Der Kampf um die zehnte Segel-MedailleZwei Kite-Medaillen statt Mixed-Offshore?

Tatjana Pokorny

 · 14.05.2021

Der Kampf um die zehnte Segel-Medaille: Zwei Kite-Medaillen statt Mixed-Offshore?Foto: IKA/A. Baranescu
Die Zweiteilung der ursprünglich als ein Mixed-Team-Event für Olympia 2024 vorgesehenen Kitefoil-Disziplin in einen Frauen- und einen Männer-Wettbewerb mit jeweils eigener Medaillen-Vergabe ist die Nummer eins auf der durch das IOC vom Weltseglerverband geforderten Liste der Alternativ-Vorschläge für den Wackel-Kandidaten Mixed-Offshore

World Sailings Mitglieder haben auf der Suche nach den vom IOC geforderten Alternativ-Vorschlägen für die wackelnde Neu-Disziplin Mixed-Ofshore entschieden

Schnörkellos und zielgerichtet: Die Mitglieder des Weltseglerverbandes World Sailing haben am 14. Mai über die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) geforderten Alternativ-Vorschläge für den Wackel-Kandidaten Mixed-Offshore beraten und abgestimmt. Weil sich das IOC offensichtlich schwertut, die für Olympia 2024 von World Sailing vorgeschlagene Neu-Disziplin Mixed-Offshore zu bestätigen, hatten die Herren und Damen der fünf Ringe vom Weltseglerverband alternative Vorschläge erbeten. Drei konnten sich zur näheren Beleuchtung in World Sailings Experten-Kommissionen qualifizieren. Zwei kamen bei der Abstimmung der nationalen Mitgliedsverbände am Freitag durch: die Aufteilung des zuvor schon olympisch für 2024 bestätigten Mixed-Team-Wettbewerbs im IQFoiling in einen Frauen- und einen Männer-Wettbewerb als Nummer eins der Delegierten. Dazu der angedachte "Rückwärtssalto" im 470er, die Beibehaltung des in diesem Sommer noch aktuellen 470er-Formats mit jeweils einem Frauen- und einem Männer-Wettbewerb statt der momentan für 2024 geplanten Mixed-Disziplin als Vorschlag Nummer zwei auf der kurzen Liste für das IOC.

Dem Wahlprozess, bei dem sich eine überwältigende Mehrheit der Mitglieder von 97,37 Prozent in zuletzt selten dagewesener Geschlossenheit für die Vorschlagsliste in der Reihenfolge "Kite-Split" vor "470er-Split" ausgesprochen hat, waren mehrere gute Präsentationen und eine inhaltlich breit gefächerte Diskussion vorangegangen. Die Sorge, die zehnte Segel-Medaille mit zu komplizierten Vorschlägen und zu viel Gezänk ganz zu verlieren, stand an diesem Tag beim Online-Halbjahrestreffen des Weltseglerverbandes immer wieder hör- und spürbar im digitalen Raum. Am Ende waren es deutlich mehr Argumente, die für den "Kite-Split" als den "470er-Split" sprachen. In dieser Reihenfolge geht die Liste der Alternativ-Vorschläge nun an das IOC.

World Sailings Vize-Präsident Marcus Spillane hatte noch vor der Entscheidung gemahnt: "Mixed-Offshore bleibt unsere erste Wahl, und ich weiß, dass die Diskussionen dazu anhalten. Bei der Abstimmung über die Alternativ-Vorschläge geht es jetzt um eine gute und strategisch kluge Entscheidung für 2024. Die Aufteilung im Kite brächte am wenigsten Störung für die längst trainierenden Athleten mit und birgt gute Möglichkeiten, die Anzahl der teilnehmenden Länder zu erhöhen." Es ist bekannt, dass Letzteres beim IOC besonders hoch im Kurs steht. Für die Kiter würde eine IOC-Entscheidung zu ihren Gunsten und damit die Chance auf eine zweite Medaille tatsächlich eine Erhöhung der Länder-Chancen mit sich bringen. Denn: Es gibt international eine Reihe herausragender weiblicher oder männlicher Kandidaten, denen im eigenen Land aber ein Partner oder eine Partnerin auf Augenhöhe zur Teilnahme auf olympischem Niveau fehlen. Sollte das IOC gegen Mixed-Offshore und pro IQFoil mit einem Frauen- und einem Männer-Wettbewerb entscheiden, könnten sich einzelne starke Athletinnen oder Athleten ohne Abhängigkeit von einem ebenbürtigen Team-Partner für Olympia 2024 qualifizieren und um eine Medaille kiten.

Der Kampf für Mixed-Offshore als Olympia-Disziplin geht weiter

  Auch sie träumen von Mixed-Offshore als neuer olympischer Disziplin: Die historisch ersten Europameister Christian Kargl und Lisa Berger aus Österreich sowie die 2019 geschlagene KonkurrenzFoto: EUROSAF/Regnemer
Auch sie träumen von Mixed-Offshore als neuer olympischer Disziplin: Die historisch ersten Europameister Christian Kargl und Lisa Berger aus Österreich sowie die 2019 geschlagene Konkurrenz

Die finale Entscheidung über das olympische Segelprogramm 2024 liegt beim IOC. Sie soll am 8. Juni im Executive Board fallen. Zusätzlich zu der vom IOC geforderten und seit heute bekannten Liste der Alterntiv-Vorschläge in der von World Sailing präferierten Reihenfolge "Kite-Split" vor "470er-Split", hat der Weltseglerverband mit breiter Zustimmung seiner Experten-Kommissionen weitere neue Informationen zur Disziplin Mixed-Offshore an das IOC übermittelt. Dazu trug auch die Organisation Offshore Doubles Sailing Association bei. In einer Pressemitteilung der Vereinigung dazu hieß es: "Wie auch immer die IOC-Entscheidung ausfällt: Wir werden weiter für das Wachstum in der Disziplin kämpfen. Viele, die für 2024 gegen die Disziplin Mixed-Offshore sind, befürworten sie für 2028, weil sie a) einen großen Anteil unseres Sports repräsentiert, b) sich sehr von den anderen Jollen- und Board-Disziplinen unterscheidet und c) einzigartige mediale und digitale Sport-Möglichkeiten bietet."