Tatjana Pokorny
· 22.09.2025
So hatte sich der Franzose Thomas Biasse sein Mini-Transat bei der 25. Jubiläumsedition nicht vorgestellt. Gleich zu Beginn der ersten Nacht der ersten Etappe von Les Sables-d’Olonne nach Santa Cruz de La Palma ist der Mast auf “Une Spondy en Mini” gebrochen. Das Unglück von Biasse hatte sich noch am Sonntagabend im Norden der Île d’Yeu in starken Böen ereignet. Dem Skipper geht es körperlich gut. Thomas Biasse,so vermeldeten die Veranstalter, wird den Starthafen voraussichtlich am Montagnachmittag unter Notrigg aus eigener Kraft erreichen.
Probleme hatte auch Landsmann Julien Letissier mit seinem Autopiloten. Er musste sich zu einem Pitstopp in Lorient entschließen. Die Reparatur will er im Hafen von Morbihan möglichst schnell durchführen und das Rennen anschließend fortsetzen. Entsprechend des Reglements muss er allerdings im Fall eines solchen Reparaturstopps eine zwölfstündige Wartezeit voll machen, bevor er weitersegeln darf.
Bevor es die ersten Solisten schon hart getroffen hat, waren am Starttag in Les Sables-d’Olonne große Emotionen im Spiel. Der Abschied von den 90 Solisten fiel intensiv aus. Familien, Freunde und Fans der Skipper, unter denen 14 Frauen unterwegs sind, gaben den Wagemutigen ihren Beifall und viele gute Wünsche auf diese erste, 1350 Seemeilen lange Etappe mit. Bei 75 Prozent Erstteilnehmern war der Aufregungspegel hoch, bis sich die Proto- und Serienflotten verabschiedeten.
Inzwischen haben viele Boote von Les Sables-d’Olonne aus den ersten Wegpunkt südlich von Concarneau längst gerundet und befinden sich auf dem Abschnitt durch die Biskaya. Wer das Rennen auf dem Tracker verfolgen will, braucht dafür aktuell aber noch einige Geduld. Nicht immer bildet der Tracker die Boote ab. Verwirrend ist auch, dass das Festland im Tracker blau dargestellt ist. Die Veranstalter haben vermeldet, dass ein Technikteam an den Problemen arbeitet.
Für die Segler spielen diese Probleme keine Rolle. Die Wettfahrtleitung hat versichert, dass sie die Positionen aller Boote auf dem Schirm hat. Auch sind im Tracking die aktuellen Platzierungen in Listenform am linken Bildrand zu sehen. Dass Benoït Marie die Protowertung anführt, ist keine Überraschung. Hier ist im Interview mit dem 38 Jahre alten “Nicomatic – Petit Bateau”-Skipper nachzulesen, warum das so ist. Ihm folgte am Montagmittag in der reinen Protowertung Alexandre Demange vom Team DMG Mori Sailing Academy mit bis dahin nur zwei Seemeilen Rückstand. Der Schweizer Felix Oberle war mit “Big Bounce – Beltrona” als Fünfter im Soll.
Auffallend gut agierte zu diesem frühen Zeitpunkt der beste Serienbootsegler Paul Cousin auf “AFP – Groupe Biocombustibles” mit nur vier Seemeilen Rückstand auf Foiling-Proto-Überflieger Benoït Marie stark. Unter den 57 Serienbooten hat sich der Düsseldorfer Hendrik Lenz am Montagvormittag bereits von Platz 19 auf Platz 14 vorgearbeitet. Seine ehrgeizige Zielsetzung für die Mini-Premiere: “Unter die ersten Zehn zu kommen, wäre Silber. Die Top-Fünf Gold.” Den aktuell bei den Serienbooten führenden Paul Cousin hatte Lenz vor dem Start als Mann mit Sprint-Qualitäten zu den Top-Akteuren gezählt.
Er selbst will auf “Monoka” an der Seite seines Freundes, Vector-Verbündeten und Konkurrenten Nicolo Gamenara in die Maxi-Phalanx einbrechen. Kurz vor dem Start hatte Elektroingenieur Lenz in Les Sables-d’Olonne eine zufriedene Vorbereitungsbilanz gezogen: “Ich glaube, mein Boot war selten so gut wie jetzt.” Er sei mit Ersatzautopiloten, Ersatzteilen für die Hauptelektronik und Windsensoren sowie Reparaturmaterialien bestens ausgerüstet. Nur auf einen Ersatzkompass hat er verzichtet, weil der bei rund 1000 Euro Anschaffungskosten nicht mehr ins Budget passte.
Seine Segelgarderobe beinhalte “einen neuen ganz großen Spi Max, der auf der zweiten Etappe vermutlich zu 100 Prozent draußen sein wird”, so Hendrik Lenz. An Bord ist auch ein älterer, aber selten gesegelter Spi medium. Lenz sagt: “Dann sind da noch der Code 0 auf Draht gerollt, das neue Groß von dieser Saison, die Genua und das Sturmsegel, das ich noch nie eingesetzt habe.”
Die Routings vor dem Start hatten für Hendrik Lenz eine Etappendauer von 8 Tagen und einigen Stunden ergeben. Es könne aber, so der Vector-Angreifer, auch etwas schneller gehen. Er hielt es für möglich, Finisterre binnen 48 Stunden zu erreichen. Der Etappenverlauf wird zeigen, wie schnell die Solisten im Mini-Transat tatsächlich vorankommen. Der Proto-Rekord für Etappe eins steht bei 7 Tagen, 8 Stunden, 58 Minuten, bei den Serienbooten bei 8 Tagen, 12 Stunden, 23 Minuten.
Befragt werden können die Segler und Seglerinnen während des Rennens nicht zu ihren Einschätzen. Es ist eine Besonderheit des Mini-Transats – und ganz anders als bei “gläsernen Rennen” wie dem Ocean Race Europe oder dem Glob40 –, dass die Akteure im Einsatz keinen Kontakt zur Außenwelt haben dürfen. Alleine die Wettfahrtleitung hält den Kontakt. Die Zwischenstände verrieten am Montag, dass Thiemo Huuk auf “Europe” zunächst auf Platz 24 lag, der Deutsch-Franzose Victor David mit “Ich bin ein Solitaire” auf Platz 31.
Nachtrag (Aktualisierung, 22. September, abends): Die Veranstalter haben ihre Tracking-Probleme wieder im Griff. Am Abend lief die Animation wieder bestens.