Tatjana Pokorny
· 31.07.2017
Mit zwei Tagessiegen und einem zweiten Rang katapultierten sich Tina Lutz und Susann Beucke vor Beginn der EM-Hauptrunde im 49erFX auf Platz drei
Für die deutschen 49erFX-Seglerinnen war dieser dritte Tag der Europameisterschaft einer nach Maß: Tina Lutz und Susann Beucke katapultierten sich mit zwei souveränen Tagessiegen und einem zweiten Rang auf Platz drei und zählen mit Beginn der Hauptrunde ab Mittwoch ebenso zu den Co-Favoritinnen im Kampf um die Medaillen wie die Olympianeunten Vicky Jurczok und Anika Lorenz. Die Crew vom Verein Seglerhaus am Wannsee rückte mit den Rängen 3, 3 und 4 auf Platz sechs vor.
Damit haben sich die beiden besten deutschen FX-Teams eine gute Grundlage für den Start in der Goldflotte geschaffen. Tina Lutz sagte: "Es war heute dreimal das gleiche Rennen in leichten, aber konstanten Winden. Früher wären wir da raus gewesen. Aber so macht es Megaspaß." Die einstigen Starkwind-Expertinnen beherrschen das Leichtwindsegeln inzwischen ganz offensichtlich glänzend.
Einen schwarzen Tag dagegen erwischten die Kieler 49er-Segler Justus Schmidt und Max Boehme. Die Europameister von 2015 waren als Top-Ten-Crew in den letzten Tag der Qualifikation gestartet, fanden sich aber am Abend nur noch auf Platz 21 wieder. Damit drohten sie den Cut zur Goldflotte der besten 20 Teams inklusive aller Medaillenhoffnungen einzubüßen. Es lief allerdings am späteren Abend noch ein Protest, von dem sich Schmidt/Boehme den Last-Minute-Sprung in die Goldflotte erhofften (YACHT online wird den Beitrag hierzu nach der Protestentscheidung aktualisieren). Die Crew vom Kieler Yacht-Club hatte am Dienstag zwei 26. Ränge zu verkraften. In der ersten dieser beiden misslungenen Wettfahrten wurden sie von einem Crash ausgebremst, in der zweiten berührten sie eine Wendemarke und konnten das Feld nach dem notwendigen Strafkringel in flauen fünf Knoten Wind nicht mehr erreichen. "Da sind wir auch schlecht gesegelt", räumte Boehme ein. Tim Fischer (NRV) und Fabian Graf (VSaW) verbesserten sich mit ihrem ersten Tagessieg deutlich, ziehen als 13. in die Hauptrunde ein. Außerdem qualifizierten sich als 14. die Bayern Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger für die Goldflotte.
Ungleiche Bedingungen im neuen Nacra17
Bei der EM-Premiere der voll foilenden olympischen Nacra17-Katamarane fielen Paul Kohlhoff und Alicia Stuhlemmer auf Platz acht zurück, mischen aber nach der spontanen Crew-Bildung vor knapp zwei Wochen bei ihrer ersten gemeinsamen Regatta immer noch in den Top Ten mit. Im Gegensatz zu den Flensburgern Jan Hauke Erichsen und Ann Kristin Wedemeyer segeln die Kieler wie 19 weitere Konkurrenz-Teams mit einem neuen Nacra17. Erichsen/Wedemeyer dagegen haben wie vier andere internationale Crews bei dieser Europameisterschaft einen alten Nacra17 mit dem Umbau-Kit in einen Voll-Foiler verwandeln müssen, weil sie ihren neuen Nacra17 erst Ende des Jahres bekommen.
Wie groß die technischen Unterschiede zwischen den neuen und den umgebauten Booten sind, bekommen Erichsen/Wedemeyer auf dem EM-Kurs nun täglich zu spüren. "Auf der Kreuz sind wir heute zehn Grad tiefer und einen Knoten langsamer gefahren als die neuen Boote. Das ist schon ein bisschen frustrierend. Wir können nur versuchen, das Beste daraus zu machen." Das ungleiche Verhältnis wird nach der Modifikation der neuen Olympiaboote, die 2016 – noch mit C-Foils – ihre olympische Premiere vor Rio de Janeiro feierten und nun auf L-Foils abheben, bis zur Auslieferung der neuen Voll-Foiler an alle olympisch ambitionierten Mannschaften für nicht ganz vergleichbare Leistungen sorgen.