Mini-TransatLenz kämpft ums Podium, Mini-Frauen stark

Tatjana Pokorny

 · 24.09.2025

Alicia de Pfyffer lag nach drei Nächten in den Top Ten der Serienboote.
Foto: Manon Le Guen
Die ersten 48 Stunden im La Boulangère Mini-Transat waren heftig. Beim raschen Durchzug eines Sturmtiefs wurden die Solisten von Böen um 35 Knoten auf rauer See Stark gefordert. Zwei Mastbrüche und viel Bruch waren zu verzeichnen. Während Solistinnen sowohl bei den Protos als auch in der Serienbootwertung beeindrucken, nutzte Hendrik Lenz die Bedingungen nach inzwischen drei Nächten auf See zum Angriff auf die Spitze.

Vieles von dem, was Hendrik Lenz vor seinem ersten Mini-Start am 21. September gesagt hatte, trifft auf der seit Sonntag laufenden ersten Etappe nach Santa Cruz de La Palma tatsächlich ein. Da war etwa dieser Satz: “Ab 24, 25 Knoten verkloppen wir alles.” Mit dieser Aussage hatte 31-Jährige beim Abwägen der Vor- und Nachteile seines Vector-Minis lächelnd eine Schokoladenseite auf den Punkt gebracht. Genau die war nun in der knackigen Auftaktphase des großen Rennens für die kleinen Boote äußerst hilfreich.

Angriff aufs Podium im Mini-Transat

Aus einen Top-20-Start hat Hendrik Lenz nach inzwischen drei Nächten auf See mit zuletzt einer der besten Durchschnittsgeschwindigkeiten bei den Serienbooten einen ernsthaften Angriff aufs Podium eingeläutet. In der Nacht zum 24. September lag Lenz schon auf Rang drei bei den Serienbooten. Am frühen Mittwochmorgen rang der “Monoka”-Skipper nahezu gleichauf mit Deniz Bagci auf “Sonmez Global” weiter um den dritten Rang. Keine halbe Seemeilen trennte den Deutschen und den Türken.

Dabei hatte sich Hendrik Lenz zu seinem “Flyer” auf der Außenbahn westlich der Anlegelinie in den Etappenhafen Santa Cruz de La Palma positioniert. Bagci strebte fast gleichauf, aber etwas östlich von Lenz querab der portugiesischen nach Süden. Beide jagten den gut 30 Seemeilen vorausliegenden Serienboot-Spitzenreiter Amaury Guerin auf “Groupe Satov” und den etwa 20 Seemeilen vor ihnen liegenden Paul Cousin auf “AFP – Biocombustibles”. Die schnellen Franzosen erfüllen damit weiter ihre Favoritenrollen.

Vor Rennstart hatte Hendrik Lenz über Amaury Guerin und Paul Cousin gesagt: “Beide segeln ihre Raison-Maxis am Limit.” Ebenfalls hatte Hendrik Lenz vor Rennbeginn festgehalten, dass er vor allem Amaury Guerin auf langen Strecken “alles” zutraut. Das Bild, dass der deutsche Vector-Solist vor vielen Wochen schon in Worten gezeichnet hatte, ist in der Realität angekommen.

Eine Schweizerin in den Top Ten

Das gilt auch für Lenz’ Vector-Weggefährten, Trainingspartner und Freund Nicolo Gamenara. Der Italiener zeigt mit Rang sechs, dass auch er seinem Boot in den strammen Auftaktbedingungen einigen Speed entlocken konnte. Eine auffällig starke Position hat sich als bislang erfolgreichste Solistin bei den Serienbooten Alicia de Pfyffer erkämpft. Die in Simbabwe geborene und in Tarifa aufgewachsene Schweizerin ist am und mit dem Meer großgeworden. Langfristig hat sie ein Auge auf die Vendée Globe geworfen.

Mehr als 35.000 Seemeilen hat Alicia de Pfyffer als Crew-Mitglied auf Maxi-Yachten bereits im Heckwasser. Mehr als 8000 Seemeilen war sie 2023 im Figaro-Circuit als Co-Skipperin von Eddouard Golbery in die Offshore-Lehre gegangen, bevor sie sich für das Mini-Transat entschied und qualifizieren konnte. Der Sprung an die Startlinie gelang ihr schließlich auch mit Hilfe einer Crowd-Funding-Aktion. Jetzt setzt Alicia de Pfyffer auf ihrem Maxi “Wallaby” ihren Traum vom Mini-Transat um, segelte am Mittwochmorgen als beeindruckende Achte und beste Frau in den Top Ten der Serienboote.

Bei den Proto-Seglern ist es indessen keine Überraschung, dass Foiling-Favorit Benoït Marie vor dem Feld hergaloppiert. Knapp 30 Seemeilen Vorsprung hielt der “Nicomatic – Petit Bateau”-Skipper am Mittwochmorgen vor Alexandre Demange vom Team DMG Mori Sailing Academy. Weiter vorgerückt ist der Schweizer Felix Oberle auf “Big Bounce – Beltrona”, der inzwischen Platz drei erobern konnte.

Attacke von Thaïs: Jean Le Cams Tochter glänzt

Als beste Proto-Solistin beeindruckt Thaïs Le Cam auf “Frérots Ad” knapp 60 Seemeilen hinter Benoït Marie auf Platz vier. In ihrer dritten Mini-Saison drückt die Tochter von Vendée-Globe-Urgestein Jean Le Cam, die im Alter von 28 Jahren in die Mini-Klasse kam, das Gaspedal auf ihrem Raison-Entwurf mächtig durch.

Für andere dagegen ist das Rennen schon vorbei. Thomas Biasse und Thomas Hamparian haben ihre Masten verloren. Zerrissene Spinnaker, gebrochene Bugspriets, abgerissene Ausleger, defekte Autopiloten – die Liste der frühen Schäden ist nach den druckvollen Eröffnungsbedingungen lang. Sie unterstreicht das hohe sportliche Anfangstempo dieser 25. Auflage des La Boulangère Mini-Transats.

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Auch mit Seekrankheit hatten einige Solisten in den Sturmböen und Gewittern der Auftaktphase auf dem Kurs von Les Sables-d’Olonne nach Santa Cruz de La Palma zu kämpfen. Ihre Kommentare zu allem Erlebten werden mehrheitlich erst nach dem Zieldurchgang von Etappe eins zu hören sein, denn im Mini-Transat ist der Kontakt der Segler zur Außenwelt nicht gestattet.

Mini-Transat: Serienboot-Beste heizen Protos ein

Am frühen Mittwochmorgen hatten die schnellsten Minis querab der portugiesischen Küste und bei rund 550 Seemeilen bis zu den Kapverden bereits Porto passiert. Bemerkenswert dabei war, dass Serienboot-Spitzenreiter Amaury Guerin dem als unschlagbar geltenden Proto-Überflieger Benoït Marie recht dicht auf den Fersen war. Hier geht es zum Tracker, der alle vier Stunden aktualisiert wird.

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Spannend wird zu sehen sein, ob die voraussichtlich gegen Etappenende nachlassenden Winde noch das Zeug dazu haben werden, die bisherigen Hackordnungen stark durcheinanderzubringen. Benoït Marie hatte am frühen Morgen des 24. September noch rund 790 Seemeilen bis nach Santa Cruz de La Palma vor sich. Für den schnellsten Serienbootsegler Amaury Guerin waren zum vergleichbaren Zeitpunkt noch 812 Seemeilen zu meistern. Damit war er zu dem Zeitpunkt schneller unterwegs als der zweitbeste Protosegler Alexandre Demange.

Eine starke Frau und Mini-Seglerin! Die Geschichte von Mini-Solistin Alicia de Pfyffer:

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