Tatjana Pokorny
· 07.05.2021
Theres Dahnke und Matti Cipra gewannen bei der historischen EM-Premiere der 470er-Mixed-Crews Silber. Das German Sailing Team ersegelte drei weitere Top-Ten-Plätze
Für das German Sailing Team war es eine gute und lehrreiche Europameisterschaft: Theres Dahnke und Matti Cipra gewannen die Silbermedaille in der für 2024 neu ins Olympiaprogramm gewählten Segeldisziplin 470er-Mixed. Drei weitere Crews erkämpften sich im Mixed, bei den Frauen und bei den Männern einen Platz in den Top Ten. Spannend war zu beobachten, wie unterschiedlich die Antworten der neu formierten Mixed-Crews bei ihrer historischen EM-Premiere ausfielen. Der Blick auf das Endergebnis verrät: Unter den zehn besten Teams sind fünf mit Steuermännern und fünf mit Steuerfrauen. Die Auftakt-Bilanz im Vergleich zwischen ihr oder ihm an der Pinne und entsprechend anders herum an der Vorschot fiel ausgeglichen aus. EM-Gold räumte der israelische Steuermann Nitai Hasson mit seiner Vorschoterin Saar Tamir vor Theres Dahnke/Matti Cipra und der britischen Steuerfrau Vita Heathcote mit Ryan Orr ab. Hinter den viertplatzierten Franzosen Marina Lefort/Paco Lepoutre sicherten sich Daniel Göttlich und Anna Markfort Platz fünf.
Für Theres Dahnke und Matti Cipra war es ein gelungener Einstand ihrer gerade neu formierten Crew. Zwar kannten sich die beiden Segler vom Plauer Wassersportverein schon vorher gut und hatten 2019 schon einmal gemeinsam eine Deutsche Meisterschaft bestritten und sogar gewonnen. Doch segelten beide bis gerade eben noch in reiner Frauen- und reiner Männer-Konstellation. Dahnke unterlag mit Birte Winkel in der nationalen Olympiaqualifikation mit nur einem Punkt Rückstand den für Olympia qualifizierten Luise Wanser und Anstasiya Winkel. Matti Cipra segelte als Vorschoter mit Steuermann Malte Winkel, doch die deutschen 470er-Männer hatten die Olympia-Qualifikation verpasst. In neuer Formation steuern nun Dahnek/Cipra und eine Reihe weiterer deutscher 470er-Mixed-Crews bereits Olympia 2024 an.
Die junge Disziplin steht noch ganz am Anfang, und nach Olympia in diesem Sommer werden weitere starke nationale und international Bewerber aus den bisherigen Frauen- und Männerfeldern dazustoßen. Umso mehr freute sich Theres Dahnke über den ersten Erfolg: "Das war ein guter Einstieg. Das Mixed-Segeln hat sehr viel Spaß gemacht. Ich bin selbst gespannt, ob wir in Zukunft mehr Steuerfrauen oder mehr Steuermänner erleben werden. Die Anfangslogik spricht für Frauen am Steuer, weil es weniger Frauen gibt, die als ideale Vorschoterinnen die richtige Größe mitbringen. Andererseits ist es für Vorschoterinnen schwierig, beim Rocken gegen die Jungs zu bestehen. Bei viel Wind sind wiederum die Steuerleute mehr gefragt. Das könnte ein Vorteil für Steuermänner sein. Für mich als Steuerfrau war es schon ein krasser Unterschied, mit einem Vorschoter zu segeln. Ich habe jetzt einen Mann vorne, der deutlich größer und schwerer ist als meine frühere Vorschoterin. Das ist ein großer physischer Unterschied, der die Optionen der Steuerfrau erweitert. Für mich ist dadurch vieles einfacher als vorher."
DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner freute sich über den guten Durchstart der gemischten 470er-Duos: „Es ist schon beeindruckend, wie unsere Mixed-Teams mit der Silbermedaille und Platz fünf auf Anhieb Zeichen setzen konnten. Sie haben sich damit für die kommenden Jahre auf Kurs Marseille 2024 in gute Positionen gebracht. Das war ein vielversprechender Auftakt, der sehr zuversichtlich stimmt. Ich gratuliere beiden Teams sehr herzlich zu dieser Leistung und habe mich auch über das solide Ergebnis der 470er-Frauen gefreut. Toll war hier, dass sich Malte Winkel so spontan bereit erklärt hat, die verletzungsbedingte Vakanz zu füllen und das Coaching zu überehmen. Diese Art der Unterstützung untereinander ist hervorragend.“
Die Olympiastarterinnen Luise Wanser und Anastasiya Winkel segelten im EM-Revier vor Vilamoura auf Platz acht. Mit erkrankungsbedingt geschwächter Vorschoterin und Ersatz-Coach Malte Winkel, der spontan für Stammtrainer Riccardo de Felice nach dessen Rippenbrüchen eingesprungen war, segelte die Frauen-Crew vom Norddeutschen Regatta Verein in überwiegend leichten Winden auf Platz acht. Ein wenig mehr hatten sie sich nach den jüngsten Erfolgen vorgenommen, doch der Top-Ten-Platz ist angesichts der Umstände auch aus Sicht der DSV-Sportdirektorin ein "solides Ergebnis" für die beiden Seglerinnen, die nach einem Jahr intensiver Arbeit hoffnungsfroh ihrer Olympiapremiere entgegensegeln.
Bestes deutsches Männer-Team waren bei der 470er EM Simon Diesch und Philipp Autenrieth als Gesamt-Neunte. Die offenen kontinentalen Titelkämpfe gewannen bei den Männern die Neuseeländer Paul Snow-Hansen und Daniel Wilcox. Europameister sind die Weltmeister von 2018: Kevin Peponnet und Jéremie Mion. Bei den Damen setzten sich die Französinnen Camille Lecointre und Aloise Retornaz durch.