470er-Mixed-WMMit Tränen im Ziel – Silber für Diesch und Markfort

Tatjana Pokorny

 · 14.06.2025

Simon Diesch und Anna Markfort sind Vizeweltmeister im olympischen 470er-Mixed.
Foto: Szymon Sikora/470 Olympic Sailing/World Championship 2025 Gydinia
Es waren Freuden- und Wehmutstränen, die nach dem letzten Zieldurchgang der 470er-Mixed-WM an Bord des 470ers “Sunny” flossen: Simon Diesch und Anna Markfort sind nach dramatisch spannendem WM-Finale Vizeweltmeister! Ihren spanischen Rivalen mussten sie sich im Kampf um den Titel punktgleich geschlagen geben.

WM-Gold punktgleich mit dem alten und neuen Weltmeister nicht zu bekommen – das tut im ersten Moment weh. Gleichzeitig war die Leistung von Simon Diesch und Anna Markfort bei der 470er-Mixed-Weltmeisterschaft im polnischen Revier vor Gdynia – das zeigt die Punktgleichheit mit den spanischen Weltmeistern eben auch – eine imposante Leistungsschau der DSV-Crew. “Da waren bei uns nach dem Zieldurchgang Freuden- und Wehmutstränen zugleich an Bord”, fasste Anna Markfort die gemischten Gefühle an Bord des 470ers “Sunny” mit der Segelnummer GER 11 nach dem packenden WM-Showdown von Gdynia zusammen.

470er-Mixed-WM: Silber-Balsam für Diesch/Markfort

Zum zweiten Mal in Folge hat Jordi Xammar Hernàndez eine 470er-Mixed-Weltmeisterschaft gewonnen. Nach dem Titelgewinn im vergangenen Jahr mit Nora Brugmann, war der Spanier in diesem Jahr mit seiner neuen Vorschoterin Marta Cardona Alcàntara erfolgreich. Im letzten Moment hat ESP 44 das beste Boot vom German Sailing Team im Finale noch überholen und das WM-Gold sichern können. Simon Diesch und Anna Markfort gewannen Silber und krönen damit eine herausragende erste Saison auf Kurs LA 2028.

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Nach Silber und Gold bei den Sailing-Grand-Slam-Regatten in Spanien und Frankreich ist es für Diesch/Markfort bereits die dritte Podiumsplatzierung in diesem Jahr. Das ist ein überzeugender Einstieg in die zweite gemeinsame Olympia-Kampagne, bei der sie nach Platz 14 in Marseille im vergangenen Sommer ihre offen gebliebene Rechnung mit den Spielen begleichen wollen.

“Wir erden uns auch zwischendurch immer wieder, wissen, wo wir herkommen, von welcher Olympia-Erfahrung wir uns da wieder aufgerappelt haben. Dass die Saison jetzt mit drei von vier möglichen Podiumsplätzen ausgeht, ist natürlich Balsam für die Seele”, erklärte Anna Markfort die Freude über die Erkenntnis, dass ihr Team rocksolide in der Weltspitze des olympischen 470er-Mixed-Segelns agiert.

Das Krimifinale: Zwei Starts, zwei Abbrüche, Showdown

Noch lieber wären Simon Diesch und Anna Markfort (Württembergischer Yacht-Club/Verein Seglerhaus am Wannsee/Joersfelder Segel-Club) im Finale der 470er-Mixed-WM Weltmeister geworden, doch das verhinderten die Spanier in den wankelmütigen Winden des Medaillenrennens in letzter Minute. Nach einer WM-Woche mit oft druckvollen Winden, wurde ausgerechnet das doppelt gewertete Finale von leichten, vor allem aber stark drehenden Winden beeinflusst.

Nach zwei Starts und zwei Abbrüchen suchte und fand die Wettfahrtleitung etwas weiter draußen einen gerade eben segelbaren Kurs. Mehr als eine Stunde nach dem ersten Startschuss konnte das Medaillenrennen im dritten Versuch durchgebracht werden. Anfangs sah es so aus, als könnten Diesch/Markfort nach Gold greifen. Sie waren wie schon bei den beiden vorangegangenen Versuchen wieder gut positioniert. Doch dann drehte der Wind immer weiter nach links und wurde schwächer. Das Feld schob sich zusammen.

An der letzten Marke vor dem kurzen Reachgang ins Ziel konnten die Spanier die Deutschen überholen und kamen als Vierte ins Ziel. Diesch und Markfort folgten als Fünfte. Dieser eine Platz besser reichte zum iberischen Titelgewinn. Jordi Xammar Hernàndez und Marta Cardona Alántara gewannen die Welttitelkämpfe mit nur 48 Zählern auf ihrem WM-Konto. Simon Diesch und Anna Markfort wurden mit der gleichen Punktzahl Vizeweltmeister. WM-Bronze gewannen die Briten Martin Wrigley und Bettine Harris mit nur einem Punkt mehr. Sie waren im Medaillenrennen als Dritte ins Ziel gekommen und damit ebenfalls dicht dran am WM-Coup.

Cheftrainer Tom Tidey lobt die Teams

“Dass wir alle drei nacheinander ins Ziel gekommen sind, sagt alles”, erklärte Anna Markfort nach der knappen Entscheidung. Cheftrainer Dom Tidey, der das starke 470er-Aufgebot der Segelnationalmannschaft in Gdynia betreute, sagte nach dem Finale: „Wenn Simon und Anna jemals dachten, dass sie eine Leichtwindschwäche haben, dann habe ich die heute nicht gesehen. Sie haben sich in starke Positionen gebracht. Im Finale hatten sie dann eine portugiesische Crew in Luv, wo die Vorschoterin über Bord gegangen ist. Das hat eine kleine Lücke für die Spanier geöffnet…“

Dom Tidey sagte auch: „Ich bin super beeindruckt von Simons und Annas Leistung. Insbesondere am Vorschlusstag sind sie mit einer herausragenden Vorstellung wirklich aufgestanden. Ich freue mich auch über die Leistungsentwicklung von Theres und Paco, über die Widerstandskraft von Theresa und Christopher, über die Rennsiege von Malte und Paula, die sogar noch ein weiteres Mal vorne lagen, als ein Rennen abgebrochen wurde. Ich freue mich über weitere gute Einzelleistungen und auch die Leistung der Trainer. Wir wussten, dass wir hier mit einer guten Basis antreten und wollen diese Arbeit konzentriert fortsetzen.“

In Zahlen sah das Generallob des Cheftrainers für die 470er-Mixed-Segler vom German Sailign Team so aus: Theres Dahnke und Paco Melzer (Plauer Wassersportverein/Verein Seglerhaus am Wannsee) verteidigten im Finale ihren achten WM-Platz. Steuerfrau Theres Dahnke sagte: „„Es war unser erstes gemeinsames Medaillenrennen. Es ist nach langer und anstrengender Woche schön, dass es mit Platz acht geklappt hat. Für uns hat sich die intensive Winterarbeit gelohnt. Wir haben natürlich noch nicht so viele Wasserstunden wie die anderen, aber wir können langsam anknüpfen.“ Die Crew Dahnke/Melzer sitzt erst seit November 2024 in einem Boot.

470er-Mixed-WM: Dämpfer im Silberglanz

Theresa Löffler und Christopher Hoerr (Deutscher Touring Yacht-Club/Segel-Club Breitbrunn-Chiemsee) hatten das Finale der Top Ten bei der 470er-Mixed-WM nach durchwachsendem Auftakt und guten Comeback-Erfolgen mit nur einem Punkt Rückstand auf Platz zehn nach elf WM-Rennen sehr knapp verpasst. Teamkameradin Theres Dahnke sagte dazu: “Es ist ungewöhnlich, dass die beiden mit 83 Punkten nicht ins Finale gekommen sind. Es war ein echtes Low-Point-Event.”

Die ebenfalls neu formierte Crew von Malte Winkel und Paula Schütze (Schweriner Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein) hatte die erste WM-Halbzeit trotz eines Frühstarts mit zwei Rennsiegen auffallend stark bestritten, lag sogar bei einem weiteren Rennen vorne, als abgebrochen wurde. Nach einer selbst verursachten Kollision mit Schaden und Über-Nacht-Reparatur aber kamen sie nicht wieder in ihren Erfolgsrhythmus.

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