Formula Kite WMKite-Aufsteiger Jan Vöster glänzt vor Sardinien

Tatjana Pokorny

 · 05.10.2025

Das Bild zum Kitesport, der Himmel und Wasser miteinander verbindet.
Foto: Robert Haiduk/IKA Media/2025 Formula Kite World Championships Quartu Sant'Elena 2025
Der Herbst hat noch Höhepunkte im olympischen Segelsport zu bieten. An diesem Sonntag ging die Formula-Kite-WM vor Sardinien zu Ende. Dort gelang dem Baden-Württemberger Jan Vöster binnen eines Jahres ein gewaltiger Sprung nach vorne. Der Olympia-Fünfte Jannis Maus dagegen litt trotz Top-Form am erbarmungslosen Reglement in der olympischen Segeldisziplin Formula Kite.

​2024 feierte Jan Vöster noch Silber bei der U21-Weltmeisterschaft. Im Seniorenfeld der olympischen Kiter schaffte er es im vergangenen Jahr auf Platz 31. Was in einem Jahr so alles passieren kann, wenn man hart arbeitet und eine starke Trainingsgruppe hat, das zeigte der junge Athlet aus Neuenburg am Rhein jetzt bei der Formula-Kite-WM vor Sardinien. Mit dem besten Ergebnis seiner Karriere katapultierte sich der 21 Jahre alte Perspektivkadersegler aus dem German Sailing Team auf WM-Platz acht. Die herausragende Woche des Kiters vom Württembergischen Yacht-Club endete erst im Viertelfinale.

Formula-Kite-As Vöster: “Echt stolz auf mein Ergebnis”

DSV-Chefcoach Dom Tidey hat die Top-Kiter des German Sailing Teams um Trainer Aleksei Chibizov in der WM-Woche auf dem Wasser und an Land begleitet. Sein Fazit: „Jan kann sehr stolz auf seine Leistung und seine massiven Fortschritte sein. Er hat seinen Plan für die Woche perfekt ausgeführt, war superkonstant und supersolide. Jetzt muss er als nächstes lernen, dass er da hingehört und es auch verdient hat, dort zu sein.“

Jan Vöster konnte sich im italienischen WM-Revier nach intensiver Winterarbeit mit seinem erfahrenen Teamkameraden Jannis Maus und dem neuseeländischen Sparring-Partner Lukas Walton-Keim auf Augenhöhe mit den Besten messen. In den 19 Rennen bis zum Viertelfinale holte Jan Vöster sieben Top-Fünf-Ränge, beeindruckte vor allem mit starkem Downwind-Speed. „Ich bin happy, mega zufrieden und auch echt stolz auf das Ergebnis“, sagte er am Sonntagnachmittag am Poetto Beach in Quartu Sant’Elena

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Auch das Viertelfinale hatte Jan Vöster wieder mit rasendem Vorwindspeed stark eröffnet. Er war als einziger mit einem 15er-Kite unterwegs, während die Konkurrenten Benoit Gomez (FRA), Vojtech Koska (CZE) und Jan Marciniak (POL) auf die etwas kleineren 11er-Kites gesetzt hatten. “Jan scheut das Risiko nicht, hat ja so ein bisschen das Image eines Downwind-Gottes”, sagt Jannis Maus lächelnd über seinen acht Jahre jüngeren Trainingspartner.

Die Downwind-Macht aus Deutschland

Vöster selbst genoss sein erstes Viertelfinale bei einer WM im olympischen Feld, sagte: „Es hat mega viel Spaß gemacht, das erste Mal bei den Herren dieses Format mitfahren zu können.” Seinem Ruf wurde Vöster im Viertelfinale noch einmal gerecht, als er auf dem ersten Downwind von der Top-Marke bis zur Leetonne von Position drei an die Spitze donnerte. Danach aber zahlte er für die sehr mutige Wahl des großen Kites. „Es wurde auf der zweiten Kreuz doch sehr hart, weil der 15er da schon gut angepowert und die Elfer ein bisschen schneller unterwegs waren.”

Ich bin dann ein bisschen früher rausgefahren, um nicht von den anderen beiden geschluckt zu werden. Das war die falsche Entscheidung.“ Jan Vöster

Warum sein Move nicht belohnt wurde, erklärte Vöster auch: „Es gab viele Dreher auf dem Kurs. Da hat mich die Wende ein paar Meter früher ganz schön hart erwischt. Die anderen beiden sind ein bisschen weitergefahren, hatten einen schönen Lift zur Tonne. Da habe ich es dann verloren, leider. Da konnte auch der Downwind mit dem größeren Kite nichts mehr retten. Das sind so Entscheidungen, die man mit etwas mehr Abgebrühtheit vielleicht anders trifft. Das nehme ich als Erfahrung mit. Ebenso den großartigen Support meiner Trainingsgruppe.“

Jan Vöster weiß, was er als jüngster Neuzugang seiner Trainingsgruppe zu verdanken hat, sagt: „Jannis und Lukas hatten sich schon gemeinsam auf die Olympischen Spiele im vergangenen Jahr vorbereitet, waren da schon Trainingspartner. Ich bin im Winter mit reingekommen. Das Training war klasse! Wir sind alle ähnlich vom Speed her und damit sehr effektiv. Ich konnte so gut aufschließen, dass ich auch vorne fahren kann.”

Wir ergänzen und pushen uns total gut. Dabei ist die Arbeitsatmosphäre effizient und progressiv.“ Jan Vöster

Dass er von der Erfahrung des Olympia-Fünften Jannis Maus profitieren kann, sieht Jan Vöster als großen Gewinn. Für ihn schließt sich damit ein Kreis, denn es war Jannis Maus, bei dem Jan Vöster im Herbst 2018 ein Kite-Camp auf Fehmarn erlebte, das ihn zum leistungsorientierten Regattasport brachte. Vöster hatte damals gerade das Foilen gelernt. Maus verhalf ihm zu Flysurfer-Rennkites.

Jannis ist einer derjenigen, die mir geholfen haben, in den Rennzirkus zu kommen und Rennen zu fahren.” Jan Vöster

Jannis Maus sei wie auch Flo Gruber von Beginn an ein Vorbild für ihn gewesen, sagt Vöster. Und auch dies: “Jetzt auf Augenhöhe Wettkämpfe mit Jannis bestreiten zu können, das ist ein mega Gefühl.“ Der Geselle hat zum Meister aufgeschlossen.

Aus für Maus nach unglücklicher zweiter Halbzeit

Auch der Olympia-Fünfte Jannis Maus vom Verein Cuxkiters hatte bei der WM um einen Finalplatz kämpfen wollen. Der 29 Jahre alte Oldenburger, im vergangenen Jahr neben Leonie Meyer erfolgreichster deutscher Akteur der Olympiasegler in der Bucht von Marseille, teilt seine Zeit in diesem Jahr noch zwischen der Doktorarbeit und dem Kitesport auf.

Dennoch war Jannis Maus in guter Form und stark in die WM eingestiegen, bis er in Halbzeit zwei Halbzeit eine Serie unglücklicher Tangles und weitere ärgerlicher Situationen wegzustecken hatte, die er nicht selbst verschuldet hatte. Als WM-Vierzehnter verpasste Jannis Maus den Einzug in die Finalserie der Top-Acht deutlich, musste sich unter Wert geschlagen geben.

Es lief phänomenal schlecht.” Jannis Maus

Der Sympathieträger und Dynamo im German Sailing Team machte keinen Hehl aus seiner Bilanz: “Ich bin sehr enttäuscht, weil wir so viel trainiert und ein sehr gutes Gefühl hatten.” Ob er von einem Konkurrenten ohne Vorfahrt „abgeräumt“ wurde oder von ärgerlich verhedderter Ausrüstung gestoppt wurde: In der olympischen Disziplin Formula Kite gibt es für viele solcher Situationen in der Regel keine Wiedergutmachung. „Da ist einiges Schlechtes zusammengekommen“, sagte Jannis Maus.

Hartes Reglement – oft ohne Wiedergutmachung

In der Klasse wird anhaltend diskutiert, wie man die mangelnde Wiedergutmachung zurückholen könnte. Sie war bei den Kitern unter anderem einmal eingeführt worden, um die Flut der “Tangle-Proteste” einzudämmen. Tatsächlich aber öffnet sie oft auch Tür und Tor für verzerrte Ergebnisse, weil Kite-Athleten ohne eigenes Vergehen “abgeräumt” und ihrer Chancen beraubt werden.

Auf ihre nächste WM-Chance müssen weder die beiden deutschen Top-Kiter vom german Sailing Team noch die anderen Formula-Kiter sehr lange warten, denn ihre Welttitelkämpfe 2026 finden bereits im Frühjahr statt. Dann wird mit den deutschen Kite-Assen wieder zu rechnen sein. WM-Gold der Männer holte in diesem Jahr Ricardo Pianosi (ITA) vor Maximilian Maeder (SGP) und Benoit Gomez. Bei den Frauen setzte sich Jessica Kampman (NED) gegen Kite-Ikone Daniela Moroz (USA) und Lauriane Nolot (FRA) durch. Hier geht es zu den WM-Ergebnissen.

REPLAY! Die Finalserie der Formula-Kite-WM vor Sardinien:

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