EM 470er-MixedKeine EM-Medaillen für 470er-Asse, aber Stärke für die WM

Tatjana Pokorny

 · 17.05.2025

Die spanischen Europameister Jordi Xammar und Marta Cardona im EM-Revier.
Foto: 470 European Championship – Split/Croatia 2025 – regate.com.hr
Sie wollten nach Silber und Gold zum Saisonauftakt wieder eine 470er-Mixed-Medaille, haben sie aber dieses Mal nicht bekommen. Mit Platz fünf zeigten Simon Diesch und Anna Markfort nach verpatztem EM-Auftakt und starker Aufholjagd trotzdem, dass sie zu Beginn der neuen Olympiade zu den Weltbesten ihrer Disziplin zählen. Dort sind auch Theresa Löffler und Christopher Hoerr angekommen, die als Sechste erstmals bei einer großen Meisterschaftsserie in die Top Ten segelten.

Die besten deutschen 470er-Mixed-Duos bleiben auch ohne EM-Medaillen stark. Im kroatischen Revier von Split hatten Simon Diesch/Anna Markfort (Württembergischer Yacht-Club/Verein Seglerhaus am Wannsee/Joersfelder Segel-Club) und Theresa Löffler/Christopher Hoerr (Deutscher Touring Yacht-Club/Segel-Club Chiemsee-Breitbrunn) am Anfang und am Ende der Europameisterschaft Dämpfer wegzustecken. Dazwischen glänzten sie mit Kampfgeist, Konzentration und Können.

Gewitterzelle an Land stört 470er-EM-Auftakt

Platz fünf ist nicht, was Simon Diesch und Anna Markfort nach Silber und Gold bei den Grand-Slam-Klassikern Trofeo Princesa Sofía und der Semaine Olympique für die EM angepeilt hatten. Sie wollten eine weitere Medaille, doch die blieb ihnen nach verpatztem Auftakt und Rang acht im Medaillenfinale dieses Mal versagt. Ihre Leistung war dennoch stark. Ebenso die ihrer 470er-Teamkameraden Theresa Löffler und Christopher Hoerr.

Auch sie hatten bei den Klassikern zu Saisonbeginn schon mit zwei vierten Plätzen druckvoll gezeigt, wohin ihre Olympia-Kampagne führen soll. Mit EM-Platz sechs zollten Löffler/Hoerr wie Diesch/Markfort einem schwarzen ersten Tag und Rang neun im Medaillenfinale Tribut. “Dieser erste Tag war mit sehr unbeständigen und leichten Winden einfach schwierig”, erinnert sich Vorschoter Christopher Hoerr.

Seine Beschreibung: “Es gab eine Seebrise, die aber von einer Gewitterzelle über Land beeinflusst wurde. Dementsprechend war der Wind relativ unvorhersehbar. Wir haben unser Können nicht auf den Kurs bringen können. Es ging an dem Tag auch anderen Teams so, die man sonst weiter vorne erwarten würde.” Beide führenden deutschen 470er-Mixed-Crews kehrten an diesem Tag mit jeweils drei zweistelligen Resultaten in den EM-Hafen zurück.

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Ein Tagessieg für Löffler/Hoerr

Beide aber kämpften sich danach Rennen für Rennen zurück in die Top Ten. Löffler/Hoerr gelang das mit einem Tagessieg zunächst sogar effektiver und schneller als Diesch/Markfort auf ihrem 470er “Sunny”. Am Serienende dann fingen sich Löffler/Hoerr aber noch zwei zweistellige Ergebnisse ein, während Diesch/Markfort mit den Rängen 3,2 und 3 wieder in Bestform agierten. Sie starteten mit Bronze-Chance ins Medaillenrennen, blieben aber am Ende der Serie mit einer großen Bandbreite an Windbedingungen ohne Edelmetall.

Ein Massenfrühstart und der entsprechende Rückruf hatten Simon Diesch und Anna Markfort den ersten so gut gelungenen Start ins Medaillenrennen verdorben. Anna Markfort erzählte später: „Wir hatten von Anfang an gesagt, dass uns das Wichtigste eine Medaille ist. Deswegen sind wir auch voll in Angriff gegangen. Wir haben im ersten Startversuch ein kleines Spielchen mit den Franzosen gespielt, das wir auch gewonnen haben. Der Start war aber ein Massenfrühstart, weshalb es dann einen zweiten gab. Da waren die Franzosen dann natürlich vorgewarnt und haben es uns nicht mehr ganz so leicht gemacht.“

Auch Theresa Löffler und Christopher Hoerr hatten sich fürs Medaillenrennen mehr vorgenommen als Rang neun. Die Steuerfrau fasste das 470er-Finale so zusammen: „Es lief in eher leichten Winden von sechs bis acht Knoten nicht ganz nach Plan. Wir hatten gehofft, besser abzuschneiden, haben uns am Start aber schon etwas in der Mitte eingebaut und sind dann von dort nicht mehr richtig gut ins Rennen reingekommen.“

470er-Coach Lovegrove lobt Kampfgeist seiner Crews

Beide Crews quittierten ihre EM-Leistungen und Platzierungen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Auf ihrem Kurs zur Weltmeisterschaft, die vom 6. bis zum 14. Juni im polnischen Revier von Gdynia stattfindet, fühlen sie sich gut gewappnet. Anna Markfort sagte: “Wir waren hier bei der EM nach dem ersten Tag extrem unzufrieden. Wir haben dann analysiert und ein bisschen umgestellt, sind danach die Serie fokussiert weitergefahren, was sich am Ende auch ausgezahlt hat.”

Wir sind insofern zufrieden, weil es nach dem Start viel schlimmer hätte ausgehen können. Natürlich sind wir nicht zufrieden, weil wir als Leistungssportler immer mehr wollen.“ Anna Markfort

Steuerfrau Theresa Löffler zog ebenfalls eine gemischte Bilanz: „Wir haben es nach dem Auftakt geschafft, einen klaren Kopf und den Fokus zu behalten. Das lief echt gut. Wir hatten schwierige und gute Tage bei dieser EM. An sich sind wir mit Platz sechs sehr zufrieden. Es ist unser erstes Top-Ten-Ergebnis bei einer großen Titelserie, worüber wir uns sehr freuen. Es geht in die richtige Richtung. Gerade für die WM war es eine gute Medal-Race-Erfahrung, eine gute Woche um zu zeigen, dass man starke Nerven hat.“

Auch 470er-Mixed-Coach Steve Lovegrove lobte seine Schützlinge: „Nach dem schweren ersten Tag die Leiter wieder hochzuklettern, einen guten Kampf zu liefern und schließlich noch eine Medaillenchance zu haben, das war eine wirklich gute und konzentrierte Leistung der beiden Crews hier. Natürlich ist es am Ende immer etwas enttäuschend, eine Medaillenchance zu haben, sie dann aber nicht zu bekommen, doch das liegt in der Natur des Sports. Aus meiner Sicht haben beide Crews vieles von dem gut ausgeführt, woran wir arbeiten. Damit bin ich sehr zufrieden.“

470er-WM: der Jahreshöhepunkt ist nah

Auch bei den nachfolgenden, gerade erst neu formierten GER-Crews wie Theres Dahnke/Paco Melzer (12.) und Malte Winkel/Paula Schütze (20.) sieht Lovegrove Potenzial: “Sie sind alle sehr talentierte Segler, die jetzt mit neuen Teams unterwegs wegs sind. Das kann eine Herausforderung sein. Aber ich hoffe für sie, dass sie ihre Potenziale erreichen. Sie arbeiten hart dafür.”

Den EM-Sieg sicherten sich in Kroatien schon am Vorschlusstag die souverän agierenden Spanier Jordi Xammar und Marta Cardona vor den Briten Martin Wrigley/Bettine Harris (Großbritannien) und Matisse Pacaud/Lucie de Gennes (Frankreich). Hier geht es zum EM-Endergebnis. Rund zwei Wochen Pause bleiben nun den deutschen Crews, bevor sie bereits in der Woche vor der WM für ein Vorab-Training nach Polen reisen. Dann beginnt der Saisonhöhepunkt, dem sie alle entgegenfiebern. Wie es dort genau gelaufen sein wird, werden sie kurz danach beim Heimspiel zur Kieler Woche berichten können.

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