Tatjana Pokorny
· 24.05.2019
Er ist wieder da: Philipp Buhl hat bei der Laser-EM die Bronzemedaille gewonnen und dabei Doppel-Weltmeister Pavlos Kontides auf Platz vier verwiesen
Eine Bronzemedaille hat Philipp Buhl in seiner Karriere bei Europameisterschaften noch nie gewonnen. Sie bereichert ab sofort die Trophäen-Sammlung des Allgäuers, für den es bei den kontinentalen Titelkämpfen in Portugal allerdings um mehr ging als nur Edelmetall. Für den 29-Jährigen vom Segel-Club Alpsee Immenstadt stand vor der sechstägigen Serie im WM-reifen Feld nichts weniger als sein Selbstbewusstsein auf dem Prüfstand. Nach mehreren Dämpfern zu Saisonbeginn hatte Buhl sich selbst vor der Europameisterschaft in eine Pause geschickt um sich wieder in Form zu bringen. Offenbar mit Erfolg.
Im Feld der 162 Laser-Segler aus 55 Nationen konnte Buhl mit Platz 3 in der EM-Wertung und Platz 6 in der offenen Wertung zeigen, dass er nach wie vor der Weltspitze seiner olympischen Segel-Disziplin angehört. "Das war mir sehr wichtig", sagte Buhl nach den beiden Finalrennen gelöst, "ich wollte es den anderen, aber auch mir selbst beweisen. Ich werde jetzt im Feld wieder anders wahrgenommen." Noch während er den psychologischen Wert seiner Bronzemedaille erklärt, marschiert der um einen Punkt vom Deutschen auf Platz vier verwiesene Pavlos Kontides, Weltsegler des Jahres und zweimal in Folge Laser-Weltmeister, an Buhl vorbei, bleibt stehen, gratuliert seinem Bezwinger ausführlich und zollt ihm Respekt.
Neuer Europameister ist der Brite Lorenzo Brando Chiavarani, der bei dieser Serie auch seine nationalen Widersacher hinter sich lassen konnte, darunter Doppel-Weltmeister Nick Thompson (2.), Michael Beckett (5.) und Elliot Hanson (6). Die Engländer haben sich vor Porto mit vier Teams unter den Top Sechs der EM-Wertung als europäische Laser-Macht erwiesen. Wie hart da um nur einen olympischen Startplatz für 2020 gekämpft werden wird, das kann man sich gut vorstellen. Was im Umkehrschluss zur imposanten Gesamtleistung beiträgt.
Dass Buhl sogar mit Titelchancen in den Finaltag gestartet war, diese aber mit Rang 15 und einem Frühstart nicht nutzen konnte, hat den WM-Dritten trotz aller Freude durchaus geärgert. "Ich bin zwar insgesamt zufrieden, aber nicht mit diesem Tag", schimpfte Buhl am Samstagabend mit sich selbst. Eine unglückliche Tonnenrundung im ersten Rennen am Finaltag und eine knappe Frühstart-Disqualifikation im zweiten, die nur Buhl, aber nicht zwei andere erwischte, die sich mindestens auf seiner Höhe bewegten, gaben den Ausschlag für Platz drei in der Endabrechnung. Lange haderte Buhl mit dem nicht ganz geglückten Abschluss aber nicht. Zu sehr überwog die Freude, wieder zu alter Stärke zurückgefunden zu haben.
So sah es auch Bundestrainer Alex Schlonski: "Natürlich ist es immer schade, wenn man sich eine Titelchance erarbeitet hat, die aber nicht nutzen kann. Die Chance zum Sieg war da – was eine sehr gute Erkenntnis ist. Insgesamt fällt unsere Bilanz positiv aus. Auch, weil Philipp die Serie mit einem Tagessieg in leichten Winden eröffnen und zeigen konnte, dass er schwache Bedingungen ebenso gut meistern kann. Er kann mit jedem mithalten und jeden schlagen, wenn er gut drauf ist." Daran wird diese Bronzemedaille Philipp Buhl auf dem Weg nach Enoshima 2020 erinnern.
Beste deutsche Steuerfrau im EM-Feld der Laser-Radial-Seglerinnen war Pia Kuhlmann. Die Seglerin vom Schaumburg-Lippischen Segelverein segelte in der reinen EM-Wertung bis auf Platz 16 vor und konnte am Finaltag im herausragend besetzten Feld mit den Rängen 8, 7, 10 und 9 noch einmal glänzen. Svenja Weger vom Potsdamer Yacht-Club beendete die Laser-Radial-Europameisterschaft als Gesamt-19. Die neue Europameisterin und Gewinnerin der Gesamt-Trophäe war so gut, dass sie schon ein Rennen vor Schluss feiern durfte: Anne-Marie Rindom aus Dänemark überzeugte auf diese Weise und verwies ihre Rivalin, Olympiasiegerin Marit Bouwmeester, auf den SIlberrang. Dritte wurde Emma Plasschaert aus Belgien.
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