Tatjana Pokorny
· 01.03.2024
Simon Diesch und Anna Markfort segeln bei der 470er-Mixed-WM auf Medaillenkurs. Das Segel-Duo schockte die Konkurrenz am Freitag mit zwei Rennsiegen in frischeren Winden um 14 bis 16 Knoten. Damit rückte die Top-Crew vom German Sailing Team auf Platz zwei im WM-Feld der 61 Crews aus 25 Nationen vor.
Vor den letzten beiden Rennen der Goldflotte am Samstag und dem Medaillenfinale am Sonntag trennten den Steuermann vom Württembergischen Yacht-Club und seine Vorschoterin vom Verein Seglerhaus am Wannsee bei 43 Punkten auf dem WM-Konto nur vier Zähler von den führenden Japanern Tetsuya Isozaki und Yurie Seki (39 Punkte). Einen Punkt hinter der deutschen Crew lag mit Keiju Okada/Miho Yoshioka ein zweites japanisches Team. Die spanischen Co-Favoriten Jordi Xammar und Nora Brugman lauern nach neun Rennen mit 49 Punkten auf Platz vier.
Während Yurie Seki, die mit Tetsuya Isozaki segelt, zu den kleinsten Vorschoterinnen in der 470er-Flotte zählt, ist Anna Markfort mit 1,85 Metern eine der größten Seglerinnen im Bootspark. An Tagen wie diesem Freitag, an denen Hebelwirkung so hilfreich ist, können Diesch/Markfort von ihrer Konstellation profitieren. Während sie im Winter hart daran gearbeitet haben, ihre Leichtwindgeschwindigkeit zu verbessern, bewiesen sie an WM-Tag 4, dass sie nichts von ihren Starkwindfähigkeiten eingebüßt haben.
Mehr essen, mehr schlafen, mehr ausruhen – dann attackieren!” (Anna Markfort)
Zu ihrem Doppelschlag am Freitag sagte Anna Markfort: “Heute lief wirklich alles super. Wir konnten quasi da starten, wo wir wollten. Wir haben die Bedingungen gut verstanden und hatten einen guten Bootsspeed, sodass wir in beiden Rennen schon an der ersten Tonne unter den Top 2 waren. Das erste Rennen hatte noch mehr einen Offshore-Charakter mit drehendem und böigem Wind. Vor dem zweiten Rennen ist der Wind dann – wie vorhergesagt – links gedreht und hat sich dann da neu eingependelt.”
Mit Blick auf zwei weitere windreiche Finaltage, die den Stärken von Diesch/Markfort entgegenkommen, fasste die Vorschoterin ihre Pläne knackig zusammen: “Mehr essen, mehr schlafen, mehr ausruhen – und dann attackieren.”
Alle weiteren deutschen Crews müssen um ihren Einzug ins Medaillenrennen der besten zehn WM-Crews bangen und kämpfen. Nach zwei Dritteln der sechstägigen Serie rückten Malte und Anastasiya Winkel (Schweriner Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein) am Freitag aber trotz zweier mäßiger 16. Ränge mit 86 Punkten auf Platz 14 vor. Von Platz zehn trennten das Segel- und Ehepaar vor den beiden noch ausstehenden Samstagrennen 16 Punkte.
Steuermann Malte Winkel haderte nach der starken Leistung seiner Crew am Vortag mit den Freitagsleistungen, sagte: “Wenn es nicht läuft, läuft es nicht. Wir hatten eigentlich eine gute Geschwindigkeit und ein gutes Gefühl auf dem Wasser. Es ging schon darum, heute schnell zu sein. Wir hatten wieder etwas mehr Wind und Welle, haben uns ganz wohl gefühlt.”
Doch im ersten Rennen des Tages hatten die Winkels auf die falsche Kursseite gesetzt, waren zu weit links. “Wir haben dann versucht, uns nach rechts zu hangeln, und wurden dafür bestraft. Wir waren Drittletzte an der Kreuz-Tonne, haben dann aber alles reingehauen, um daraus noch ein respektables Ergebnis zu machen, und sind megahappy, dass wir durch gute Vorwindstrecken und eine gute zweite Kreuz noch auf den 16. Platz vorfahren konnten.” Im zweiten Rennen touchierte das Winkel-Duo ein portugiesisches Team. Der folgende Doppel-Strafkringel warf die beiden weit nach hinten. Eine erneut gelungene Aufholjagd führte immerhin noch auf Rang 16.
“Es war viel Kampfgeist nötig. Dazu ist unser Schiff noch kaputt und muss repariert werden. Wir haben zum Glück jemanden gefunden, der es über Nacht macht. Unser Boot wird morgen wieder bereit sein. Wir auch”, kündigte Malte Winkel an. Weiter sagte der 470er-Steuermann: “Wir erwarten morgen noch einmal einen Tick mehr Wind. Da fühlen wir uns auf jeden Fall wohl. Der Abstand zum Medaillenrennen ist jetzt schon recht groß, aber es ist noch absolut drin. Die Strategie ist, noch mal alles reinzulegen. So, wie wir es heute auch gemacht haben – mit dem Quäntchen mehr Glück. Es ist nicht vorbei, bevor es vorbei ist.”
Auf den Plätzen 16 und 18 haben auch Theresa Löffler/Christopher Hoerr (90 Punkte) und Luise Wanser/Philipp Autenrieth (93 Punkte) ihre Hoffnungen auf den Einzug ins Finale der 470er-Mixed-WM noch nicht aufgegeben. “Das letzte Rennen … Wir können es ja doch noch! Wir glauben daran”, sagte Luise Wanser nach Rang drei in Wettfahrt neun kämpferisch.
Der Rückblick der Hamburgerin auf Rang zwei in Wettfahrt neun: “Wir hatten einen guten Start, sind schön nach links gefahren, da war mehr Wind. Es lief alles so, wie wir es geplant hatten. Dann hatten wir einen schönen Vorsprung, sind immer vor dem Feld geblieben. Dazu hatten wir noch ein kleines Battle mit Simon. Der war ja Erster. Das war auch spannend und hat Spaß gemacht.” Zum WM-Wochenend-Endspurt sagte Luise Wanser: “Wir versuchen unser Allerallerbestes. Mal sehen, ob es reicht.”