Tatjana Pokorny
· 18.06.2012
Auf dem Wasser war es am Dienstag flau, an Land aber eine gute Schau: In Kiel wurde die Segelnationalmannschaft auf Kurs Olympia geschickt
Simon Grotelüschen und Philipp Buhl sind die perfekte Segel-Zwei-Mann-Schau der Kieler Woche. Seit Tagen dominieren sie bei der weltgrößten Regatta das Feld der 73 Laser aus 20 Nationen nach Belieben und duellieren sich, dass es eine Freude ist. Abwechselnd eilen sie von Rennsieg zu Rennsieg, lagen am Dienstagabend punktgleich mit neun Zählern auf den Plätzen eins und zwei und starten Bug an Bug als Top-Favoriten in das Medaillenfinale am Mittwoch.
Doch damit nicht genug: Auch bei der offiziellen Verabschiedung der deutschen Nationalmannschaft auf Kurs nach Weymouth bewiesen der lange Lübecker und der Sonthofener Sportsoldat am Dienstagabend Entertainer-Qualitäten und warfen sich gekonnt die Bälle zu. Statt eines Journalisten ergriff Philipp Buhl im Publikum das Mikrofon und sagte: "Ich hätte eine Frage an Simon: Wie sieht deine Strategie für morgen aus?" Grotelüschen antwortete heiter und mit einem Augenzwinkern: "Auch die beste wird nicht gut genug sein …" Anschließend wurde Buhl, der sich nach seiner knappen Niederlage gegen Grotelüschen im vergangenen Jahr viel vorgenommen hat, nach seiner Strategie im Kampf um den Kieler-Woche-Titel gefragt: "Meine Strategie ist ganz einfach: Ich will die Kieler Woche gewinnen. Ich will meine Negativserie in Medaillenrennen beenden. Ich hoffe auf einen heißen Kampf."
Den erwartet auch Deutschlands mit drei olympischen Goldmedaillen und zwei America's-Cup-Siegen erfolgreichster Segler Jochen Schümann von der Nationalmannschaft im Kampf um Edelmetall vor Weymouth. Der 57-Jährige wagte eine mutige Prognose: "Zwei Medaillen sind mindestens drin. Die Überraschung könnte dann die dritte sein." DSV-Präsident Rolf Bähr aus Berlin wünschte den insgesamt zwölf Seglern und vier Seglerinnen – drei fehlten beim Fototermin – Glück und sagte: "Ich sehe eine richtige gewachsene Mannschaft vor mir, für die ich mir weiter so viel Harmonie wünsche, denn Harmonie macht stark." Die Veranstalter gingen in Sachen Harmonie mit gutem Beispiel voran: In der Audi Lounge der Kieler Woche waren alle Olympiastarter willkommen. Auf der Bühne standen auch die Teams, die von BMW unterstützt werden.
RS:X-Surferin Moana Delle vom Audi Sailing Team Germany, die wie fast alle Mitglieder der Segel-Equipe erstmals bei Olympischen Spielen starten wird, sagte: „Für mich wird ein Traum wahr. Ich freue mich riesig auf die Spiele." Als einziges Mitglied der Segel-Olympiamannschaft wird RS.X-Surfer Toni Wilhelm schon zum zweiten Mal bei Olympischen Spielen dabei sein. Da er bereits in Weymouth trainiert, konnte er nicht am Fototermin in Kiel teilnehmen.
Verhindert waren auch Tobias Schadewaldt und Hannes Baumann. Die Kieler Olympiastarter mussten mit der Goldflotte der 49er nachsitzen, konnten als einzige Klasse zwei Wettfahrten absolvieren und sich vor dem finalen Medaillenrennen am Mittwoch an die Spitze des Feldes setzen. Der erste olympische Teil der Kieler Woche endet am Mittwoch mit den Medaillenrennen in sechs olympischen Disziplinen, in denen fünf deutsche Siege möglich sind. Auf der Seebahn enden die Deutsche Meisterschaft der Seesegler Inshore und die Kiel-Cup-Regatta ebenfalls am Mittwoch.