Im Mini-Transat ist die Passatwindjagd eröffnet. Nach tagelanger Leichtwindquälerei seit dem Start am 25. Oktober vor Les Sables-Dd’Olonne geht im Mini-Transat jetzt nach und nach die Post ab. 32 Proto-Solisten und 57 Serienbootsegler haben endlich wieder Druck im Segel und können das Gaspedal auf Etappe zwei durchdrücken. 2700 Seemeilen sind es von Les Sables-d’Olonne nach Guadeloupe insgesamt.
Nachdem die erste Mini-Transat-Etappe aufgrund stürmischer Bedingungen ohne Wertung abgebrochen worden war, ist es nun dieser eine Riesensatz über den Atlantik, der über die Sieger und Platzierungen bei der 25. Edition des großen Rennens für die kleinen Boote entscheidet. Fast drei Tage mussten die 89 Skipperinnen und Skipper auf See warten, bevor sie die Vorboten der Passatwinde spüren konnten.
Nach dem Start in sehr schwachen Winden, teilweise gar auf spiegelglatter See in Windstille, blähte am Dienstag endlich frischer Druck die Spinnaker auf. Die schnellsten haben die Passatwinde bereits erreicht, wie die Bootsgeschwindigkeiten im Tracking für das Mini-Transat am 28. Oktober zeigen. Keine Überraschung: Bei immer noch 2300 Seemeilen bis ins Ziel führte “Super-Foiler” und Top-Favorit Benoît Marie auf “Nicomatic - Petit Bateau” das Proto-Feld am Dienstagabend mit rund 20 Seemeilen vor ebenso bekannten Powerplayern wie Alexandre Demange (”DMG Mori Sailing Academy 2”) und Mathis Bourgnon (”Assomast”) an.
Wieder etwas zurückgefallen ist der Schweizer Podiumskandidat Felix Oberle auf “Big Bounce - Beltrona”, der bei rund 65 Seemeilen Rückstand auf Benoît Marie als Zehnter in die Nacht segelte. Thais Le Cam hielt mit ihrer “Frerots Ad” als beste Proto-Seglerin Platz sieben. Hier geht es zum Tracking für Protos und Serienboote.
Auch bei den Serienbooten lagen nach anfänglich ständig wechselnden Klassements die meisten Co-Favoriten vorne. Paul Cousin führte am späten Abend des 28. Oktober mit zwölf Seemeilen Vorsprung vor Quentin Mocudet auf “Saveurs et Delices” und Antonin Chapot auf “Espérance Banlieurs”. Alle drei vorne liegenden Serienboote sind Raison-Maxis.
Auf Platz vier spielte auch der Düsseldorfer Hendrik Lenz zu Beginn des vierten Mini-Transat-Tages ganz vorne mit. Sein Vector hat die angespannte Phase der flauen Winde so gut gemeistert wie der Skipper selbst. Der 31-Jährige Lenz hatte sich zuletzt tendenziell auf der Westflanke des Pelotons positioniert und war gut dabei, als die Winde langsam zunahmen. Als erster Nicht-Maxi-Segler dürften Lenz nach der konzentrierten Leistung zum Auftakt auch die aktuellen Bedingungen entgegenkommen.
Noch mehr Freude wird sich auf seiner “Monoka” mit der Rumpfnummer 1085 einstellen, wenn die Winde auch mal auf über 20 Knoten zunehmen. Vor Rennbeginn hatte Lenz einmal über seinen Bertrand Vector 650 gesagt: “Ab 24, 25 Knoten verkloppen wir alles.” Ald Dritetr beim für ihn bedauerlichen Abbruch der ersten Etappe hatte er schon herausgefunden, dass sein Boot auch in mittleren Winden sehr schnell sein kann.
Der Erstteilnehmer muss in den ersten 72 flauen Stunden des Mini-Transat vieles richtig gemacht haben, denn: Sein Trainingskamerad, Freund und Vector-Solist Niccolo Gamenara fand sich bei auffrischenden Winden mit seinem Vector zunächst nur auf Platz 23 wieder. Auch der Deutsch-Franzose Victor David lag auf Rang 35 noch nicht dort, wo er gerne wäre.
Victor Davin hatte sich mit den Top-20 vor Rennbeginn ein bewusst sehr ehrgeizig gestecktes Ziel gesetzt, doch die Zeit seines Verdier-Pogos kann noch kommen. Mit Thiemo Huuk lag als dritter deutscher Miniist bei dieser Auflage nach dem Flautenpoker mit seinem Bertrand-Vector “Europe” auf Platz 47.
Das Schlusslicht im Feld der Serienboote markierte vorerst Roland Welzigs Vector “Platypus”, dem die aktuellen Globe40-Segler Lennart Burke und Melwin Fink auf ihrer Werft Next Generation Boating vor dem Mini-Transat bei Refit noch mit Upgrades geholfen hatten. Während sich die Flotte auf ihrem Kurs nach Saint-François vorankämpfe, erreichte die Mini-Gemeinschaft an Land traurige Kunde.
Der Yachthafen von Saint-François war am Morgen von einem schweren Brand heimgesucht worden. Die Organisatoren des Rennens bekundeten der Stadt und Menschen im Hafen Hafen ihre Solidarität.
Mini-Transat-Organisationsleiter Emmanuel Versace erklärte: „Der Yachthafen von Saint-François ist seit 2021 Austragungsort der Boulangère Mini Transat. Wir haben die Nachricht daher mit großer Trauer aufgenommen. VSM und die gesamte Rennorganisation stehen den Einwohnern von Saint-François und Bürgermeister Jean-Luc Perian in dieser schweren Zeit zur Seite.” Weiter hieß es in einer Pressemitteilung der Veranstalter, dass es bei dem Brand “glücklicherweise keine Opfer gegeben” habe, weshalb die Auswirkungen auf die Ankunft der Teilnehmer moderat sein werden.