olympisches Silber gewonnen, wo in vier Jahren wieder unter den fünf Ringen um Medaillen gekämpft wird. In Los Angeles errang einer der erfolgreichsten deutschen Starboot-Steuermänner seinen größten sportlichen Erfolg. Am vergangenen Sonntag starb Achim Griese in Hamburg.

Es ist erst wenige Monate her, dass der Norddeutsche Regatta Verein im Sommer seine Olympioniken nach Marseille verabschiedet hat. Beim fröhlichen Fest an der Hamburger Außenalster waren auch vergangene Medaillengewinner und Olympiateilnehmer dabei. So wie Joachim Griese, von allen nur Achim genannt, der bei den Olympischen Spielen 1984 mit Michael Marcour die Silbermedaille im Starboot gewann.

Der Hamburger Vereinsheimat treu

Der Rechtsanwalt und Immobilienkaufmann Achim Griese war seit dem 17. Oktober 1977 Mitglied im Norddeutschen Regatta Verein. Er blieb seinem Verein 47 Jahre treu, interessierte und engagierte sich bis zuletzt für das NRV Olympic Team. Beim Abschiedsfest im Sommer sprach Achim Griese noch mit den Aktiven über die heutigen Herausforderungen im olympischen Leistungssport und berichtete aus der eigenen Vergangenheit.

Der Druck war immens, die Freude grenzenlos.” Achim Griese

Seine eigenen sportlichen Starboot-Erfolge hatte Achim Griese mit Michael Marcour in Los Angeles olympisch versilbert. Sie mussten sich dort nur den Amerikaner William Earl Buchan und Steven Erickson geschlagen geben. Eine Disqualifikation in der ersten Wettfahrt verhinderte damals den Gold-Coup, Rang drei im letzten Rennen aber katapultierte das deutsche Duo auf Platz zwei auf dem olympischen Podest. „Ich werde nie dies Gefühl vergessen, als wir in der letzten Wettfahrt über die Ziellinie gingen. Der Druck war immens, die Freude grenzenlos“, erinnerte sich Griese.

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Erfolgreiches Silber-Duo

Auch bei Starboot-Weltmeisterschaften war das beste Ergebnis von Achim Griese und Michael Marcour der Silberrang, den sie in der vorolympischen Saison 1983 erkämpft hatten. Im selben Jahr gewannen sie ebenso Silber bei der Starboot-Europameisterschaft in Kiel. “Das Segeln verlernst du nie. Nur der Trainingszustand verändert sich”, hatte Achim Griese oft gesagt. Ihm lag der Segelsport im Blut.

Als der Olympiasegler vor acht Jahren das 30-jährige Bestehen seiner Achim-Griese-Treuhandgesellschaft im NRV feierte, dankte er auch dem damaligen NRV-Kommodore Gunter Persiehl, der einst sein Pate bei der Aufnahme in den Verein gewesen war. “Er hat mir immer den richtigen Weg gewiesen”, sagte Griese über Persiehl. Ihre Verbundenheit blieb bestehen. Gunter Persiehl begleitete Achim Griese auch in den letzten Lebensmonaten.

An der Spitze des DSV-Ausschusses für Olympia (OSA) kümmerte sich Achim Griese ab 2004 viele Jahre intensiv um die nachfolgenden Generationen. Sein Credo: “Ein Funktionärstyp bin ich nicht. Und um Posten habe ich mich auch nie gerissen. Aber ich weiß noch sehr gut um die Herausforderungen für die Athleten und helfe gerne.” Sein ursprünglicher Plan sah einmal vor “zu segeln und nebenbei zu arbeiten”.

Engagierter Förderer im NRV Olympic Team

Ganz geklappt hat das nicht, denn er war als Unternehmer erfolgreich. Die Arbeit tat sich nicht von alleine. “Das Segeln wurde weniger, die Arbeit mehr”, erzählte er des Öfteren. Er blieb aber mit beiden Ohren dran an der Szene und hörte mit dem Helfen als Förderer und Mentor im Olympic Team bis zuletzt nicht auf.

An Bord war er in den 1980er-Jahren bei den hiesigen America’s-Cup-Antreibern, die aber ihr Projekt einer ersten deutschen Herausforderung in stürmischen Cup-Zeiten nicht umsetzen konnten. In den 1990er Jahren unterstützte er die ambitionierte Segelförderkampagne AeroSail. Neben Olympiasiegern wie Jochen Schümann und Jörg Diesch zählte auch Achim Griese zu jenen, die dem Nachwuchs ihre Erfahrung weitergaben. “Es ist interessant, junge Crews aufzubauen. Man kann die Fortschritte selbst miterleben”, sagte er.

Seit den frühen Achtziger Jahren zählte Achim Griese zu bekanntesten deutschen Seglern. Seine Erfolgsbilanz weist auch einen Admiral’s-Cup-Sieg aus. 1985 gewann er die inoffizielle Weltmeisterschaft der Hochseesegler bei ihrer mit 25 Nationen-Teams stärksten Auflage mit dem deutschen Trio. Team Germany setzte sich damals gegen Großbritannien und Neuseeland durch.

Erfolge auf dem Wasser und an Land

Gebildet wurde das siegreiche deutsche Admiral’s-Cup-Team beim dritten von vier GER-Siegen 1985 von Peter Westphal-Langelohs “Diva”, Hans-Otto Schümanns “Rubin VIII” und der zwölf Meter langen “Outsider” von Tilmar Hansen. Achim Griese steuerte die “Outsider” bei einer Cup-Auflage, die viel Wind und ein hartes Fastnet-Finale servierte. Nur drei Nationenteams konnten damals alle drei Boote ins Ziel bringen: Irland, Australien und Deutschland.

Als Sohn eines Seelotsen war Achim Griese mit vier Geschwistern in Heikendorf an der Kieler Förde aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte er an der Kieler Universität Jura. Er promovierte 1979 und startete anschließend in seine Ausbildung als Rechtsanwalt. Schon bald danach zog der am 25. August 1952 in Berne geborene Achim Griese nach Hamburg um. Dort stieg er ins Immobiliengeschäft ein, wurde Anfang der 1980er-Jahre Partner im Unternehmen Büll, Dr. Liedtke & Griese. Bald gründete er die eigene Achim-Griese-Treuhandgesellschaft.

Achim Griese starb am vergangenen Sonntag in der Stadt, in der sein Unternehmen an der Elbe und sein Segelverein an der Alster neben der Familie wichtige Lebenssäulen waren.

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