Die Spannung steigt im polnischen WM-Revier vor Gdynia. Drei Wettfahrten hatten die 49 Crews aus 19 Nationen bei der 470er-Mixed-WM am Donnerstag zu meistern. “Wie man wahrscheinlich auch an den Ergebnissen sehen konnte, war es heute relativ windig hier in Gdynia. Im ersten Rennen noch ein bisschen weniger, später aber 16 bis 18 Knoten aus Nord-Nordwest”, sagte Anna Markfort mit kleinem Augenzwinkern.
Entsprechend lief der Renntag für die Starkwind-Asse Simon Diesch und Anna Markfort, die mit Rang 13 und zwei Tagessiegen auf Platz drei vorrückten. “Es ging vor allem um die Geschwindigkeit, die wir bekanntlich bei etwas mehr Wind ganz gut haben. Die hat uns heute gut geholfen”, beleuchtete Anna Markfort den gelungenen Renntag nach dem Motto: Wir geben Gas und haben Spaß. Der 13. Rang im ersten Lauf sei “ein bisschen schmerzhaft gewesen”, die beiden folgenden Rennsiege in der schon zweiten Halbzeit der 470er-Mixed-WM schmeckten süßer.
Anna Markfort sagte zwei Tage vor dem WM-Finale: “Es war heute an sich ein recht offener Racetrack mit relativ wenigen Verschiebungen. Das heißt, Positionierung hat eine wichtige Rolle gespielt. Was wir im ersten Rennen noch nicht ganz so gut hinbekommen haben, das ist dann im zweiten und dritten Tagesrennen umso besser gelungen. So macht es dann natürlich auch Spaß zu racen!”
Bei insgesamt schon drei Tagessiegen in acht Wettfahrten sammelten Diesch/Markfort bislang nur 22 Nettopunkte. Nur jeweils einen Zähler weniger haben der führende spanische Titelverteidiger Jordi Xammar mit Marta Cardona und die auf Platz zwei liegenden Briten Hannah Bristow/James Taylor auf ihren 470er-Mixed-WM-Konten. Alles deutet auf ein Krimifinale am 14. Juni hin. Wie die Serie begonnen hatte, ist hier nachzulesen.
“Morgen ist quasi der große Tag mit nochmal drei Rennen. Da werden noch einmal viele Punkte vergeben. Da gilt es, auf jeden Fall solide durchzukommen. Wir haben bislang keine Riesenausrutscher und wollen natürlich weiter versuchen, unsere Gesamtzähler möglichst niedrig zu halten”, kümdigte Anna Markfort an. Zur Strategie für den Endspurt sagte die 31-Jahre alte Olympionikin, die für den Verein Seglerhaus am Wannsee und den Joersfelder Segel-Club startet: “Wir werden definitiv Rennen für Rennen angehen, auch müssen.”
Markforts Blick aufs Szenario im Endspurt: “Die drei Top-Boote sind bei einem Punkt Differenz quasi punktgleich. Nach hinten ist ein minikleiner Puffer, aber in drei Rennen kann auch noch viel passieren. Wir freuen uns, dass wir nochmal drei Goldfleet-Rennen segeln dürfen. Vor dem Hintergrund der vielen Startverschiebungen bei der EM ist es umso erfreulicher, dass wir hier bei der WM trotz Startschwierigkeiten wahrscheinlich auf unsere volle Rennanzahl kommen. Wir freuen uns auf morgen!”
Die Segler bei der 470er-Mixed-WM erwartet am Freitag voraussichtlich Wind aus einer ähnlichen Richtung wie am Donnerstag, aber weniger Druck. Anna Markfort sagt: “Für morgen sind zehn bis zwölf Knoten vorhergesagt. Das bedeutet: gerade so an der Pumpgrenze, wo wir dann auch pumpen dürfen. Es wird wohl wieder sonnig, was uns natürlich freut, nachdem die letzten Tage relativ nass waren. Von oben, nicht nur vom Wasser. Was wir dann tatsächlich bekommen, das sehen wir morgen.”
So gehen es bei der 470er-Mixed-WM auch weiteren Teamkameraden vom German Sailing Team an. Auch sie könnten sich mit einem starken Vorschlusstag noch in Medaillenreichweite katapultieren: Theres Dahnke und Paco Melzer (Plauer Wassersportverein/Verein Seglerhaus am Wannsee) haben nach Diesch/Markfort die besten Aussichten, lagen nach acht Wettfahrten mit 42 Zählern auf Platz sechs.
Theresa Löffler/Christopher Hoerr (Deutscher Touring Yacht-Club/Segel-Club Breitbrunn-Chiemsee) kämpfen nach durchwachsenem WM-Verlauf als Dreizehnte um die Teilnahme am Medaillenrennen. Nach acht Läufen hatten sie neun Punkte Rückstand auf Platz zehn. Das Gleiche galt für Österreichs Olympiasiegerin Lara Vadlau mit ihrem neuen Vorschoter Niklas Haberl, die punktgleich einen Platz hinter Löffler/Hoerr am Freitag um den Einzug ins Finale der besten zehn 470er-Duos kämpfen.
Auch Malte Winkel und Paula Schütze, am Vortag nach zwei Tagessiegen noch souverän in den Top Ten, wollen am Freitag ihre Donnerstag-Rückschläge wieder gutmachen, greifen dann von Platz 17 aus an. Hier geht es zu den Zwischenständen bei der 470er-Mixed-WM. In Gdynia werden am 13. Juni viele Vorentscheidungen fallen, doch Edelmetall wird erst am Samstag nach dem Medaillenrennen verteilt.