Tatjana Pokorny
· 29.07.2017
Vor Kiel fielen am Sonntag die ersten Startschüsse zur EM der drei schnellsten Olympia-Disziplinen – die DSV-Flotte tat sich zum Auftakt nicht ganz leicht
Im Heimatrevier wollen sie bei der Europameisterschaft der drei rasanten Olympia-Disziplinen 49er, 49erFX und Nacra 17 glänzen, doch zum Auftakt taten sich die DSV-Starter noch nicht so leicht wie erhofft. "Wir machen uns das Leben wieder einmal selbst schwer", sagte 49er-Steuerfrau Vicky Jurczok. Die Weltranglisten-Vierte und Olympia-Neunte zählt bei der WM vor Kiel zu den Co-Favoritinnen. Die 27-Jährige hat sich mit Vorschoterin Anika Lorenz für die europäischen Titelkämpfe im Heimatrevier eine Top-Fünf-Platzierung zum Ziel gesetzt. "Und dann so ein dummer Frühstart gleich zum Auftakt!", schimpfte Jurczok mit sich selbst. Weil die Berlinerinnen in den Folgerennen trotz Kampf mit Seegras und "krassen Drehern" die guten Ränge 5 und 2 erkämpften, dürfen sie sich nach Greifen des "Streichers" am Montag Hoffnung auf einen großen Satz nach vorn im Klassement machen. Optimal sei es allerdings nicht gerade, das Streichergebnis gleich im ersten Rennen zu fahren, räumte Jurczok ein. Die Crew ist aber bekannt dafür, unter Druck gute Ergebnisse zu erzielen.
Mit dem ersten deutschen Tagessieg und den Rängen 9 und 10 segelten Tina Lutz und Susann Beucke zum Auftakt der Titelkämpfe auf Platz 12. Einen Platz davor positionierten sich die Kieler Zwillinge Jule und Lotta Görge (10, 6, 3). Bestes deutsches Team waren am Sonntag Gwendal Lamay und Luke Willim, die als Junioren in diesem EM-Feld auf den Highperformace-Jollen vom Typ 49erFX mitsegeln. Die Führung in der Flotte der 64 49erFX-Boote übernahmen die dänischen Olympia-Dritten Jena Mai Hansen und Katja Salskov. Steuerfrau Hansen hat gerade einen Vertrag beim Volvo-Ocean-Race-Team Vestas 11th Hour Racing unterschrieben und segelt ab Oktober ebenso um die Welt wie 49erFX-Olympiasiegerin Martine Grael, die beim holländischen Team AkzoNobel anheuerte und deswegen im Gegensatz zu Jena Mai Hansen auf einen Start bei der EM in Kiel verzichten musste. Auf den Plätzen zwei und drei im stark besetzten EM-Feld der 49erFX-Seglerinnen liegen die Holländerinnen Annemiek Bekkering/Cecile Janmaat und die Weltranglisten-Zweite Charlotte Dobson mit Sakia Tidey aus Großbritannien.
Eine Woche lang segeln die besten Crews der drei schnellsten Olympia-Disziplinen vor Kiel um die EM-Medaillen. Mit dabei sind die Disziplinen 49er, 49erFX und – erstmals voll foulend über dem Wasser – der Nacra17
Während die Nacra-17-Mixed-Katamaran-Teams am Sonntag noch für ihren ersten Start am Montag trainierten, stiegen am Nachmittag auch die 49er-Herren ins EM-Geschehen ein. Nach den ersten vier Wettfahrten führten die Briten Dylan Fletcher-Scott und Stuart Bithell vor den Österreichern Benjamin Bildstein/David Hussl. Als bestes deutsches Team segelten die Bayern Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger an Tag eins auf Platz 11. Justus Schmidt und Max Boehme fielen nach vielversprechendem Auftakt mit den Rängen 3, 5, 7 und 8 vorerst auf Platz 17 zurück. Die Flotte der 92 (!) 49er liegt allerdings – wie auch bei den 49erFX-Seglerinnen – in dieser Anfangsphase der Qualifikation in Gruppen noch eng beisammen. "Alle unsere Rennen konnten sich heute sehen lassen", sagte Justus Schmidt aus Kiel, "wir waren schnell und blicken happy auf die nächsten Tage." Die Titelserien werden am Montag fortgesetzt und enden am 4. August.