Tatjana Pokorny
· 10.03.2020
Nach der Absage der Weltcup-Regatta in Genua, bei der es auch für deutsche Segler um Olympia-Startplätze gehen sollte, sind Welt-Seglerverband und DSV gefordert
Eine große Überraschung war die offizielle Absage der Weltcup-Regatta in Genua im April am Mittwochmittag mit Blick auf die weltweite Ausbreitung des Corona-Virus nicht mehr. Trotzdem verursacht sie nun erheblichen Handlungsbedarf beim Welt-Seglerverband World Sailing und auch beim Deutschen Segler-Verband (DSV), denn die Weltcup-Regatta war als letzte große Qualifikationsregatta für Olympia 2020 vorgesehen. Betroffen in ihren Chancen sind europäische, afrikanische und asiatische Segler. Sie müssen nun auf ein adäquates alternatives Qualifikationssystem oder die Ansetzung einer alternativen Regatta hoffen.
Wie World Sailing mitteilte, hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) dem Welt-Seglerverband bereits eine Verlängerung des Qualifikationszeitraums bis zum 30. Juni 2020 garantiert. Wie die Qualifikationsmöglichkeiten der nun entfallenden Weltcup-Regatta in einem neuen Rahmen geschaffen werden sollen, will World Sailing schnellstmöglich bekanntgeben. Die Herausforderung ist in Zeiten, in denen eine Reihe von Segelnationen ihre Sportler kaum mehr auf Reisen schicken, riesig. Involviert sind zudem nicht nur reisende Sportler, sondern auch zu verschiffende Boote. Zudem gibt es keine unbegrenzte Zahl internationaler Regatten, an denen alle jetzt durch die Absage betroffenen Segelsportler problemlos teilnehmen könnten. Möglicherweise wird es klassenindividuelle Lösungen statt einer kollektiven Alternative geben. Finnsegler Max Kohlhoff sagte: "Wir haben Glück, dass die Finn-WM im Mai vor Mallorca in einem schönen und fairen Revier stattfindet. Die böte sich möglicherweise als Ausweichregatta an." In einer Pressemitteilung des Welt-Seglerverbandes hieß es zunächst: "World Sailing arbeitet nun in enger Abstimmung mit dem IOC und den Veranstaltern daran, die verbliebenen afrikanischen, asiatischen und europäischen Qualifikationen neu zu terminieren und sicherzustellen, dass alle Startplätze besetzt werden können."
In der Leistungssportabteilung des Deutschen Segler-Verbandes hat man sich auf das neue Szenario bereits vorbereitet. Hier geht es gedanklich aber nicht nur um die deutschen 470er-Männer und die Finnsegler, die in Genua in ihren Disziplinen um den jeweils letzten Startplatz für ein europäisches Team bei den Olympischen Spielen 2020 hatten kämpfen wollten und nun auf die Bekanntgabe der Alternativmöglichkeiten durch World Sailing warten müssen – es geht auch um die dreiteilige nationale Olympia-Ausscheidung der 470er-Frauen und der 470er-Männer, deren dritte und letzte Ausscheidungsregatta nach der WM Ende März vor Mallorca und der Trofeo Princesa Sofia bis Anfang April im selben Revier die Weltcup-Regatta in Genua hätte sein sollen. "Wir haben hierfür einen Plan entwickelt und gute Lösungen gefunden, die wir zeitnah veröffentlichen werden", erklärte DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner gegenüber YACHT online am Tag, an dem die Absage für das Genua-Gipfeltreffen kam.