Tatjana Pokorny
· 17.05.2025
Die Ilca-WM in Qingdao glich eher einer krass verkürzten Achterbahnfahrt denn einer klassischen Serie. Zunächst konnten die Ilca-7-Flotte der Männer und die Ilca-6-Flotte der Frauen vier Tage lang gar nicht segeln, weil sich maue Winde, unglückliche Strömungsverhältnisse und diesige Sicht faire Rennen unmöglich machten.
Es folgte ein Tag mit leichten und mittleren Winden, an dessen Ende nach zwei Wettfahrten plötzlich der erst 20 Jahre alte Kieler Ilca-7-Segler Ole Schweckendiek punktgleich mit dem britischen Spitzenreiter Finley Dickinson auf Platz zwei des großen Feldes der 138 Ilca 7 aufleuchtete. Die Freude darüber war ihm im Interview mit den Gastgebern hier anzusehen und anzuhören.
Als Ole Schweckendiek über seine erste WM im Seniorenfeld und sein jahrelanges Vorbild Philipp Buhl sprach, lag kurz ein kleines Frühjahrsmärchen in der Luft. Dann aber forderte das Starkwind-Finale am 17. Mai vom jungen deutschen Talent viel Tribut. Ole Schweckendiek beendete seine Senioren-WM-Premiere nach den Samstag-Rängen 16, (40) und 18 aber auch auf Platz 24 zufrieden.
Das Fazit des jungen Steuermanns vom Kieler Yacht-Club: “Es war schon eine komische WM mit nur zwei Segeltagen: einer mit wenig Wind und einer, an dem es komplett geballert hat. Aber hätte mir vorher einer gesagt, dass ich bei meiner ersten Senioren-WM 24. werde, wäre ich, glaube ich, ganz zufrieden gewesen. Ich habe viel Erfahrung sammeln können.”
Zum Finaltag mit böigen und drehenden Winden um 20, in Spitzen bis 28 Knoten, sagte Ole Schweckendiek: “Heute war es schon echt schwierig für mich, weil es doch ziemlich viel Wind gab. Die drei Rennen von jeweils einer Stunde waren schon anstrengend. Da habe ich mich etwas schwerer getan, weil ich bei viel Wind noch nicht ganz auf dem Level einiger anderer bin.”
Ole Schweckendiek wiegt bei einer Größe von 1,87 Metern rund 82 Kilogramm. Da ist im Vergleich zu anderen Top-Seglern noch Luft nach oben. Er selbst sagt: “Ich muss auf jeden Fall noch Gewicht zunehmen und fitter werden, damit man den Speed dann auch auf längeren Distanzen halten kann. Da wird jetzt auf dran gearbeitet. Seglerisch hat eigentlich alles gepasst. Ich bin also relativ zufrieden.”
Bester Ilca-7-Akteur vom German Sailing Team war bei diesen Welttitelkämpfen Julian Hoffmann, der für den Verein Seglerhaus am Wannsee und den heimischen Segelclub Alpsee-Immenstadt startet, in dem auch der 2020er-Weltmeister Philipp Buhl großgeworden ist. Julian Hoffmann bekam die Powerplay-Bedingungen in den drei Wettfahrten am Schlusstag mit den Rängen 16, 7 und 7 zunehmend besser in den Griff.
Der Youth-America’s-Cup-Steuermann von 2024 zählt im Alter von 22 Jahren wie der zwei Jahre jüngere Teamkamerad Ole Schweckendiek zu den jüngsten Ilca-7-Akteuren in den Top-25 dieser Weltmeisterschaft. Mit Platz 17 zeigte Julian Hoffmann, dass mit ihm künftig auch in großen Seniorenfeldern zu rechnen ist.
Gold sicherte sich bei der 46. Ilca-7-Weltmeisterschaft der Niederländer Willem Wiersema knapp vor dem zweimaligen olympischen Silbermedaillengewinner Pavlos Kontides (Zypern). Ein Punkt Vorsprung gab den Ausschlag für den in China “fliegenden” Holländer. Der Kampf um WM-Bronze verlief noch enger: Der Australier Zac Littlewood (13 Punkte) setzte sich puntgleich gegen Jonatan Vadnai (Ungarn) durch.
Der am morgen noch führende Brite Finley Dickinson (14 Punkte) sowie seine Landsleute Elliot Hanson (14 Punkte) und Michael Beckett (19 Punkte) gingen auf den Plätzen fünf bis sieben im Kampf um die Medaillen trotz geballter britischer Stärke in den Top Ten leer aus. Hier geht es zu den WM-Endergebnissen im Ilca 7.
Im WM-Feld der Ilca-6-Seglerinnen segelte die 27 Jahre alte französische Olympia-Zehnte Louise Cervera vom Yacht Club de Cannes zu ihrem ersten WM-Gold. Die Polin Agata Barwinska setzte sich im Kampf um Silber in der Flotte der 99 Ilca-6-Jollen punktgleich gegen Eve Mcmahon aus Irland durch.
Als beste Starterin der Segelnationalmannschaft kämpfte sich Pia Conradi (Duisburger Yacht-Club) nach unglücklichem Frühstart zum Auftakt noch auf Platz 23 vor. Olympiateilnehmerin Julia Büsselberg (Verein Seglerhaus am Wannsee) segelte auf Platz 25. Hier geht es zu den Ilca-6-WM-Ergebnissen.
Finale! Hier geht es zum Replay der Live-Übertragung vom Finaltag mit Schwerpunkt auf den Ilca-6-Rennen: