Tatjana Pokorny
· 09.11.2021
Es bleibt spannend auf dieser Etappe im Mini-Transat EuroChef: nach vorübergehendem Absturz im Zwischenklassement ringen Fink, Burke und Kargl um jeden Platz
Es geht zur Sache auf der zweiten Etappe im Mini-Transat EuroChef: Nach dem Nord-Süd-Poker in der vergangenen Woche hat sich das Feld neu sortiert. Während sich Spitzenreiter Pierre Le Roy auf "Teamwork" in der Protowertung bei rund 740 Seemeilen bis ins Ziel einen veritablen Vorsprung von mehr als 50 Seemeilen vor seinem Landsmann Fabio Muzzolini auf "Tartine sans Beurre" erarbeitet hat, geht es in der Serienbootwertung deutlich enger zu. Hier führte am Dienstagmorgen Loïc Blin auf "Technique Voile – Les Entrepreneurs du Golfe" mit gerade einmal drei Seemeilen Vorsprung vor dem Italiener Alberto Riva auf "Ediliziacrobatica". Die Top 14 der Serienboote liegen insgesamt 50 Seemeilen auseinander, während sie der Ziellinie vor Guadeloupe mit Geschwindigkeiten zwischen sieben und teilweise mehr als neun Knoten entgegenstreben.
Schnellster Steuermann der Serienboot-Flotte war gut eineinhalb Wochen nach dem Start Hugo Dhallenne. Der nach Etappe eins und den von der Jury gewährten Zeitgutschriften zweitplatzierte Skipper erreichte am Dienstagmorgen fast zehn Knoten Speed. Dhallene setzte dabei wie der nach zwischenzeitlichem Höhenflug inzwischen wieder auf Platz 29 zurückgefallene Österreicher Christian Kargl weiter auf die Südroute und segelte damit weit entfernt vom direkten Kurs. Im Gegensatz dazu suchten die beiden deutschen Skipper Melwin Fink ("SignForCom", 25.) und Lennart Burke ("Vorpommern", 23.) mit etwas mehr als 80 Seemeilen Rückstand auf den Spitzenreiter ihr Glück weiter nördlich und damit dichter am direkten Kurs. Wobei Finks Bugspitze am Dienstagmorgen sogar noch weiter in Richtung Norden zeigte, während sich Burke wieder nach Süden orientierte. Die Positionierungskämpfe bei der Annäherung ans Ziel bleiben hochspannend zu beobachten. Zwar existiert die "Autobahn" mit zwei, drei Knoten stärkeren Winden im Süden weiterhin, doch riskieren die dort ihre Chance suchenden Segler auch den weiteren Weg. Auf der anderen Seite birgt der nördliche Kurs näher an der Ideallinie weiterhin eine gewisse "Windlöchrigkeit". Wer liegt also richtig und wird das Rennen machen?
Auf der Facebook-Seite von Melwin Fink gab es zu dieser und anderen Fragen am 12. Tag auf See unter der Überschrift "Gangwechsel" diesen Kommentar seines Teams zu lesen, den wir in Auszügen zitieren. Auch dieser Kommentar endet mit einer Frage: "Es rappelt im Feld - immer, wenn das Rennen witterungsbedingt in den nächsten Gang schaltet. Seit geraumer Zeit nutzt Melwin Fink die Wetterlage solide aus und positioniert sich gut im Feld. Für rechnerische Kunstwerke ist es zu früh – die aktuelle Positionierung von Melwin Fink und den anderen Teilnehmern im Gesamtklassement lässt vieles offen. Das Feld hat noch rund 1.000 Seemeilen vor sich bis zum Ziel. Es warten noch viele spannende Momente mit Wetterwechseln auf die Skipper. Leider oder auch vielleicht zum Glück ist die Auffahrt zur Passatautobahn noch nicht vollständig erreicht. Mit dem Blick auf das Wetter entscheidet sich für Melwin Fink in den kommenden Stunden, auf welchem Rang er voraussichtlich auf die Passatautobahn auffährt. Kann er seine Top-Platzierung im Gesamtklassement, dann auf den nächsten rund 1.000 Seemeilen bis ins Ziel verteidigen?"
Die schnellsten Protosegler, unter denen Spitzenreiter Pierre Le Roy zuletzt mit eindrucksvollen 12,6 Knoten Geschwindigkeit unterwegs war, werden schon zum Wochenende im Zielhafen Saint-François erwartet. Mit den besten Serienboot-Seglern wird in fünf, sechs Tagen im Ziel gerechnet. Die Langzeit-Windprognose verspricht zum Wochenende gute und stabile Winde von bis zu 20 Knoten für die Zielannäherung der führenden Boote. Bereits auf Guadeloupe angekommen sind neben vielen Familienangehörigen der Miniisten und Fans auch Melwin Finks Eltern, die ihren Sohn dort wie schon im Etappenhafen Santa Cruz de La Palma herzlich in Empfang nehmen werden.