Tatjana Pokorny
· 03.08.2017
Tina Lutz und Susann Beucke sind Europameisterinnen im 49erFX. Victoria Jurczok und Anika Lorenz machten den deutschen Doppel-Erfolg mit Bronze perfekt
Den 49er-Männern wollte die Wettfahrtleitung die harschen Bedingungen am Freitagnachmittag nicht mehr zumuten, doch die 49erFX-Seglerinnen trugen zwei von drei geplanten Finalrennen ihrer Europameisterschaft in Starkwinden mit stürmischen Böen aus. Die Königinnen der Kieler Kenter-Schlacht waren Tina Lutz und Susann Beucke, die beide Medaillenrennen dominant gewannen und souverän zum ersten EM-Gold einer deutschen Crew in dieser schnellsten olympischen Bootsklasse für Frauen segelten. Die Steuerfrau vom Chiemsee Yacht Club und ihrer Vorschoterin vom Hannoverschen Yacht-Club rasten fast wie auf Schienen über den Finalkurs vor Kiel. Das scheinbar einfache wie gewinnbringende Konzept brachte Tina Lutz heiter auf den Punkt: "Wer vorn segelt, der hat mehr Zeit zum Aufrichten." Die aber brauchten Lutz und Beucke gar nicht, während die Verfolgerinnen in Serie kenterten. So auch Victoria Jurczok und Anika Lorenz, die nach überragenden Leistungen in dieser EM-Woche als eine der leichtesten EM-Crews in beiden Rennen kenterten, die Silbermedaille um einen halben Punkt verpassten, aber Bronze gewannen und den deutschen Doppel-Erfolg perfekt machten.
"Unser großer Vorteil war wohl, dass wir nicht gesehen haben, was hinter uns passierte", berichtete Susann Beucke nach dem Segel-Spektakel, bei dessen Live-Kommentierung sich die Reporter-Stimmen immer wieder überschlugen, "sonst hätten wir bemerkt, dass die anderen am Ende kaum mehr ihre Gennaker gesetzt haben. Und dann hätten wir es vielleicht auch nicht gemacht. Aber alles ging sehr schnell und hat sich für uns auch nicht so dramatisch angefühlt. Wir freuen uns riesig über den Titel!" Nachdem die Wettfahrtleitung das dritte geplante Medaillenrennen für die Frauen abgesagt hatte, war der Doppel-Erfolg für das German Sailing Team besiegelt. Von ihren Fans wurden die neuen Europameisterinnen schon auf dem Wasser mit Flaggen, Jubelrufen und Champagner stürmisch gefeiert.
Die beiden Medaillen für die deutschen Frauen-Teams sprechen auch für die Arbeit in der 49erFX-Gruppe mit dem neuen britischen Trainer Dave Evans. Beucke berichtete: "Die Stimmung ist im gesamten Team super, was auch unserem Trainer Dave Evans zu verdanken ist. Der Arbeitsprozess mit ihm macht viel Spaß. Wir fühlen uns alle gepusht!" Als drittes deutsches Team beendeten Jule und Lotta Görge vom Kieler Yacht-Club die heimischen Titelkämpfe als 13.
Die Offene Europameisterschaft der 49er-Männer gewannen ohne Finalläufe am Freitag die Briten Dylan Fletcher-Scott/Stuart Bithell vor den Australiern David Gilmour/Joel Turner und den Briten James Peters/Finn Sterrit. Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger vom Bayerischen Yacht-Club überraschten und überzeugten mit Platz sieben. Das junge bayerische Duo zählt zu den deutschen Top-Talenten im 49er, die von Nachwuchs-Bundestrainer Max Groy betreut werden. Groy sagte über den erst 21 Jahre alten Steuermann Jakob Meggendorfer und seinen 20-jährigen Vorschoter Andreas Spranger: "Die beiden haben mit unserer Gruppe unglaublich hart trainiert. Sie sind sehr aktive 'Verarbeiter', lernen intensiv und schnell. Wir haben uns zuletzt auf das Speedtraining konzentriert. Denn Speed ist König." Im Nacra 17 gewannen die Italiener Ruggero Tita/Caterina Banti. Die Lokalmatadoren Paul Kohlhoff und Alicia Stuhlemmer vom Kieler Yacht-Club wurden Neunte.