Ilca WMSchweckendiek kontert kuriosen WM-Verlauf – “Nur nicht nerven lassen”

Tatjana Pokorny

 · 16.05.2025

Der Kieler Ilca-7-Steuermann Ole Schweckendiek.
Foto: Felix Diemer/Deutscher Segler-Verband
Bei der Ilca-Weltmeisterschaft in China lief bislang nichts wie geplant. Tatsächlich lief in Nebel, Windarmut und ungünstigen Strömungsverhältnissen in Qingdaos Olympiarevier von 2008 vier Tage lang nichts. Mehr als 200 Frauen und Männer mussten warten, warten, warten und nochmal warten. Jetzt endlich sind zwei Rennen im Kasten – und ein junger deutscher Powerplayer plötzlich vorne.

So hatten sich die 107 Ilca-7- und 99 Ilca-6-Akteure ihre Weltmeisterschaft in chinesischen Gewässern vor Qingdao nicht vorgestellt: Vier Tage lang ging im Olympiarevier von 2008 nichts. Hier, wo vor 17 Jahren die Peckolt-Brüder im 49er ihre Bronzemedaille gewonnen hatten, konnte in den ersten zwei Dritteln der Serie kein einziges Rennen beendet werden.

Erlösung an Tag fünf der Ilca-WM

Sehr leichte und drehende Winde, heiße Lufttemperaturen, komplizierte Strömungsverhältnisse und eine diesige Sicht sorgten in unterschiedlichen Kombinationen dafür, dass die Wettfahrtleitung die Rennen trotz einiger Versuche immer wieder abbrechen oder ganz absagen musste. Geduld wurde bei diesen Welttitelkämpfen in den international am stärksten besetzten Olympia-Disziplinen Ilca 7 (Männer) und Ilca 6 (Frauen) zur wichtigsten Tugend.

Vier Rennen braucht es mindestens, um die WM gültig zu machen. Das wissen bei diesem ungewöhnlichen WM-Verlauf längst alle Teilnehmenden und Beobachter. An Tag fünf konnten nun endlich zwei Läufe für die Männer und drei für die Frauen ins Ziel gebracht werden. Dabei katapultierte sich der erst 20 Jahre alte Ole Schweckendiek mit den Rängen 3 und 2 an die Weltspitze.

Der Kieler Nachwuchskadersegler vom German Sailing Team liegt nach den ersten beiden WM-Wettfahrten punktgleich mit dem britischen Führenden Finley Dickinson auf Platz zwei. Hinter dem Steuermann vom Kieler Yacht-Club finden sich Ilca-Schwergewichte wie der 15 Jahre ältere, zweimalige olympische Silbermedaillengewinner Pavlos Kontides (Zypern) oder auch der zehn Jahre ältere Brite Michael Beckett, Vizeweltmeister von 2023.

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Ole Schweckendiek: nur nicht nerven lassen

Ole Schweckendieks formidable Position ist bislang “nur” das Ergebnis eines einzigen WM-Segeltages, doch es zählt schon fast so viel wie eine halbe WM-Serie. Und es zeigt es einmal mehr die Güte des jungen Norddeutschen, der lange schon als Top-Talent in der Olympia-Jolle gilt und nun vor der Entscheidung am 17. Mai plötzlich ganz vorne liegt.

Ole Schweckendiek sagte in Qingdao: “Heute war der fünfte WM-Tag, quasi der erste. Und wir haben endlich ein paar Rennen geschafft. Wir hatten wenig bis mittleren drehenden Wind, relativ viel Strömung von hinten und Kabbelwelle, was es recht kompliziert gemacht hat. Aber eigentlich fand ich es sehr schön. Es waren gute Bedingungen.”

Der Mann mit der Segelnummer GER 211416 wusste gut, worauf es an diesem Tag ankam: “Es galt, konzentriert zu bleiben. Der Schlüssel war heute, dass man nicht genervt war von den ganzen Startverschiebungen in den letzten Tagen. Heute am Morgen hatten wir auch 6 Uhr Aufstehen für einen um 9 Uhr angesetzten Start. Da hatten wir dann auch erstmal wieder zweieinhalb Stunden Startverschiebung. Davon durfte man sich nicht nerven lassen.”

Hauptsache, wir racen!” Ole Schweckendiek

Im Verlauf der beiden Rennen ist Ole Schweckendiek das sehr gut gelungen. “Klar kam es darauf an, einen guten Start zu haben – und dann weg. Ich konnte die Dreher ganz gut segeln. Auf dem Vorwind war es dann wichtig, nicht nervös zu werden. Und immer zu wissen, aus welcher Richtung der Strom kommt. Das waren, glaube ich, die Key-Punkte heute. Mal sehen, wie es morgen wird. Ich glaube: etwas windiger. Aber das wird schon. Hauptsache, wir racen!”

Ilca-WM-Entscheidung: alles ist möglich

Auch Teamkamerad Julian Hoffmann (Verein Seglerhaus am Wannsee/Segelclub Alpsee-Immenstadt) konnte an diesem Freitag mit einem zweiten Rang glänzen und gute Nerven zeigen. Nach Rang 21 im zweiten Lauf lag der Youth-America’s-Cup-Steuermann vom vergangenen Jahr zunächst auch im Zwischenklassement auf Rang 21.

Das war ein Okay-Tag. Ich bin bereit für morgen mit hoffentlich starken Winden.” Julian Hoffmann

Zu den WM-Zwischenständen der Ilca-7-Segler geht es hier.Bei den Frauen hat nach drei Wettfahrten die erfahrene Polin Agata Barwinska die Führung übernommen. Julia Büsselberg lag als beste deutsche Ilca-6-Steuerfrau nach den Rängen 14, 19 und 2 vorerst auf Platz 15. Tendenz: steigend. Wie es bei den Ilca-6-Seglerinnen steht, zeigt das Klassement hier.

Die Weltmeisterschaft für Ilca 6 und Ilca 7 endet am Samstag. Dieser eine Tag bleibt noch, um den so ungewöhnlichen Titelkämpfen mit mindestens vier Rennen ihre Gültigkeit zu geben. Dafür fehlen den Männern noch mindestens zwei Läufe, den Frauen mindestens einer. Der 17. Mai wird in Qingdao Träume wahrmachen – oder auch platzen lassen. Doch dafür muss erst gesegelt werden.

Powerplayer gefragt: der Wind kommt zum Finale

“Drei Rennen sind morgen in einer voraussichtlich drehenden Offshore-320-Windrichtung und Druck in den Zwanzigern geplant. Das könnte ziemlich aufregend werden. Und der Streicher kommt ins Spiel. Es ist eng in den Punkten. Es gibt vieles, wofür es sich morgen zu kämpfen lohnt”, sagte Charlie Baillie Strong, Ilca-7-Coach für die Nationalsegler in Qingdao.

Wer live mitfiebern will, wie die Ilca-WM in Qingdao zu Ende geht und was dort möglicherweise für die deutschen Segler möglich wird: Hier geht es zur Live-Übertragung, die am 17. Mai um 3 Uhr morgens beginnt.

REPLAY! Hier geht es zur Live-Übertragung vom fünften WM-Tag in Qingdao – dem ersten, an dem Rennen ausgetragen werden konnten:

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