470er MixedDeutsche Olympia-Aspiranten starten zur Kieler Woche

Tatjana Pokorny

 · 12.06.2025

470er Mixed: Deutsche Olympia-Aspiranten starten zur Kieler WocheFoto: Sailing Energy; Semaine Olympique Française
Simon Diesch und Anna Markfort gehören zu den Anwärtern auf einen Olympia-Startplatz
In der Evergreen-Klasse 470er sind deutsche Crews traditionell erfolgreich – nur nicht bei Olympia. Das soll sich jetzt im jungen gemischten Modus ändern

Auf der internationalen Bühne erfolgreich, erfahren und erfolgshungrig: Die 470er-Mixed-Crews bilden auch im neuen Olympia-Zyklus eine der stärksten Gruppen, die der deutsche olympische Segelsport auf Kurs L.A. hat. Allen voran konnten Simon Diesch und Anna Markfort (Württembergischer Yacht-Club/Verein Seglerhaus am Wannsee) schon zu Jahresbeginn das erste Grand-Slam-Gold holen. Das Duo siegte in der Semaine Olympique Française. Ihre Team- und Trainingskameraden Theresa Löffler und Christopher Hoerr (Deutscher Touring Yacht-Club/Segelclub Breitbrunn-Chiemsee) standen ihnen als Vierte kaum nach. Weitere neu formierte Duos wie Malte Winkel/ Paula Schütze (Schweriner Yacht-Club/ Norddeutscher Regatta Verein), Theres Dahnke/Paco Melzer (Plauer Wassersportverein/Potsdamer Yacht-Club) und Jüngere drängen nach oben.

Drei Teams im Medal Race

In der Europameisterschaft im Mai konnten die 470er - Teams Diesch/Markfort und Löffler/Hoerr die Plätze fünf und sechs herausfahren. In der gerade stattfindenden WM liegen gleich drei Teams auf Kurs Medal Race: Dahnke/Melzer liegen überraschend auf Position vier, Diesch/Markfort auf sechs und Winkel/Schütze auf sieben. Die GER-Crews in der ältesten noch aktiven (und durch die seit der letzten Olympiade neue Mixed-Besetzung wieder hochattraktiven) Olympia-Jolle sind auf ihrer Road to Los Angeles 2028 vielversprechend durchgestartet.

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Sie haben ehrgeizige Pläne, denn die olympische 470er-Bilanz des deutschen Segelsports spiegelt das immer wieder herausragende Leistungsniveau deutscher Segler seit der Olympia-Premiere 1976 nicht wider. Nur beim ersten Mal ließen es Frank Hübner und Harro Bode mit ihrem Olympia-Sieg krachen. Vier Jahre später holten Jörn Borowski und Egbert Swensson noch Silber. Danach gelang 470er-Crews trotz vielfacher Güte unter schwarz-rot-goldener Flagge nie wieder olympisches Edelmetall.

Viele WM-Titel, aber keine olympischen Medaillen

Weder die 1987er-Weltmeister Bernd Höft/Falko Bier noch die zweimaligen Weltmeister, Kieler-Woche-Rekordsieger und Ausnahmesegler Wolfgang Hunger und Rolf Schmidt konnten bei Olympia aufs Podium segeln. Auch nicht die Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre mit fünfmal WM-Gold eindrucksvoll agierenden weiblichen DSV- Crews wie Susanne Meyer/Kathrin Adlkofer (2-mal WM-Gold), Tanja Stemmler/Sabine Lenkmann (1-mal WM-Gold) oder Ines Bohn/Sabine Rohatzsch (2-mal WM-Gold). Die olympische Medaillendurststrecke des deutschen 470er Segelsports dauert nun schon 45 Jahre an.

Zeit, das zu verändern, finden die Besten im German Sailing Team, die bei der Kieler Woche in diesem Jahr nicht in der ersten, sondern in der zweiten Wochenhälfte vom 25. bis 29. Juni gefordert sind. Simon Diesch, Neffe und Sohn der 1976er-FD-Olym-pia-Sieger Jörg und Eckart Diesch, nimmt mit Anna Markfort einen zweiten Olympia-Anlauf. Der erste endete nach dem so hart erfochtenen Sieg in der nationalen Ausscheidung mit dem 14. Platz bei der Olympia-Regatta in Marseille. Statt nur zwei Jahre Vorbereitungszeit, haben die erst seit 2022 in einem Boot segelnden Diesch/Markfort jetzt vier Jahre Zeit, sich mit all der gewonnenen Erfahrung vorzubereiten. Der Sieg in Hyères zu Jahresbeginn war der goldene Startschuss für ihr Medaillenziel. Steuermann Simon Diesch sagt: „Am Ende musst du das Gefühl kennen, wie man gewinnt. Deshalb ist es wirklich wichtig, auf dem Weg dahin zu gewinnen.“

Kieler Woche gibt Vorgeschmack auf Olympia

Auch die rund ein halbes Jahrzehnt jüngeren Jäger Theresa Löffler und Christopher Hoerr blicken bei ihrer zweiten gemeinsamen Olympia-Kampagne in die Zukunft. Sie kennen sich schon aus der Opti-Kindheit, segeln seit 2019 zusammen. Theresa Löffler, 25, sagt: „Es gibt viele gute Learnings vom ersten Mal. Der Plan muss jetzt natürlich sein, nicht nur national, sondern möglichst auch international die Nummer eins zu sein. Wir waren bei unserer ersten Kampagne noch als Außenseiter-Team dabei. Die dabei gewonnene Erfahrung ist wertvoll für uns.“

Wer in der konkurrenzstarken Klasse 2028 zu den Spielen nach Los Angeles fährt, ist noch unklar, der Wettkampf wird spannend. Die Kieler Woche wird einen Vorgeschmack darauf geben.

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