Tatjana Pokorny
· 14.01.2024
Gerade noch waren Lennart Burke und Melwin Fink selbst ambitionierte junge Mini-Segler mit ehrgeizigen Zielen. Beide hatten am Mini-Transat 2021 teilgenommen und mit guten Leistungen aus eigener Kraft auf sich aufmerksam gemacht. Fink segelte nach seinem legendären Sturmritt in Etappe eins in der Endabrechnung als Dritter bei den Serienbooten sogar aufs Podium. Der Jura-Student aus Bad Salzuflen war damals selbst erst 19 Jahre alt und hatte das Sprungbrett der Mini-Klasse in spektakulärer Weise genutzt.
Inzwischen haben Lennart Burke und Melwin Fink ihr gemeinsames Unternehmen Next Generation Boating gegründet, leben zusammen in einer WG in Hamburg und sind als Profis in die Class 40 gewechselt. Hier erzielten sie im vergangenen Jahr auf Anhieb erste Achtungserfolge. 2023 hatten sie die Class-40-Saisonmeisterschaft mit nur drei in die Wertung eingeflossenen Regattateilnahmen als starke 14. abgeschlossen.
Das Segeljahr 2024 werden Lennart Burke und Melwin Fink ab 19. Februar mit der Teilnahme am RORC Caribbean 600 eröffnen. Den Klassiker bestreiten sie mit vierköpfiger Crew, der auch der erfahrene Schweizer Simon Koster und der angriffslustige Italiener Nicolò Gamenara angehören werden. Es folgen der Atlantic Cup in den USA und weitere Rennen im Verlauf des Jahres, in dem es fürs aufstrebende deutsche Duo erst in der zweiten Jahreshälfte zurück in europäische Reviere geht.
Noch vor dem ersten Startschuss für die eigene Class-40-Kampagne im neuen Jahr legte das Duo Burke/Fink jetzt einen neuen Meilenstein in seiner noch jungen Team- und Firmengeschichte. Mit dem erst 19 Jahre alten Jonas Kroner haben Lennart Burke und Melwin Fink einen dritten Segler in ihr Team geholt. Der Neuzugang kommt aus Schloss Holte, einer kleinen nordrhein-westfälischen Gemeinde bei Bielefeld.
Jonas Kroner ist schon seit Anfang 2022 als Preparateur im Team von Lennart Burke und Melwin Fink im Einsatz. Er darf und will nun die Mini-Tradition im Team Next Generation Sailing fortsetzen und freut sich darauf: “Dass ich von Melwin und Lennart die Chance bekommen habe, das Mini-Transat 2025 zu segeln, ist echt unglaublich. Manchmal habe ich das Gefühl, dass alles nur ein Traum ist. Aber die schmerzenden Muskeln durch die intensive und harte Arbeit am Boot zeigen mir, dass es doch Realität ist.”
4.050 Seemeilen über den Atlantik sind doch mal eine andere Hausnummer als die Regatten, die ich bisher gesegelt bin. So eine Chance bekommt man nur einmal” (Jonas Kroner)
Jonas Kroner weiß, wie viel harte Arbeit und Entbehrungen auf ihn zukommen: “Die nächsten zwei Jahre werden für mich sicherlich ganz besonders werden. Ich werde unglaublich viel lernen und mich zahlreichen Herausforderungen stellen. Dabei bin ich sehr froh, dass ich mich immer an Melwin und Lennart wenden kann und die beiden mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen.”
Weiter sagte Jonas Kroner: “Auch von Porky (Red.: Bootsbaumeister Markus Mehlen) schaue ich mir noch so viel wie möglich ab. Was an einem Boot alles kaputt gehen kann, hat man ja bei Melwin und seinem Mastbruch gesehen. 4.050 Seemeilen allein über den Atlantik sind doch noch mal eine andere Hausnummer als die Regatten, die ich bisher gesegelt bin. Aber ich werde alles geben – das schulde ich Melwin und Lennart. So eine Chance bekommt man nur einmal.“
Am neuen Mini wird längst gearbeitet. In Regie des international renommierten Bootsbaumeisters Markus Mehlen wird der wertneue Rumpf des Vector 6.50 wie auch ein weiteres Boot für einen Privateigner auf der Team-Werft ausgebaut. Bislang war das Projekt ein Geheimnis, doch an diesem Sonntag lüftete das Team den Vorhang. Beim Neujahrsbrunch des Paderborner Yacht Clubs wurden bei der Bootstaufe erstmals der neue Mini und sein künftiger Skipper vorgestellt.
Auf den Namen “Ikigai” getauft, soll der Mini schon bald Jonas Kroner dienen. Fünf Leute haben über viele Wochen teilweise bis zu 14 Stunden pro Tag am Boot gearbeitet. Mit dem Tauftag startet die Kroner-Kampagne unter dem Dach von Next Generation Boating, die 2025 in den Einsatz beim Mini-Transat über den Atlantik münden soll.
Es ist uns sehr wichtig, den Nachwuchs zu fördern” (Lennart Burke)
„Als Profisegler leben wir von unserem Sport und haben die Verantwortung, dass diese schöne Sportart in Deutschland noch breiter und bekannter wird“, sagt Lennart Burke zur personellen Teamerweiterung. Und weiter: „Es ist es uns sehr wichtig, den Nachwuchs zu fördern. Wir möchten jungen, bis dahin eher unbekannten Talenten die Möglichkeit geben, Großes zu zeigen und die Begeisterung auch in der jüngeren Zielgruppe zu wecken.”
Bei Jonas fühlt man die Leidenschaft fürs Segeln mit jeder Faser” (Lennart Burke)
Für ihn selbst und Melwin Fink, so Burke, sei die Premiere im Mini-Transat “eine wahnsinnige Erfahrung und super Schulung” gewesen. Deswegen sei es für das inzwischen in der Class 40 aufstrebende “Sign for Com”-Duo naheliegend gewesen, Jonas Kroner nun mit seinem eigenem Boot und der Mini-Transat-Premiere 2025 als neues Talent eine Großchance zu geben.
Lennart Burke sagt: “Bei Jonas spürt man die Leidenschaft fürs Segeln mit jeder Faser. Er lebt voll und ganz dafür und stellt alles andere hinten an. Seine Hartnäckigkeit und sein Engagement haben uns beeindruckt. Wir sind uns sicher, dass er das rocken wird.“ So klingt es, wenn ein selbst noch sehr junges Team sich bereits in der Nachwuchsförderung engagiert.
Jonas Kroner ist seit Anfang 2023 Teammitglied. Jetzt darf er zeigen, was er selbst als Segler draufhat. “Wir haben ihm gesagt: ‘Gib alles und mach was draus. Gib Gas und lerne was’”, sagt Burke. Zur Motivation, den jungen Segler zu beflügeln, sagte Burke: “Der Segelsport ist unser Berufsfeld. Wir wollen dazu beitragen, dass er weiter wächst.”
Melwin Fink lacht und sagt: “Das wird richtig cool! Mal schauen, wie es sich anfühlt, wenn man selbst Zuschauer ist. Vermutlich kann ich dann besser nachfühlen, wie sich unsere Fans immer fühlen, wenn sie uns auf dem Tracker verfolgen und sich denken: ‘Was machen die da?’”
So ein Mini-Transat ist kein Zuckerschlecken” (Melwin Fink)
Fink weiß nur zu gut: “So ein Mini-Transat ist kein Zuckerschlecken. Jonas wird noch mit einigen Hürden zu kämpfen haben und Rückschläge einstecken müssen. Aber wir werden an seiner Seite sein und ihm helfen, sich bestmöglich auf das Mini-Transat 2025 vorzubereiten. Auf dem Atlantik muss er dann ohne uns klarkommen, denn die Regatta wird ja ohne Kontakt zur Außenwelt ausgetragen. Aber vielleicht ist er auch froh, wenn er endlich mal Ruhe vor uns hat und wir nicht dauernd mit klugen Ratschlägen um die Ecke kommen.”
Wie es den selbst um ein gutes Budget für ihre Class-40-Kampagne kämpfenden Seglern möglich ist, zusätzlich eine Mini-Kampagne eines weiteren Seglers zu beflügeln? Melwin Fink erklärt: “Das Mini-Transat ist ein großes Ereignis. Wir sind so froh und dankbar, dass wir es uns als Firma erlauben können, eine solche Kampagne zu unterstützen. Natürlich wäre das nie möglich ohne unsere tollen Sponsoren. Es ist bemerkenswert, dass Lippmann German Ropes, Rotpunkt Küchen und der Trans-Ocean e. V. Jonas so einen Vertrauensvorschuss schenken, einen noch unbekannten jungen Segler unterstützen.”
Das erste Jahr sei bereits finanziert. “Für den Rest”, sagt Fink, “suchen wir mit Jonas noch nach einem Hauptsponsor.” Das gesamte Team von Next Generation Boating werde “Jonas nicht nur in allen technischen Belangen beistehen, sondern zusammen mit den Sponsoren auch mit ihm mitfiebern und ihm die Daumen drücken.”
Gleichzeitig wollen Burke und Fink ihre eigene Karriere weiter vorantreiben und zur festen Größe im Hochseesegelsport heranwachsen. Dazu werden sie auch die eigene Werft nach Hamburg verlegen, schon demnächst neue Räumlichkeiten in der Nähe des Hamburger Flughafen beziehen. Fernziel könnte der Wechsel in die Königsklasse der Imocas sein. “Natürlich träumt man davon, irgendwann einmal Imocas zu segeln. Doch das ist noch eine Weile hin. Erst wollen wir uns in der Class 40 weiterentwickeln”, sagt Lennart Burke.
Wer sich für Lennart Burke und Melwin Fink, das Team Next Generation Sailing und die Pläne für die neue Saison interessiert: Die Segler sind am 27. und 28. Januar auf der boot in Düsseldorf zu Gast. Jeweils um 14 Uhr berichten die Jungstars auf der Bühne im Sailing Center in Halle 15 von ihren Plänen. Das Team ist in Halle 15 auch mit eigenem Stand CO4.2 vor Ort.